Fortuna Düsseldorf gegen Arminia 4:1 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent
Vernehmt die Erzählung, wie 3.000 Ostwestfalen auswärts zu Fortuna Düsseldorf gegen Arminia gefahren sind, um zu erleben, wie die eigene Truppe vom Anstoß an sagt: „Haut uns 4:0 weg, es sei denn, wir kriegen einen Elfer.“
Guck mal, das Düsseldorfer Messegelände! Schon ein bisschen her seit dem letzten Mal, da Fortuna und Arminia sich die letzten drei Spielzeiten nicht auf eine gemeinsame Liga einigen konnten.
Fünfundzwanzigtausendplusirgendwat sind in den Multifunktionskubus gekommen, in dem Fortuna spielen muss. Davon 3.000 Ostwestfalen – respektabel, respektabel! Dass die Dingsbums-Arena damit zur Hälfte voll ist, wird, wie wir alle wissen, elegant dadurch überspielt, dass die Sitze in bunten Farben durcheinander gestrichen sind. Lange habe ich überlegt, an was mich das erinnert. Jetzt weiß ich es: An einen Kaugummiautomaten. Und seit ich das weiß, frage ich mich, ob Kaugummiautomaten wohl dieselbe Taktik fahren. Überall bunt, trotzdem nur halbvoll.
Das Match jedenfalls spielt sich auf der anderen Seite des Kaugummiautomaten ab. In Arminias Hälfte. Ausschließlich. 20 Minuten geht das so. Einen Vorstoß von George Bello gibt es. Und der Vorstoß sagt: „Hilfe, Mittellinie, schnell wieder zurück.“. Der DSC spielt wie die Kita-Gruppe schwimmen geht. „Nicht ins Tiefe gehen!“.
Klar geht Fortuna dann in Führung. Selbst, wenn man nur auf Halbfeld spielt, kann man genug Platz zum Durchkombinieren lassen. Gästeblock: „Is dat schlecht von denen.“. Wenn Gästeblock was gesehen hat. Entgegen der Erwartung vieler zeigt sich die Sonne recht oft. Die steht genau über Fraisls Tor und so, wie das Spiel läuft, müssen wir ständig reingucken. Gästeblock kommentiert das Aprilwetter so: „Sonne? Doch Regen? Was’ das hier?“ – „Wie letztes Mal bei St.Pauli, wir haben drei gekriegt und ich hab nix gesehn wegen Sonne.“ Hier kann ich schonmal beruhigen. Heute kriegst Du zu sehen, wie sie drei kriegen. Passiert auf der sonnenabgewandten Seite.
Übers Wetter beschweren und gleichzeitig supporten? Können wir! Und wie wir das können! Stimmung machen wir wie wild, alle die Arme hoch, alle singen mit. Obwohl es nicht nach Punkten aussieht. Von oben stimmen auch die Arminis einen Wechselgesang an. Es gibt wenig, was bei Arminia konstant ist, aber das hier schon: An uns liegt es nicht.
Boah, Angriff DSC! Guter Angriff…EEEEYYY…JAAAAA, ELFER! Hack! JAAAAAAAAAAA! Jetzt wird alles g…Nee, irgendwie ist das nicht das Gefühl, das aufkommt. Ist das die Marschroute? Aus nichts viel machen? Zurückziehen, hoffen, dass der Gegner nicht merkt, wieviele Schnittstellen trotzdem offen sind? Wie gegen Kiel? Ist das die Marschroute? Falls ja, ist das keine besonders sichere. Hat ja gegen Kiel auch schon so gut geklappt.
Trotzdem, das Spiel wirkt etwas ausgeglichener, Das liegt daran, dass Fortuna am Ausgleich doch etwas kauen muss. Allerdings ist es nicht so, dass die Blauen den Ausgleich besser verdauen. Mehr Schwung ist nicht wirklich in den, wenn wir es so nennen wollen, Offensivbemühungen. Gästeblock hat eine Idee: „Hat Hille noch Vertrag? Hille! Hille!“. Hach ja, Hille und Düsseldorf…
Halbzeit. „Wieviel Nachspielzeit“ – „Drei.“ – „Gut, ich gehe schonmal.“. Die Nachspielzeit zur Pause rechnen- das hat Vorteile. Man ist vorne in der Klo- oder Fress-Schlange, hat drei Minuten mehr für Ver- und Entsorgung…und muss sich dat Gewürge nich’ antun.
Gewürge. Heute ein großes Thema, leider. Hier ist Gästeblocks Prognose für den zweiten Durchgang: „Jetzt kommen wieder 20 Minuten Scheiße, dann fällt das 2:1“. Nope. Sind nur zwei Minuten Scheiße. Dann wird Arminia schon wieder locker ausgespielt, 2:1 für die längste Theke der Welt.
Martin Fraisl ist heute nicht zu beneiden. Nicht nur, dass er den Ball viermal aus dem Netz fischen muss. Er ist der einzige, der keine Lust hat, hoch zu verlieren. Tapfer wirft er sich in jeden Schuss, jeden Angriff. Wie der Typ, der mit einem Buttermesser bewaffnet vor dem Burgtor steht und dies tapfer gegen die anrückende Ritterarmee verteidigt. Gibt’s bestimmt bald ‘ne Netflix-Serie zu.
Faisl ist also der einzige in Normalform. Wobei…was heißt schon „normal“? In dieser Saison wissen wir nicht, was „Normalform“ überhaupt bedeutet. Oder, was „Marschroute“ bedeutet (siehe oben). Was ist eigentlich Taktik? Prietl und Andrade kommen zur zweiten Halbzeit, es wird von 4-5-1 umgestellt auf 3-5-2. Wer ist vorne die „2“? Oder die „1“?
Wenigstens sind 3.000 Arminen in Normalform. Gästeblock brüllt, singt, feiert weiter. Und äußert folgendes: „Zaubergolf? Da muss ich hin!“. Spontan weiß ich nicht, was Zaubergolf ist, das da auf dem Spielfeld jedenfalls nicht. Noch nicht mal von Fortuna, die einfach nur ihren Stiefel zu spielen braucht. „Kommt“, ätzt Gästeblock, „wieder auf Außen hinterlaufen, dann ausspielen und drin.“. Jupp, funktioniert.
„Wenigstens kann Düsseldorf keine Standards.“ Doch.
Das 4:1 ist dann auch für unsere Tapferkeit im Support zuviel. Zwei symbolische Dinge zum Schluss. Erstens: Die Anzeigetafel, die verkündet: „Wichtige Mitteilung: Parkhaus 7 ist kurzzeitig geschlossen“. Wie die Fortuna-Hälfte für Arminia (außer dass die permanent geschlossen war). Zweitens: Aufbruchstimmung im Gästeblock. „Gibt mal meine Jacke.“ – „Hier hängen fünf Jacken, welche ist das denn?“ – „Die schwarze.“. Hier hängen drei schwarze Jacken.“. Wie Arminia im Ballbesitz auf der Suche nach Anspielstationen.
Applaus gibt es für den Düsseldorf Intanäschnell Ährpoat. Arminen können vor dem Spiel „Und? Wird es heute besser?“ fragen und „Nö.“ antworten. Da sind sie abgebrüht. Arminen können sich nach dem Spiel unter eine übergelaufene Regenrinne stellen und sagen: „Da bleibe ich stehen, bis ich nass werde. Hilft vielleicht.“. Da sind sie abgehärtet. Aber wenn es über ihnen dröhnt, gucken sie hoch, lassen den Unterkiefer fallen und sagen: „Boooah, Fluuuuuchzeeeuch.“ Wenigstens die Flieger können uns noch beeindrucken.