SC Fortuna Köln gegen Arminia – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent
Nachholpartie in der Regionalliga, SC Fortuna Köln gegen Arminia. Glaubt man der Hymne des Clubs aus der Kölner Südstadt, ist es dort finster und man sieht die Hand vor Augen nicht. Und das stimmt. Das Südstadion…
…liegt im Novemberduster, jede Menge Hundegebell schallt rüber (warum auch immer). Aber wenn Fortuna spielt, soll ja, besingt dieselbe Hymne, das Licht angehen. Auf dem Kunstrasennebenplatz des Südstadions ist das auch so. Hoffentlich geht auch das Licht für die Blauinnen an, die nach einem Punkt aus den letzten beiden Spielen ein bisschen den Faden verloren zu haben scheinen.
Zunächst geht aber gar nichts an, da der SchiRi im Stau stand. Mit zehn Minuten Spätzündung, in der sich die Akteurinnen mit Ball zuschieben und Rumhüpfen die Zeit vertreiben, geht es dann aber doch los.
Den ersten Torschuss geben die Kölnerinnen ab – kein Problem für unsere Tor-Lisa. Die Blauinnen übernehmen die Initiative und versuchen, sich mit schnellem Passspiel durch die wie die Maginot-Linie gestaffelte Kölner Mannschaft zu wuseln. Das alles ist im Mittelfeld ganz ansehnlich und erfolgreich, weiter aber nicht.
Die spielenden Blauinnen, die geschickt verteidigenden Kölnerinnen – langweilig ist es nicht, das Spiel in der kalten Finsternis. Allerdings kann man die Strafräume erstmal abschaffen. Das Spiel findet vornehmlich im neutralen Drittel des Kunstrasenfeldes statt. Susi Werner hat eine Halbchance, Lena Meynert zielt knapp vorbei.
Das alles hält uns am Spielfeldrand nicht vom Supporten ab. Und zwar beide Spielfeldränder. Wir stehen hinter den Trainerbänken, da drüben auf der anderen Seite ein paar Fortuna-Fans. Die lassen bei jedem der (häufigen) Gastgeberinnen-Ballgewinne gern ein grunziges „Oaaaar“ hören. Wir Arminen grunzen in gleicher Form zurück, originell, wie wir sind. „Ostwestfalen Idioten“ mitsingen und so.
Tom ruft Handlungsempfehlungen in die Kölner Kälte. „Wir müssen mehr Auge haben“. Müssen wir. Und sollten mal Richtung Kiste kommen. Zu loben ist heute die Zweikampfpräsenz der Blauinnen. Man kann das schön vom zentralen Standort sehen, da passiert das meiste. Leonora Ejupi, von mir „Jupi“ und von der Auswechselbank „Jupp“ gerufen, fightet um jeden Ball, wühlt, beißt…um dann keinen Millimeter Raum zu gewinnen. Jupijupp wird damit zur tragischen Symbolfigur für das, was später noch in diesem Text steht.
Halbzeit. Faszinierend bei Fußballfans: Wenn gefragt wird „Wo ist das Gebäude?“, weiß jeder sofort, was gemeint ist. Und dort entdeckt man das (siehe folgendes Foto). Das lässt Platz für ganz viel Fantasie. Lasst sie spielen. Ich bringe Euch nicht um den Spaß und schreibe eine eigene Fantasie hier hin.
Boah, kalt isses…schon erwähnt? In der schwarzweißblauen Spektantenfraktion kreist eine Arminia-Decke („Ich bin dran!“) und diverse Becher warmer Bohnentrank (Glühwein gab es keinen). Lobenswert der Schneid von Grit Bender, heute einziger kurzärmliger Mensch in der Kölner Südstadt. Mindestens.
Die Blauinnen spielen jetzt zwingender. Die erste Viertelstunde nach Wiederanpfiff sieht mehr gefährliche Aktionen als in den letzten drei Halbzeiten. Jetzt ist Zug nach vorne drin! ARMINIAHAAA!“- „BIELEFEHEEEELD!“.
Für die Gastgeberinnen gilt allerdings das, wovor Tom im Vorfeld gewarnt hat und was im Text hier bereits beschrieben wurde: Disziplin und kompaktes Verteidigen. Und auch sie legen jetzt eine Schippe drauf und spielen gefährlich Richtung Tor-Lisa. Einen gefährlichen Freistoß aus zentraler Position hat sie noch sicher…
…in der 65. Minute ist sie aber machtlos, als Fortuna einen schnellen Angriff über links humorlos und flach abschließt. Mit dem Rückstand reißt der vielversprechend Faden im Spiel der Blauinnen. Die Angriffsbemühungen wirken so Surreal wie die meistens der Bilder, die Rundumbeobachters Knipse bei diesem elenden Licht mal wieder liefert…
Keine kreative Angriffsidee fällt den Blauinnen mehr ein. Uns am Spielfeldrand auch nicht. Höchsten, die hinter dem Tor aufgestellten Trecker zu besetzen, damit erst durch die Banden und dann auf das Spielfeld zu dröhnen und den lustigsten Spielabbruch der Frauen-Regionalliga-West-Geschichte zu provozieren. Aber dafür sind die Trecker zu weit weg in dieser Kälte.
So war mit dem 0:1 der Faden verloren, der zu Beginn der zweiten Halbzeit so vielversprechend aussah. So geht das zweite Spiel in Folge für Arminias Frauen verloren, ebenso der Faden, der zu Saisonbeginn so vielversprechend aussah. So geht der Kontakt zur Tabellenspitze erstmal verloren. Oh je, Mädels…noch zwei Heimspiele in diesem Jahr, um den Faden wiederzufinden. Und wieder aufzunehmen.
Applaus gibt es für meine Hände. Macht warm.
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