1.FFC Recklinghausen gegen Arminia 0:4 – Fußballerische Klasse auf tiefem Geläuf

1.FFC Recklinghausen gegen Arminia 0:4 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Die Blauinnen auswärts auf der Sportanlage Hohenhorst beim 1.FFC Recklinghausen. Diese Veranstaltung findet traditionell im finsteren Herbst statt. Bei den letzten Rundumbeobachtungen aus der Vest gab es Matsch, im Jahr davor noch mehr Matsch und auch heute sind die lolliefarbenen Schuhe der Protagonistinnen kaum zu sehen, weil sie im Morast versinken. Und die Seitenlinie ist abermals einen halben Meter breit.

Aber wir wollen nicht negativ in die Rundumbeobachtungen einsteigen, das haben die wirklich sehr netten und lustigen Gastgeber nicht verdient. Der Stadionsprecher sagt zum Beispiel vor dem Spiel: „Tiefes Geläuf heute, das lässt einiges an fußballerischer Klasse erwarten.“. Die Ansage hat der Rundumbeobachter mindestens bis zur 30. Minute heftig gefeiert.

Noch so eine Ansage des Stadionsprechers: „Der DSC will versuchen, Anschluss an die Tabellenspitze zu halten.“ Diese Aussage ist hoffentlich nicht mit der gleichen Ironie gemeint wie die mit der fußballerischen Klasse auf tiefem Geläuf- Schließlich haben die Blauinnen in den bisher rundumbeobachten 180 Minuten in Recklinghausen zwei Nullnummern abgeliefert. Mal schauen, ob der Rundumbeobachter mit mehr als nur einem 0:0- Punkt nach Hause kommt (und nicht mit Corona wie vor drei Jahren).

Die ersten zehn Minuten des Spiels haben fußballerische Klasse auf tiefem Geläuf, wobei Arminia leicht feldüberlegen ist. Dann nimmt Sophia Thiemann ein Anspiel im Strafraum auf, dreht sich um zwei Gegenspielerinnen und trifft zum 0:1 ins lange Eck.

Yaaaaay! Rundumbeobachters persönliche Torpremiere in Recklinghausen! Das wird er allen Arbeitskollegen erzählen und sich an verständnislosen Blicken erfreuen.

Danach ist das Spiel zerfahren. Oder auf der Suche nach Struktur. Oder um bei der Phrase des Tages zu bleiben: Fußballerische Klasse auf tiefem Geläuf. Recklinghausen übernimmt die Initiative und versucht es mit Pässen in die Schnittstellen. Ein Glück für die Blauinnen, dass die Gastgeberinnen dabei meist nicht knapp im Abseits, sondern fast schon in Herne sind. Aber wenn nicht? So wie jetzt, als Tor-Lisa alles riskieren und sich in den Matsch werfen muss… uiuiui…

Arminia verteidigt die forschen Recklinghäuserinnen mit Glück und Geschick weg. Im eigenen Angriffsspiel läuft wenig. Oft dribbeln sich die Blauinnen fest. Viele kurze Pässe landen bei der Gegnerin, die zwischenzeitlich auch mal versuchten langen Bälle auch. Unfreiwilliges Highlight dieser Spielphase: Celine Preuß wird durch einen Karnickelfangschuss der eigenen Mitspielerin niedergestreckt. Insgesamt fasst dieses Bild hier die fußballerische Klasse rund um die 30. Minute ganz gut zusammen:

Recklinghausen gegen Arminia

Der Bielefelder Anhang hat es sich auf der riesengroßen Sitzplatztribüne bequem gemacht. Die Sportanlage Hohenhorst mit der wuchtigen Tribüne hat im trüben Novemberlicht ein bisschen was von Gespensterschloss. Dass „ARMINIJAHAAA – BIE- LE- FEHEEELD!“ unter dem weiten Dach ein Echo hat, verstärkt den Eindruck noch.

Wie übrigens auch die Tatsache, dass der Rundumbeobachter bei seinem allerersten Groundhopping- Besuch in Recklinghausen im Jahre 2009 im Wonnemonat Mai vor Ort war, und selbst da war es grau:

Aber zurück zum Spiel: Jetzt mal wieder eine Chance für Arminia. Anna Czekalla, wie schon einmal beschrieben mit feinem Füßchen ausgestattet, schiebt den Ball aus spitzem Winkel knapp am langen Pfosten vorbei. Sonst haben die Blauinnen so ihre Mühen, sich aus der immer kräftiger werdenden Strafraumbelagerung der auch spielerisch immer stärkeren Gastgeberinnen zu befreien. Letzte Woche beim Heimspiel gegen Leverkusen II hat der Rundumbeobachter die Effektivität der Blauinnen aus vollem Halse gelobt (oder aus voller Tastatur, um genau zu sein). Das macht er jetzt zur Pause auch. Arminia unter Druck, nutzt aber eine der anderthalb Torchancen. Effektive Führung. Um nicht zu sagen: Leicht schmeichelhaft.

Halbzeit. Was kann die Wurst? Die Wurst kann: Was!

Nach der Pause sind Kiki Lazic und Inci Fenu jetzt für Anna Czekalla und Pia Schmidt im Spiel. Inci meldet sich gleich mal mit einem gefährlichen Distanzschuss an. Sowieso ist jetzt deutlich mehr Schwung im Spiel der Blauinnen nach vorne.

Der Ball im Tor von Recklinghausen! Aber Abseits… MIST! Kurz darauf hat Jana Leuchtmann den ersten und den zweiten Ball in aussichtsreicher Position, wird aber beide Male weggeblockt… DOPPELMIST!

Die zweite Halbzeit gehört den Blauinnen. Und die bestimmt 30 Arminen auf dem Geisterschloss feuern sie an. Dann wird Jana Leuchtmann wieder im Strafraum angespielt. Elegant hebt sie den Ball über eine Gegnerin neben den langen Pfosten ins Netz. JAAAAA! Jana „Harry” Leuchtmann, die sich immer reinhaut, immer kämpft. Ihr gönnen wir ihren ersten Saisontreffer!

Allmählich wird es dunkel und wirklich ausgeleuchtet ist das hier nicht. Die Partie wurde um 14:30 Uhr angepfiffen, viel später hätte das in einem Geisterschloss, in dem es Nachmittags im November (oder sogar im Mai) nicht hell wird, auch nicht sein dürfen. Wenigstens haben die Blauinnen noch im Hellen für klare Verhältnisse gesorgt.

„ARMINIJAHAAA – BIE- LE- FEHEEELD!“ Nochmal ist der Ball im Tor von Recklinghausen, nochmal war vorher etwas regelwidrig. Die Mädels haben es aber im Griff hier. Und machen dann mit einem typischen Blauinnen- Doppelschlag endgültig alles klar. Nach einem schönen schnellen Angriff bringt Kiki Lazic die Pille von rechts rein auf die freie Celine Preuß. Die scheitert an der Torfrau, doch der Ball landet bei Sophia Thiemann und die weiß, was sie damit zu tun hat.

Vier Minuten später gibt es Ecke für die Blauinnen. Die kommt wie immer von Lisa Lösch, in der Mitte steht Kiki Lazic und köpft zum 4:0 ein. Der Rest ist kollektives Nach- Hause- bringen.

Vor allem die zweite Halbzeit war schwarzweißblaue fußballerische Klasse auf tiefem Geläuf. Und man kann n Recklinghausen tatsächlich Tore schießen. Der Anschluss an die Tabellenspitze ist auch gehalten. Und jetzt ab nach Hause, bevor es richtig finster wird und hier irgendwas spukt.

Mehr Fotos zum Spiel

Für zeitloses Lesevergnügen ist die „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ empfohlen. Da stehen viele Lagerfeuergeschichten drin, auch über die Blauinnen. Die Fibel gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?

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