Halle gegen Arminia 2:2 – Halbvoll/-leerer Cocktail

Halle gegen Arminia 2:2 – Daheimgebliebene Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Rund um den DSC Arminia Bielefeld gibt es Fragen, die in den 43.320 Tagen seit der Gründung des schwarzweißblauen Tanztee- Ablegers immer wieder auftauchen. Aktuell und auch im Spiel Chemie Halle gegen Arminia ist es mal wieder: Ist das Glas halbleer oder halbvoll?

Halle gegen Arminia

Fangen wir bei der näheren Betrachtung des Drittliga- Matches an der Saale mal mit etwas an, das komplett leer war: Die Linie des SchiRis. Das Glas war nicht nur leer, da lag schon Staub auf dem Boden. Wenn ein Unparteiischer schon im ersten ernsthaften Zweikampf des Spiels eine gelbe Karte zückt, wird es schwer, eine dem Spiel angemessene Linie zu finden. Bleibt er dabei, muss er das Spiel in der 55.Minute abbrechen, weil außer ihm keiner mehr auf Platz und Trainerbänken ist.

Halle gegen Arminia

Bleibt er nicht dabei, kommt das raus, was gestern in Halle zu sehen war. Zielsicher fand der Spielleiter jeden Spieler, der noch nicht mit Gelb belastet war, um ihn zu verwarnen. Um Platzverweise auszusprechen, fehlten dann die Nüsse. So gab es Gelbe Karten für weggeworfene Schuhe, aber kein Gelb-Rot für eine offene Sohle. So wird ein Ball in die Luke sofort abgepfiffen, ein Kopfzusammenstoß wird übersehen.

Vielleicht hat der SchiRi auch einfach nur eine Liste abgearbeitet, die ihm missgünstige Magdeburger oder Münsteraner zugesteckt haben, höhöhö… Aber lassen wir das. Tore schießen und Tore verhindern müssen die Blauen immer noch selbst. Obwohl der SchiRi durch seine Freischwimmerei zwischen der 15. und 30. Spielminute durchaus seinen Teil dazu beitrug, dass Arminia den Schwung der ersten Viertelstunde verlor.

Schwung und verlorener Schwung – gutes Thema! Eine Frage, die gerade in dieser Saison hervorragend in den Kontext „Halbleer oder Halbvoll?“ passt, ist die Sache: Verschläft Arminia wieder eine Halbzeit und wenn ja, welche? Nun, das lässt sich beim Gastspiel in Halle nicht so genau auf eine Spielhälfte begrenzen. Die erste Viertelstunde war stark. „Das tut den Bielefeldern sooo gut“, röhrte der rosarote Kommentator.

Halle gegen Arminia

Ja? Tat es das? Nach der Führung, nach dem 1:1, überließen die Blauen dem HFC das Kommando. Erst nach der Halbzeit drehte Arminia wieder auf. Gab es in der Saison bisher in der Regel schwarze und weiße Halbzeiten, sah die Zeitschiene in Halle eher wie ein Streifenmuster auf dem Ärmel eines Marineoffiziers aus. Halbvoll oder Halbleer? Angesichts der Tatsache, dass im Powerplay der zweiten Hälfte kein Dreier heraussprang, eher halb leer.

Nun aber etwas, das definitiv halbleer ist: Die Defensive. „Wir lassen wenig zu, aber das, was wir zulassen, fliegt uns um die Ohren“, sagte Mitch Kniat sinngemäß über die schwarzweißblaue Verteidigung. Stimmt so. Bei beiden Gegentoren ist Arminias Abwehr so sortiert wie Rundumbeobachters Schmutzwäsche. Weiterführende Beispiele, etwa aus den Heimspielen gegen Sandhausen und Aue, kennen wir. Hier muss definitiv noch was ins Glas gefüllt werden.

Bevor hier ein ostwestfälisches Fazit gezogen und alles in Grund und Boden geknötert wird- es gab gab natürlich auch halbvolle Gläser in Halle. Es beruhigt, einen Boujellab wieder für die Startelf zur Verfügung zu haben. Es ist schön zu sehen, welchen Schwung ein Mizuta in ein Spiel bringen kann, eben so wie der gestern eingewechselte Biankadi. Wie die Qualität des Kaders genau tabellarisch einzuordnen ist, ist (immer noch) schwer zu sagen. Vermutlich vier bis fünf Plätze höher als aktuell. Dass man das sicher vermuten, aber nicht sicher sagen kann zeigt: Halbvoll, geht noch was. Die Motivation der Truppe war in Halle sogar in der Kategorie dreiviertelvoll- gekämpft, zurückgekommen.

Arminia Bielefeld wäre nicht Arminia Bielefeld, wenn nicht mehrere Gläser gleichzeitig halbleer und halbvoll wären. Wie etwa das Offensivspiel. Da war gestern streckenweise richtig gut Dampf drin. Beim 0:1 durch Mizuta sind die Blauen wach und nutzen die Situation. Das 2:2 spielen sie schön heraus. Halbvoll! Aber da war eben auch das angesprochene Powerplay, das irgendwo „gut tat“, aber eben keine Erträge brachte. Tyyyypisch Arminia, dass man sich da das 2:1 fängt. Halbleer!

Und wer natürlich immer gleichzeitig halbvoll und halb leer ist, ist Fabi Klos. Elfer verschossen, wichtiges Ausgleichstor gemacht. Scrollt man heute durch Foren, Threads und Kommentarspalten, fühlt man sich an 2017 erinnert: Hier bauen wir Klos eine Statue, dort teufeln wir wie irre auf ihn ein. Was wird eigentlich, wenn der wirklich mal aufhört? So viele Avatare finden wir im ganzen Verein nicht, um unsere halbleeren und halbvollen Emotionen abladen zu können.

Um das Spiel in Halle in den Zusammenhang der Saison und in die Frage „Halbleer oder Halbvoll?“ einzuordnen: Von den letzten zehn Ligaspielen hat Arminia nur eins verloren. Halbvoll! Von den möglichen 30 Punkten hat Arminia 14 geholt. Halbleer! Arminia 2023/2024 ist kurz vor der Winterpause ein ganzer Cocktail aus halbleeren und halbvollen Zutaten. Das einzige, was da am Boden des Glases bleibt, ist „halb“. So wie die 43.319 Tage vorher auch.

Dritte Liga gibt es auch in der „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“. Muss ja. Obwohl…gab da schon ein paar nette Lagerfeuergeschichten. Das Buch gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?

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