Osna gegen Arminia 0:1 – Fehler im Betriebsablauf

Osna gegen Arminia 0:1 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Fehler im Betriebsablauf. Was für eine Überschrift. Nur der Kenner weiß: Es kann sich nur um die Osnabrücke zu Bremerbrück handeln. „Wo das Herz schlägt“, meint man vor Ort. „Am Arsch der Welt“, sagt ein missgünstiger Bahnmitfahrer irgendwo zwischen Bünde und Kirchlengern. An welcher anatomischen Stelle schlägt also das Herz von…lassen wir das. Persönlich bin ich froh, wenn der Zug Bramsche überlebt.

Auf geht’s, Osna gegen Arminia. Den ersten Fehler im Betriebsablauf gibt es im Anreisezug, wo es in Herford einen ungeplanten Gleiswechsel (doof) und eine unverhoffte Zigarettenpause (besser) gibt. Der Tross Arminen erreicht trotzdem ohne Probleme den Hauptbahnhof OS, wo wir zum ersten Mal mit der neuen hiesigen Sicherheitsparanoia konfrontiert werden. Der gewohnte Spaziergang zum Stadion entfällt, dafür gibt es verpflichtende Shuttlebusse. Die Praktiken am Eingang zum Gästesteher sind nicht weniger irre, aber das kennen wir schon von früher.

Fehler im Betriebsablauf bei Arminia? Schließlich ist der Masterbomber gesperrt. Clauss rückt für ihn in die Startelf (spricht sich wenigstens so ähnlich), Vogi ganz nach vorne. Die Blauen spielen agil, ohne dass was Spektakuläres dabei rumkommt. Dafür hat der VfL die erste dicke Chance des Spiels, die die lila Kicker aber vereiern. Gelegenheit für Gästeblock, literarisch zu werden: „Ihr Öööölgötzen!“. Ihr Halunken, Ihr Lumpen, Ihr Tunichtguts! Wir verteilen viel zu wenig altmodische Beleidigungen im Stadion. Pfui!

Es ist übrigens nicht selbstverständlich, dass auch diese Rundumbeobachtungen mit Fotos garniert sind. Nachdem die ebenso eifrigen wie betriebsablaufgestörten Einlasskontrollettis schon ein Tütchen Haselnüsse einkassiert hat (der gefürchtete Nusswurf vom Kreispokalfinale in Achtersen-Drossel, Ihr erinnert Euch), ist auch des Rundumbeobachters Kamera an der Reihe. Sie wird eingeschaltet, befummelt und ich sehe mein armes treues Knipsi schon als Opfer eines ganz merkwürdigen Fetischisten, als ich sie zurück kriege mit den Worten: „Wir wollten nur sehen, ob es tatsächlich eine Kamera ist. Manchmal bringen Leute was rein, was wie eine Kamera aussieht.“ Ach so. Falls es nochmal eine Reise an die Bremer Brücke geben sollte, werde ich Knipsi als Bengalo tarnen. Bengalos reinzubringen scheint nämlich völlig unproblematisch zu sein.

Arminia übernimmt das Kommando. Es gibt ein paar Chancen, begleitet von ein paar Block-Klassikern. Brunner mit dem Kopf – „Ders drin!“. Pieper auch mit der Birne – „Wix den rein!“. Soukou gestochert – „Diesmal klappt’s!“. Nö. Nicht drin, nicht hinein masturbiert, nicht geklappt. Fehler im Betriebsablauf. Der VfL Osnabrück hat übrigens auch Verletzungsunterbrechungen vermarktet. Wenn Spieler am Boden liegen, wünscht auf der Anzeigetafel eine Betriebskrankenkasse…nein, nicht „Lasst mich Arzt, ich bin durch“, das ist der Gästeblock und es geht um Bier, nein, die Betriebskrankenkasse wünscht „Gute Besserung“. Als ob ein Fußballprofi weiß, was eine BKK ist…Souveränes 0:0 zur Pause.

Osna gegen Arminia

Halbzeit. Die Wurst aus der Osnabrücker Knastessenausgabe ist gut, war aber früher besser. Jaja, aber „Ein Grill will Qualität“ auf die Bande schreiben. Boah, Osna, ey…Fehler im Betriebsablauf.

Mit dem Anpfiff zu den zweiten Fünfundvierzig endet der Stimmungsboykott der Osnabrücker. „Montagsspiele abschaffen!“ – „Sind schon abgeschafft, wir hauen nur noch die Reste raus“ – „Nee, sofort! Och mannoooo, wir wollen auch mal mitspielen, Wääääh…“ Fehler im Durchblutungsablauf. Immerhin kurbelt der Schall von der Heimseite auch unseren Support ein bisschen an. Der war zwar ordentlich, doch das reichliche Feuerwerk hat doch etwas für Missstimmung gesorgt. Soukou mit der Schusschance…rutscht weg. Hat Gästeblock den perfekten Tipp für: „Rutsch doch mal NICHT weg“. Brillant!

Von meiner Warte aus sehe ich das Tor vor unserem Block zum größten Teil. Ich sehe Vogi am Ball, sehe seine Körpertäuschung…und ich sehe den Teil vom Tornetz, in dem die Kugel einschlägt. Ob ich unmittelbar danach was gesehen habe, weiß ich nicht. Gehört habe ich „laut“, gefühlt habe ich „Torjubel“. Souverän auf dem Platz, immer für ein Tor gut – Arminia dieser Tage! Und gut gemacht! „Dat hamse hinten rausgespielt“. Richtig, Gästeblock, richtig!

Gefühlt ist nur noch der DSC am Ball. Ohne Fehler im Betriebsablauf. Dafür gibt es einen anderen im Stadion, dessen Entstehung ich mir in etwa so vorstelle: Eine Stunde vor Anstoß: Stadionmanager: „Haste das Fangnetz aufgehängt?“. Stadionmanagerpraktikant: „Ogottogottogott…“ (rennt los, wuselt rum) Stadionmanager: „Und? Alles korrekt erledigt?“ – Stadionmanagerpraktikant: „Klaaar, Chef!“. Fangnetz:

Stimmung donnert bei uns, wir stellen uns auf Sieg ein. Vom Gegner kommt nix mehr. In unserer Freude übersehen wir fast, dass erst Soukou, dann die Anzeigetafel und der VAR pauschal erstmal sowieso einen Fehler im Betriebsablauf hat. Vogis 0:2, dass unsere Euphoriestürme auslöste, zählt nicht.

Dann fliegt noch Osnabrücks Amenyido, wir feiern. Und feiern. Und feiern. Den vierten Auswärtssieg in Folge.

Spätestens jetzt ist Arminia im Rennen um die ersten Plätze. Die Blauen sind stabil und stark und werden immer stärker, aber ob es reicht? Da hat Osna-Trainer Daniel Thioune am Freitag etwas Interessantes gesagt: „Wir wissen, dass wir gegen die beste Zweitliga-Mannschaft spielen. Das mag sich komisch anhören. Aber für mich sind Stuttgart, Hamburg, Nürnberg und Hannover weiter gefühlte Erstliga-Mannschaften.“. Gegen den HSV können wir dann mal schauen, ob Arminia schon eine gefühlte Erstliga-Mannschaft oder doch (nur?) die beste Zweitliga-Mannschaft ist. Seien wir gespannt!

VAR (Visuell aufmerksamer Rundumbeobachter):

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