SC Peckeloh gegen Arminia 0:1 – Nicht wirklich Toni Kroos

SC Peckeloh gegen Arminia 0:1 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Westfalenpokaaal, Westfalenpokaaal, Westfalenpokal, Westfalenpokaaaaaal! Peckeloh gegen Arminia!

peckeloh gegen arminia

Letzte Saison haben wir ja schon festgestellt, dass wir so unsere Herausforderungen damit haben, den westfälischen Landeswettbewerb ernstzunehmen und ihn nur gelten zu lassen, weil bei Erfolg Kohle fließt, Hannover 96 auf die Alm kommt und ihn auch die Blauinnen spielen. Dabei ist der Westfalenpokal eine schöne Gelegenheit, die Vereine und Fußballplätze der Region kennenzulernen. Wie heute zum Beispiel das Kurt- Nagel- Parkstadion zu Versmold.

Die Sportanlage wurde 1950 gebaut und nach zahlreichen Umbauten vor (übrigens auf den Tag genau) 17 Jahren neu eröffnet. Das Kurt- Nagel- Parkstadion ist eine dieser schon öfter gesehenen Sportstätten, bei der man Bundesjugendspiele- Albträume kriegt. Laufbahn um das Spielfeld, Hochsprunganlagen, Hammerwurfmale. Eine nette kleine Tribüne, daneben unüberdachte Sitzreihen. Das Stadion ist hervorragend in Schuss, ist von hohen Hecken umgeben und liegt unmittelbar neben dem Versmolder Stadtpark. Gemütlich!

Statistisch gesehen ist der Sommer ja schon vorbei. Das Wetter interessiert sich aber herzlich wenig für Statistiken. Herrlicher Sonnenschein, knapp 30 Grad. Versmolder und Bielefelder Fußballgucker kommen aus dem Stadtpark über den Caldenhofer Weg und haben gute Sommerlaune. Man verteilt sich auf Haupteingang und Gästeeingang. Sofern man letzteren findet. Schilder sind nur Dekoration.

Das Stadion ist ausverkauft und mit 3.000 Zuschauern pickepackevoll. Jede Menge schwarzweißblaue Maskerade, nicht wenige schwarzrote Peckeloher Schals und Trikots. Die Kids wuseln vor und hinter den Banden herum. Lohmann und Löwe Hugo, das Maskottchen des SC Peckeloh, machen Selfies mit den Kids und mit sich. Kirmesschlager dröhnen über das Feld (welches Arschloch hatte die Idee, „Van links naar rechts“ einzudeutschen?!).

Zur Einstimmung werden Arminias Hymne und die des SC Peckeloh gespielt. „Mama, wieso haben die so viele Kinder?“ – „Das sind die Einlaufkinder.“

Zwischenfazit: Eine wunderbare familiäre Atmosphäre bei tollem Wetter. Und dann kommt… dieses… nennen wir es „Spiel“. Es gibt das geflügelte Wort vom Sommerkick. Es gibt das noch geflügeltere Wort, dass der Pokal seine eigenen Gesetze hat. Es gibt die junge Erkenntnis aus der Spielzeit, dass Arminia Spiele erst in der Nachspielzeit zu entscheiden pflegt. Entgegen aller Regeln der Dramaturgie nehmen die Rundumbeobachtungen mal vorweg: Das stimmt heute alles. Wir hätten mit den 3.000 Leuten bis zur Nachspielzeit auch ins Freibad gehen können.

Aber da müssen wir jetzt durch. Der SC Peckeloh spielt in der Westfalenliga und damit drei Klassen unter Arminia. Somit kriegt der DSC den schwarz(weißblau)en Peter des Favoriten zugeschoben. Der SC Peckeloh kann Defensive. Arminia kann flott spielen, aber keine Defensive knacken. Kerskens Strafraum ist so belebt wie der Bahnhofsvorplatz von Isselhorst-Avenwedde, wenn der Grieche zu hat.

Erst nach etwa 15 Minuten boxt Kersken eine Ecke raus. Die Peckeloher Kegel- Gang, die links vom Rundumbeobachter sitzt, hat den Ball natürlich schon drin gesehen. Wie sie auch bei jeder Peckeloher Balleroberung die „Abfahrt!“ und „Jede Menge Platz“ postuliert. Jede Menge Platz ist tatsächlich da, aber abfahren tut nix. Öööööder Kick. Tapfere Peckeloher Verteidigung, halbseidene Bielefelder Angriffe. Und viele Unterbrechungen. „Wie… schon wieder Trinkpause?“. „Mama, die trinken aber viel!“ – „Ja, die nutzen die Unterbrechung, um was zu trinken.“. Hoffentlich hat Block 3 das nicht gehört und übernimmt diese Praxis nicht. Man stelle sich mal das Menschengewühl vor.

Auf dem Feld passiert nix. Peckeloh kämpft fantastisch, Arminia spielt ideenlos. Bei den Gastgebern kommt Maximilian Hilf ins Spiel. Jochen Malmsheimer hätte sich über „diesen tollen Imperativ“ gefreut. „Maximilian, hilf! Schieß’ ein Eigentor. Unsere Blauen bringen das nicht.“ Hinten diskutieren ein paar Blagen über Eis. Die Generation, die in der Eisdiele nicht „Stracciatella“ oder „Erdbeer“, sondern „Blau“ bestellt. „Das kommt böse, Digga.“. Das mag stimmen. Eis in blauer Farbe kommt heute zweifellos böser als Stürmer im blauen Hemd. „Corboz ist wie Toni Kroos, Digga.“

Kurz darauf schießt Toni Kroos (allerdings Abseits) aus einem Meter über das leere Tor und ist wohl doch nicht Toni Kroos. Bazee scheitert am guten Keeper des SC Peckeloh. Kurz vor der Halbzeit gibt’s noch eins ans Gestänge.

Halbzeit. War jemals eine Wurstbude mehr Fußball als diese Wurstbude?!

Arminia ist wieder auf dem Platz. Der SchiRi auch und der fragt: „Wo ist die andere Mannschaft?“. Der SC Peckeloh kommt mit etwas Verspätung. Somit zerschlagen sich die vagen Hoffnungen, dass die Blauen das Spiel durch Nicht- Wieder- Antreten des Gegners gewinnen. Maximilian, hilf!

Die Hoffnungen auf ein Arminia- Tor bleiben auch vage. Wenigstens kommt jetzt ein bisschen Stimmung auf. „Bie-le-feld! Bie-le-feld!“ – „Ess! Zeh! Peckeloh!“. Das Versmolder Publikum feiert jede Abwehraktion und auch die sporadischen Ecke der schwarzroten Gastgeber. Peckeloh verkauft sich wirklich teuer und spielt richtig gut. Wenn auch die „Konter aus dem Lehrbuch“ ausbleiben, die die Kegel- Gang in schöner Regelmäßigkeit voraussagt.

JAWOLL! Drin isser! Ach nee, Abseits. „Das ist fast wie ein Spiel auf dem Schulhof, Digga!“. „Hat hier jemand Sonnencreme?“. „Mama, was kostet Flitzer?“ – „Wer ist das?“. JAWOLL! Drin isser! Ach nee, Abseits. Peckeloh verteidigt und kämpft. Und wartet aufs Elfmeterschießen. Arminia spielt und wartet auf den Treffer. Ein paar Halbchancen mehr gibt es jetzt schon – Mizuta und Young bringen ein bisschen mehr Schwung in Arminias Bemühungen, es reicht aber nur für ein drittes Mal JAWOLL! Drin isser! Ach nee, Abseits.

„Bitte kein Elfmeterschießen!“, fordert der Spielfeldrand. Der Rundumbeobachter unterstützt das. Ein Ausscheiden nach Elfmeterschießen würde den Tag doch etwas versauen. Aber dann kommt die Nachspielzeit und JAWOLL! Drin isser! Kein Abseits. Julian Kania mit seinem ersten Pflichtspieltor für Arminia. Puh. Keine Elfmeter. Mit schwarzweißblauem Auge eine Runde weiter. Haken dran und zurück zur Sportfest- Atmosphäre.

Respekt an den SC Peckeloh für eine kämpferisch fantastische Leistung. Was Arminia betrifft… Wie lautet nicht die alte Weisheit? „Dass der Pokal seine eigenen Gesetze hat, beweist, was Jura für ein dröger Stoff ist.“

Fotos zum Spiel

Empfehlung: Die „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ mit jeder Menge schwarzweißblauer Lagerfeuergeschichten. Das Buch gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?

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