Nervenmonster – Frankfurt gegen Arminia 0:2

Frankfurt gegen Arminia – Geister-Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Eintracht Frankfurt. Eintracht Frankfurt hat aus einem 0:2 mal ein 5:2 gemacht. Die haben keine Nerven. Die sind Mentalitätsmonster. Die sind spielstark! Heute spielt Frankfurt gegen Arminia. Arminia Bielefeld. Arminia hat 2:2 gegen Fürth gespielt und viele Fragezeichen hinterlassen. Arminia ist…nervenbelastend. Aber das sind wir ja gewohnt. Genauso, wie wir es gewohnt sind, es nicht gewohnt sein zu wollen. Bevor wir uns in nervigen Rundumbeobachtungen ergehen, ein Hinweis: Die Bilder stammen von einem 2:0-Auswärtssieg Arminias bei der heutigen SGE II. Damit die Nerven nicht flattern. Und weil ich keine anderen aus Frankfurt habe.

Frankfurt gegen Arminia

Die Blauen fackeln jedenfalls nicht lange damit, die Nerven ordentlich in Schwung zu bringen. Nachdem die ersten Sekunden der Eintracht gehörten – Nervenzittern – , macht es Wimms, es wimmert, we wimm again, the wimmer takes it all, ein buntes Wimmerbild von Wimmhelm Busch – Nerven machen Jubelsalti und denken sich Wimmer-Wortspiele aus. Ich sach „Wimmer“, ihr sacht „Wat?“.

Ach ja, eigentlich ist ja die Eintracht das Nervenmonster. Und die Hessen spielen auch gut. Nur treffen sie heute auf ein stärkeres Nervenmonster. Arminias Staffelung ist heute sensationell. Die Jungs spielen konzentriert, sind immer am Mann, lassen kaum etwas zu und wenn man jetzt „SturHartnäckigKämpferisch“ sagt, gehört das ausnahmsweise nicht ins Phrasenschwein, sondern spiegelt exakt die Spielweise des DSC wieder.

Dem gemeinen Fan hingegen hilft es wenig. Dessen Arminia spielt und er ist ein Nervenbündel. „Abpfeifen“ oder „Saisonabbruch“ durch die Wohnung brüllen oder auf noch mehr hoffen? Wo das Auf-noch mehr-hoffen gegen Fürth so gut geklappt hat?

Jedenfalls- heute klappt es und die Nerven machen den nächsten Jubelsprung. Lasst uns über Sven Schipplock reden. Saufen bis der Schipplock trifft. Seitdem das torgefährlichste Objekt seit dem zweiten Externstein von links nicht mehr da ist, haben wir uns Schipplock-Avatare suchen müssen. Saufen bis der Serra trifft – geht nicht mehr. Saufen bis der Schöpf trifft – seit der 28.Minute bereit zum Einmotten. Seht es ein: Arminia hat ein heimliches Alkohol-Präventionsprogramm, um uns langsam aber sicher trocken zu legen. Spätestens, wenn Tego getroffen hat, trinken wir nur noch Fencheltee. Ach ja, wenn jetzt noch Krüger und Hack treffen, sind alle Knoten geplatzt und das Schlauchboot paddelt aufs offene Meer Richtung Europa, jawoll! Und da trifft Schipplock dann gegen die Blauen.

Übrigens: Es heißt „Wimmer-Flanke“. Dass es mal „Rabona“ hieß, weiß der Rundumbeobachter auch erst seit der 30.Minute. Hey, ich zocke kein FIFA. Wenn ich zocke, dann zocke ich ANNO, und da gibt es keine Flanken. Also, für die Zukunft merken: Wimmer-Flanke. Klingt fast so gut wie Wimmerbild von Wimmhelm Busch.

Die Fannerven sind zwiegespalten. Einerseits spielen die Blauen ihren Stiefel weiter und halten die weiterhin starke Eintracht in Schach. Nervenberuhigend. Bis auf den Teil der Nerven, der laut flüstert:WirhabenniegegenWolfsburggespieltWirhabenniegegenWolfsburggespieltWirhabenniegegenWolfsburggespieltWirhabenniegegenWolfsburggespieltWirhabenniegegenWolfsburggespieltWirhabenniegegenWolfsburggespielt. Nerven zeigt auch das Team bei Bezahl-TV und verwechselt Schöpf und Wimmer. Kann passieren. Die sehen völlig gleich aus. Bei Stan und Ollie weiß ich auch nie, wer wer ist.

Und da isse, die dicke Frankfurtchance…TEEEGOOO! Und nach der Halbzeit hat die SGE 167 Prozent Ballbesitz, Arminia verteidigt, Chance für Frankfurt…huuuuu…Nerven wieder da, Wolfsburg, Fürth, Hertha…und dann wird auch noch Kunze eingewechselt, der nienieniemals zur Nervenberuhigung beiträgt. Variation eines Volker-Pispers-Klassikers: „Der ist genauso gespannt auf das, was er gleich mit dem Ball macht wie ich.“. Zumindest bildet sich Arminianormalfan das ein. Nerven halt.

Arminia in der Defensive, Arminia fighted. Wenigstens lassen uns die Bezahl-TV-Hybriden heute mit der „expected goals“-Statistik in Ruhe, die will kein Ostwestfale hören, wenn Arminia kaum nach vorne kommt. Nerven. Da! Die Blauen vorne! Es wimmst daneben…aaaaargh…fast vergessen, wie vergebene Torchancen nerven. Das war doch sowas von 2021…bitte KEINE spannende Schlussphase!

Im Nachhinein betrachtet ist die ganze Nervenbelastung unbegründet, wie meistens. Die Mannschaft hat stark gespielt, war im richtigen Moment da und immer den entscheidenden Schritt schneller – Tegos Glanzparade kurz vor dem Schlusspfiff ist fast symbolisch. Die Blauen haben aus einem Guss gespielt. Es kristallisiert sich eine eingespielte Startelf heraus, die von der Bank mit selber Qualität ergänzt werden kann. Tatktisch sauber, taktisch diszipliniert und konzentriert, effektiv. In den letzten fünf Spielen hat Arminia zehn Tore erzielt, sechs verschiedene Torschützen. Elf Punkte geholt. Und Kunze ist auch besser als sein Ruf.

Das ist es, Leute! Was wir gerade erleben, ist das, was Arminia kann, wenn es läuft! Wenn das Talent, das Potenzial, in der Spur ist- und das Hertha/Fürth-Gesicht weit unten in den Keller gepackt wird. Wir können (im Moment) den nervenbelastenden Abstiegskampf positiv sehen und ihn wie Samir Arabi „Klassenerhaltskampf“ nennen.

Und was die Nerven betrifft: In Wolfsburg hängen sie Kohfeldt ein Bild von einer Guillotine in grün mit VW-Logo ins Büro fürs entspannte Arbeiten. In Stuttgart warten sie nur darauf, sich intern endlich wieder selbst zerfleischen zu können. Hertha ist halt Hertha. Und Augsburg braucht Anpiss-Hoaxes zur Außendarstellung. Wer ist hier das Nervenmonster, häh?!

Das Wort des Tages ist: „Auswärtssieg“. Keine originelle Idee für das Wort des Tages, aber ein geiles Wort!

Rundumbeobachters neues Buch – bei Amazon, Thalia und im Fanshop. Hier gibt’s Leseproben

Teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Reddit
Telegram
WhatsApp
Email

Auch cool:

Cookie Consent mit Real Cookie Banner