Von Aufwand und Ertrag – Freiburg gegen Arminia 2:2

Freiburg gegen Arminia – Geister-Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

„Das ist das alte Problem bei Arminia Bielefeld“, erzählt Bezahl-TV-Typ etwa nach einer halben Stunde Spielzeit, als Okugawa gerade einen Schuss neben die Kiste setzt, „Viel Auf wand, zu wenig Ertrag.“. Aufwand ist, so definiert Wikipedia, ist der materielle oder ideelle Einsatz, den man erbringen muss, um eine Gegenleistung zu erhalten, den Ertrag. Und wir alle wissen, was das Fernseh-Hirn unterm Headset damit im Bezug auf Arminia meint: In der gesamten Hinrunde einmal zu Fuß zu einem Spiel von Patrick Wimmers Ex-Club hin und zurück zur Alm laufen und dabei nur 14 Tore erzielen.

Freiburg gegen Arminia

Nüchtern betrachtet kann man das natürlich auch auf den Gastauftritt des DSC im Breisgau beziehen. Egal, ob Schöpf die Vorlage der Witwe Schlotterbeck nicht einschiebt, Okugawa die Pille ans Schienbein kriegt oder Wimmer im Weg steht, ob Vasiliadis oder Andrade aus schwierigen Positionen das Netz nicht erwischen. Arminia trifft das Tor nicht, q.e.d. Dabei vergisst man, dass im Fußball eben nicht jeder Schuss ein Treffer ist – das macht den Sport nochmal extra spannend.

Aufwand ist im Fußball relativ und schwer zu bewerten. Geht es nach Bezahl-TV-Typ, haben es die Blauen dem SC Freiburg zu verdanken, überhaupt Aufwand betreiben zu dürfen. „FREIBURG nimmt das Tempo raus.“ – „FREIBURG lässt Bielefeld jetzt mitspielen“. Geht es nach Arminia, ist die Band „ auf Augenhöhe mit dem spielstarken Tabellendritten“. Also mit demselben Aufwand wie der SCF. Geht es nach uns, den SturHartnäckigKämpferischen an den heimischen Empfangsgeräten, ist der Gastgeber Tabellendritter, aber eben auch „nur“ der SC Freiburg, aber der Aufwand wird nichts bringen, da sie immer noch keine Standards können, Wimmer Okugawa anschießt und sowieso irgendwer rausgeschmissen gehört.

Festzustellen ist, dass der DSC in den jeweiligen Minuten nach den Anpfiffen keinen Aufwand im Breisgau betreibt. Das zeigt das Abwehrverhalten bei den beiden frühen Gegentoren. Start verdöst heißt kein Aufwand heißt negativer Ertrag. Festzustellen ist auch, dass es im Fußball Aufwand gibt, dem rein logisch kein Ertrag gegenüber steht. Das gilt für die einmal mehr sensationelle Leistung von Tego. Seine Rettungstaten verhindern den negativen Ertrag – ach was – und bringen keinen positiven Ertrag. Tego wartet bis heute auf seinen ersten Saisontreffer. Saufen, bis…ach, lassen wir das.

Bezahl-TV-Typ vergleicht Tego mit Riemann. Und nimmt das auch nicht zurück, als sich Tegos Gegenüber sehr offensiv um den Riemann des Monats bewirbt. Und das bringt uns nun endlich zu den positiven Erträgen in schwarzweißblau. Okugawa schickt eine Brieftaube ins Freiburger Netz, die Keeper Uphoff nicht anfassen will. Dann wehrt er einen Schuss von Lasme ab. In die falscheste aller Richtungen.

Ertrag ist das Ergebnis der erbrachten Leistungen. Arminias Leistung, meinetwegen Aufwand, hat dazu gereicht, beim Tabellendritten aus einem 0:2 ein 2:2 zu machen. Auch wenn der Tabellendritte nur der SC Freiburg war. Die Blauen zeigten Kampfmoral, viel Leidenschaft und eine geschlossene Teamleistung. Dazu gehört dann auch das Glück des Tüchtigen bzw. des Aufwendenden (wasn Wort).

Wir sind es ja gewöhnt, im Fußball jede Phrase manisch mit irgendwelchen Zahlen zu füttern. Gut, dann mache ich halt auch. Ich nehme die gestern vielgelesene Phrase „Arminia lebt“. Hier die Zahlen: Arminia hat es in dieser Spielzeit viermal geschafft, zwei Tore in einem Spiel zu schießen. Davon sind 75 Prozent die letzten drei Spiele, das sind 37,5 Prozent aller Saisontore, die Laufleistung der drei Spiele entspricht einem Besuch des Auswärtsspiels der Frauen in Budberg. Zu Fuß. Aber wen interessieren schon Zahlen, wen interessiert schon der Aufwand, wenn die Erträge (38,89 Prozent aller Saisonpunkte aus den letzten drei Spielen) stimmen? Um es mit Lasme zu sagen: „Nur wenn man schießt, kann man auch treffen“.

Das Wort des Tages ist: „Geisterspiel“. Kein Auswärtsblock, kein Block 3, kein Siggi, kein Schal, keine kaputten Wurstgeräte, keine Eingänge, in denen wir uns ostwestfälisch im Weg stehen- auf nicht absehbare Zeit. Das schränkt die Rundumbeobachtungen gewaltig ein. Die Geisterspiele nehmen mir meinen wesentlichen Inhalt: Das Stadionerlebnis. Trotzdem werde ich in der Geisterzeit mal schauen, was es am Abstiegskampf unserer Blauen so zu rundumbeobachten gibt. Vielleicht ergibt sich daraus eine Idee für zukünftige Spiele, die ich nicht im Stadion sehe.

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