„…odawatt?!“ – Germania Hauenhorst gegen Arminia 1:5

Germania Hauenhorst gegen Arminia 1:5 – Rundumbeobachtungen von Jan- Hendrik Grotevent

Hamburg? Nein, Hauenhorst! Germania Hauenhorst gegen Arminia. Wenn die Blauinnen quasi vor meiner Haustür spielen…hin da! Alles für den Verein, odawatt!? (In diesem Fall ist das sogar sachlich richtig). Also: Mit dem Zug nach Mesum, kleiner Sonntagsspaziergang durch trockene Maisfelder (heftig!) und Wald…und spätestens wenn man einen Bus mit Arminia-Fahne in der Heckscheibe entdeckt, weiß man: Hier is‘ richtig.

Germania Hauenhorst gegen Arminia

Na gut, nicht jeder weiß das. „Wissen Sie, wo der Bus her kommt?“, fragt ein Passant. Okay,man kann ins Straucheln kommen, wenn auf einer Fahne Arminia BIELEFELD steht, das Busunternehmen aus Herford und das Fahrzeug selbst aus Mannheim kommt. „Wenn das Spiel nicht abgesagt wurde, ist es die Frauenmannschaft von Arminia Bielefeld“. Diese Info quittiert der Bus-Spotter mit einem gelangweilten „Aha.“. Keine Begeisterung, odawatt!?

Das Waldparkstadion in Rheine-Hauenhorst kenne ich sogar schon. Vor vier Jahren ist Turbine Potsdam hier im Pokal zu Gast gewesen, unter Rundumbeobachters Augen. Die Atmosphäre der Sportanlage war damals angenehm und ist es heute noch. Hohe Tannen (Fichten?) ringsum. Diverse Mannschaften beiderlei Geschlechts kicken auf den Plätzen. Vereinsleben zwischen Kabine, Plätzen und den kleinen Hinguckern einer Amateursportanlage, Marschtritt von Stollenschuhen auf Pflaster – Herrlich!

Hinten wärmen sich die Blauinnen auf, vorne gibt es leckere Mantaschale (heißt hier so). Der Rundumbeobachter findet Gefallen an Fassbrause Zitrone. Leider wird der gemütliche Versorgungsstand durch einen Taubenwimpel entstellt…Fehlgeleitet, odawatt!? Ein Herrenteam des SV Germania macht Teamfotos auf dem Hauptplatz, wo gleich die Blauinnen spielen. Vereinsangehörige bereiten den Auftritt vor: „Da gehört die Eckfahne hin…DAAA!“ – (steht im Strafraum) „Hier, odawatt!?“. Und dann isses soweit. Germania Hauenhorst und Arminia Bielefeld eröffnen die Saison 2018/2019 der Regionalliga West. Sarah Grünheid wird als Torschützenkönigin der abgelaufenen Zweitligasaison geehrt – irgendwie ein ironisches Szenario. Die Stadionsprecherin eröffnet mit: „Jaaaa, herzlich willkommen zum…Regionaaalligaspiel zwischen Germania und unserem Gast Arminia Biiielefeld… … Jau. …“. Münsterländisch leidenschaftlich, odawatt!?

Turbine hat vor vier Jahren mit Germania den Rasen gemäht (8:0). Wie schlagen sich die Blauinnen, die vor drei Jahren mit einer Tordifferenz von über hundert durch die Regionalliga bretterten und deren erklärtes Ziel in dieser Saison der Aufstieg ist? Schnell wird klar, wer auf dem Platz die Tröte tutet. Arminia ist spielerisch und athletisch völlig überlegen, Hauenhorst spielt sehr defensiv und kämpft mit allem, was da ist. Die Blauinnen erarbeiten sich einige Chancen, die Weichen in Richtung Dreier werden aber durch zwei Elfmeter kurz hintereinander gestellt (Stendal-style, odawatt!?): Erst wird Sarah Grünheid gelegt und Giustina Ronzetti verwandelt, kurz darauf vice versa. Natürlich fordert das Publikum scherzhaft Videobeweis und VAR – Standardsituationen auf dem Platz und daneben, wie sich das gehört.

Nun rollt die Kirsche bei den Blauinnen. Ronzetti trifft nach einer sehenswerten schnellen Kombination zum zweiten Mal – da hat Arminia einen starken Neuzugang geholt. Auch Bella (Wuckel: „Anna“) Jäger macht es sehenswert und netzt per Hacke ein. Diesmal ist es kein brandenburgischer, sondern ein ostwestfälischer Rasenmäher. 4:0 zur Halbzeit. Übrigens hat das Waldparkstadion eine neue Haupttribüne – da sitzen die obligatorischen Mecker-Opas, die entweder vom schlechten Spiel oder vom Friedhof schwadronieren. Amateurfußball, odawatt!?

Halbzeit. Jürgen ist der Chef vonner Kaffee- und Weingummibude. Jürgen is the law. Heute hat Jürgen aber Urlaub. Wenn der „Herrschaftsbereich Jürgen“ damit faktisch außer Kraft gesetzt ist, könnte man ja eigentlich die Anarchie ausrufen und die Lakritzpackung für umme leerfressen, odawatt!? Jürgens Stellvertreter hält diesen Vorschlag für unglaublich bescheuert. Na gut, ich mag eh kein Lakritz.

Gleiches Bild in der zweiten Halbzeit: Ostwestfälischer Rasenmäher. Allerdings werden die Klingen etwas stumpfer. Das äußert sich darin, dass Arminia reihenweise dicke Chancen verdödelt. Bis auf Bella Jäger, die mit ihrem zweiten Treffer auf 5:0 erhöht. Kurz darauf der Ehrentreffer für die zwar unterlegene, aber wirklich tapfer kämpfende Germania: Der Ball kommt hoch und lang, hüpft durch die Bielefelder Defensive, hüpft über Vivi Brandt…*dirl*. Das ist das Geräusch, das ein Ball macht, wenn er sich sachte in die Tormaschen dreht. *dirl*. Torhymne mit viel Jubel aus der Konserve. Ironie können sie hier.

Da nicht mehr allzu viel passiert, kommen wir nun zum Titelgeber dieser Rundumbeobachtungen, und das ist der SchiRi. Eine Hauenhorster Spielerin will nach einer Verletzungsbehandlung draußen wieder auf den Platz. „Ey, SchiRi!“, ruft der Betreuer von der Seitenlinie und zeigt auf die Balltreterin. SchiRi guckt. SchiRi überlegt…“Wieder rein, odawatt!?“. Neeeein, die will Deinen Führerschein sehen. Sonst ist der SchiRi ein Vorbild an transparenter Kommunikation. Nach Bella Jägers 5:0: „ICH pfeif‘ an“. Bei Abstoß für Germania: „ICH pfeif‘ an.“. Ja Mensch, ich dachte, Bella Jäger pfeift an. Aber schön, dass der SchiRi so klare Ansagen gibt. Ließe sich auch auf weitere Situationen erweitern. Etwa zur Halbzeit: „ICH geh jetzt kacken.“. Oder nach dem Spiel: „ICH trink jetzt zwei bis zwölf Pils.“.

Es passiert echt nicht mehr allzu viel Gucken wir neben den Platz. Etwa auf die zweite SVG-Mannschaft, die im Gras sitzend das Spiel verfolgt. Oder auf den kleinen, lustigen Hund, der Bierlachen aufschlabbert (stolzes Frauchen: „Hat er von mir!“). Oder auf die Bandenwerbung. Annes Pilsstübchen. Pilsstübchen. Zweifellos das erste Haus am Platze.

Dann sagt der SchiRi: „ICH pfeif ab!“. Wuckel ist zufrieden. Die Mädels auch. Der Heimtrainer hat die Punkte, die Germania zum Klassenerhalt braucht, nicht unbedingt eingeplant – Gut, dann können ja alle damit leben und die Siegerinnen dürfen sich eine Siegerinnen-Mantaschale gönnen. Hat Turbine damals nicht gedurft.

Blauinnen auf der Strecke zum Wiederaufstieg, odawatt!?

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