Fortuna Köln gegen Arminia 3:0

Rundumbeobachtungen DSC14/15-16 – Fortuna Köln gegen Arminia 3:0

Rundumbeobachter von 2022: Als Spitzenreitermal so richtig schön den Start ins neue Jahr daneben hauen.

„För Üch do.“. Was so aussieht wie niedergeschriebener Krampfhusten, ist Kölsch. Nein, kein alkoholfreies Gaffel, der Dialekt. Auf marketing-arminisch übersetzt heißt das: „#immerdabei“. In der Sprache des gestrigen ostwestfälischen Gästeblocks heißt das: „MannMannMannDo, ey, nääää…“. Also mal wieder nach Köln. Zur Fortuna. Ins Südstadion. Fortuna Köln gegen Arminia. „Was’n das für’n Topf…“, heißt es vor dem Eingang. Das Südstadion erinnert eine größere und ältere Rußheide. Die Flutlichtmasten, die angerosteten Zäune und der erodierte Beton vermitteln eine Atmosphäre irgendwo zwischen Stadtteil-Sportfest und 80er-Jahre-Fußball.

Fortuna Köln

Rechtzeitig drin, gute Gelegenheit, die Versorgung zu checken. Auf die Idee kommen auch andere. „So. Wir gehen jetzt trinken!“ lautet das Konzept, das aber jäh an der Erkenntnis scheitert, dass nur alkoholfreies Gaffel kredenzt wird (War da jemals Alkohol drin?). „Kriegen wir irgendwie was Vernünftiges reingeschmuggelt?“. Riesenandrang auch an der Bockwurst-Schokoriegel-Bude. Die Ketchup-Tütchen sind alle. Der freundliche Caterer will neuen Ketchup holen, verschwindet und kommt mit einem Stapel Papierservietten zurück. Was ein bisschen an Grobi aus der Sesamstraße als Kellner erinnert, ist tatsächlich ein Ketchup-Tütchen-Notstand.

Fortuna Köln

Etwa 2.500 Arminen sind unter den 4.912 Zuschauern. In der Straßenbahn zum Stadion zeigen sich die Einheimischen überrascht: „Hätte nicht gedacht, dass es so viele Bielefelder gibt.“. Ja, guckste mal! Es waren genug, um Euch sämtliche Ketchup-Tütchen abzuziehen, Ätsch! Vor dem Spiel wird eine Prognose auf die nächste Saison gewagt: „Also, ich hätte lieber den BVB als Freiburg…“.

Mit „Halloooo, Fußballdeutschland!“ wird das weite Rund begrüßt. Große Ansage in einem Stadion ohne Ketchup-Tütchen. „Halloooo, Köln-Zollstock!“, hätte aber auch komisch geklungen. Wie werden eigentlich Spiele in Köln-Wasserwaage, in Köln-Lineal und Köln-Geodreieck eröffnet? Aus den bis zum Anschlag aufgedrehten Boxen dudeln die Bläck Föös, die singend verkünden, dass ihr Herz für Fortuna schlage.

Für den EffZeh schlägt ihr Herz übrigens auch. Vielleicht müssen mehrere Herzen in einer barfüßigen Brust schlagen, wenn man den (berechtigten und erfüllten) Anspruch hat, die einzige authentisch kölsche Band zu sein. Und so stechen nicht nur die Bläck Föös aus dem ganzen Viva-Colonia-Karneval-Gedöns positiv heraus, sondern auch die Fortuna-Hymne aus dem ganzen TollsterBesterNiemalsUntergeh-Vereinshymnen-Bullshit.

Die Fans der Fortuna zeigen zum Einlauf der Mannschaften eine Choreo. Auch der prallvolle Gästeblock feuert an, obwohl sich der Stimmungsimpuls im Rund sehr schnell verflüchtigt. Fortuna geht aggressiv und nickelig zur Sache, Arminia spielt verhalten. Dennis Mast wagt ein paar Vorstöße. Auch Fabi Klos, die Charline Hartmann der Dritten Liga, prescht ein paar Mal voran.

Spielerisch ist Arminia, wie es im Fußballsprech immer so schön heißt, in der Anlage besser. Fortuna Köln kompensiert das durch Kampf und Einsatzwille. Das fehlt etwas bei den Blauen. Erst um die 20.Minute rum hat Daniel Brinkmann nach etwas Verwirrung im Zollstocker Strafraum die erste halbe Chance. „Jawoll!“, ruft einer vom Gästeblock. „Jawoll…Wo denn ‚Jawoll‘…?“, raunzt sein Nebenmann, „Dat is‘ mau!“. Und da hat er recht.

Im Nachgang spekuliert man, ob unsere Fünf-Siege-in-Folge-Kapelle mit einem Selbstläufer gerechnet haben mag – eigentlich sind sie professionell genug, das nicht zu tun -, in der ersten Halbzeit strahlen sie genau das aus: „Bei einem Selbstläufer laufen wir nicht selbst.“. In der 28. Minute läuft es auch in der bis dahin sicheren schwarzweißblauen Defensive nicht mehr selbst. Irgendeiner, ich meine Börner, steht bei einem weiten Pass auf Rechtsaußen völlig falsch, so dass Kraus Neuzugang Glockner perfekt auf den Schlappen flanken kann und der die Fortuna in Führung bringt. Ostwestfälische Reaktion auf dem Gästeblock. „Ich wusste es, ich wusste es!! MannMannMannDo, ey, nääää…“. Fortuna hat Oberwasser. Die Blauen, die laufen da irgendwo so…ne!?

Nach dem Halbzeitpfiff sofort ein Interview mit Fortuna-Trainer Koschinat. Witzige Idee eigentlich, nur ist sie bei uns nicht durchführbar. Die Menge an Kaffee, die man in Nobby Nobbs reinschütten müsste, damit der auf dem Weg in die Kabine was ins Stadionmikro sagt, kann Arminia gar nicht bezahlen. Bei Koschinat ist kein Koffein nötig. „Die beste Halbzeit der Saison“, röhrt er durch die Boxen. Aha… Das lässt tief blicken auf die bisherigen 46 Halbzeiten. Auf jeden Fall war es eine der schlechtesten Arminia-Halbzeiten der Saison.

Im Anschluss wird die anwesende Prominenz begrüßt. Ein hohes Tier vom NOK (das nicht wegen Fortuna da ist)! 22 Bürgermeister! 433 Ex-Bürgermeister! Dann wieder die Bläck Föös, damit wir auch ja nicht vergessen, in welcher Stadt wir sind. Der Dom wird in Köln gelassen. „En unserm Veedel hält m’r zosamme.“. In Berlin heißt das: „Meine obergeilen Nachbarn in mei’m Block.“. In Ostwestfalen: „MannMannMannDo, ey, nääää…“.

Nachdem Nobbs zu Beginn der Partie der Dezember-Erfolgself vertraut hatte, kommt nun Neuzugang Manuel Junglas für Daniel Brinkmann. „Jetzt gibt’s ein Feuerwerk!“, ist man sich beim Wiederanstoß sicher. Warum auch immer. Die Blauen laufen immer noch planlos in der Gegend herum. In der 53.Minute spielt Fortuna einen Angriff so zu Ende, wie wir das eigentlich von Arminia erwartet haben. Schnell über links, schnell flach in die Mitte, 2:0 durch Hamdi Dahmani. Das 2:0 ist für den Gästeblock ein echter Stimmungskiller. Irgendwie merken wir, dass es kalt ist…und dass nix los ist mit unseren Ledertretern in Blau.

Da nützt auch der Tarzanschrei des Megaphonisten nichts: „AUF GEHT’S, ARMINIAYAYAYA!“. Vereinzelte Rufer mit bekannten Klassikern: „Ihr seid nur ein Karnevalsverein!“. „Der hat schon Rot!“. Vereinzelte Stimmen beschwören Kultspiele: „Damals gegen 1860…“, „Das Finale damals zwischen Mailand und Liverpool“. Nun sind die Blauen aber nicht die Reds und der eingewechselte Koen van der Biezen ist nicht Xabi Alonso. Das einzige, was man sich erarbeitet, ist ein fruchtloses Eckenfestival. Die Standards sind heute so harmlos wie der ganze Rest.

In der 79.Minute macht Hobbymaler Rahn den Sack zu. Und dann ist frieren angesagt. Ihr kennt das. Bei einem knappen Rückstand vergeht die Restspielzeit zu schnell, bei einer knappen Führung zu langsam, bei einem deutlichen Rückstand überhaupt nicht. Kommt mir nicht mit irgendwelchen Halbchancen, die Arminia sich noch zurecht würgt. Einziges Highlight der Schlussphase ist ein unvermitteltes Windows- „Dö-döng“ aus den Boxen. Und das sagt einiges über das Spiel aus.

Der erste Pflichtauftritt des DSC in 2015 hat geschmeckt wie lappiger Zollstock ohne Ketchup. Der Auftakt des Jahres 2015 ging mal derbe daneben. Ein Rückschritt in die Auswärts-Marotten der frühen Hinrunde. Lieber den BVB als Freiburg? Oder doch lieber Essen statt Aachen? Zur Nervenberuhigung hat das gestern jedenfalls nicht beigetragen.

Hoffen wir, dass das ein Schönheitsfehler war, aus dem die Mannschaft lernt. Schon am nächsten Sonntag haben die Blauen die perfekte Gelegenheit, der Musik nicht hinterherzulaufen, sondern sie zu machen. Strich drunter, weiter geht’s! Alles für Arminia!

Im übrigen bin ich der Meinung, dass Lohmann eine eigene Hymne bekommen sollte.

Da das in der Winterpause in Vergessenheit geriet, gleich nochmal:

Im übrigen bin ich der Meinung, dass Lohmann eine eigene Hymne bekommen sollte.

Da das in der Winterpause in Vergessenheit geriet, gleich nochmal:

Im übrigen bin ich der Meinung, dass Lohmann eine eigene Hymne bekommen sollte.

Got that!?

Alle Texte 2014/2015

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