Schützenfest – SC Paderborn gegen Arminia 0:2

SC Paderborn gegen Arminia 0:2 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Lasst mal bei SC Paderborn gegen Arminia die nervigen Standardsituationen gleich am Anfang abarbeiten: Für ein Derby ist einmal alle drei Jahre zu wenig (schade eigentlich). „Ich kann nichts sehen wegen der Fahnen“- glaub mir, das Entscheidende kriegst Du trotzdem mit. Genieße den Moment! Fehlt noch was? Ach ja, Möbelhaus, Lass-hier-irgendeinen-Namen-stehen-Arena, Parkplatz, in dessen Ecke man ein Stadion gebaut hat und Wellblechhütte. Mein Vorschlag: Zieht doch einfach ein Dach drüber und dann…

sc paderborn gegen arminia

Eine Sache bedarf dann aber doch näherer Betrachtung. Nämlich das Klischee, dass in Paderborn und Umgebung Schützenfeste eine hohe Bedeutung haben. Der SCP reiht sich da ein, schließlich haben die schwarzblauen Gastgeber den besten Angriff der zweiten Liga. Was haben wir? Die schlechteste Arminia der Zweiten Liga. Das mag uns dazu bewegen, nach drei Minuten beim Stand von 0:0 im Gästeblock schon laut „Schlusspfiiiiiiff!“ zu fordern. Ein Punkt ist vorher gern genommen.

Allerdings- da haben wir nicht ahnen können, dass uns die Schützenkönige schon sechs Minuten später Schützenhilfe leisten. Paderborns Torwart Huth fängt eine Flanke ab, es gibt Proteste. Warum, sehen wir vom Gästeblock nicht genau. Der SchiRi eilt Richtung VAR-Bildschirmen. Die Videobeweis-Anzeigetafel hilft uns nicht beim Rätseln. Erst steht da nichts, dann steht da „Nicht rot“…am Ende stimmt beides nicht. Rot für Keeper Huth.

Das ist für die nach zwei Niederlagen in Folge eh schon angeschossenen Gastgeber ein Nackenschlag, von dem sie sich erstmal nicht erholen. Robin Hack setzt den Freistoß an die Latte und eröffnet damit das Schützenfest.

Da wir als Fußballfreunde unter „Schützenfest“ meist ein hohes Ergebnis verstehen, hier eine kurze Erläuterung für den Rest dieser Rundumbeobachtungen: Bei einem „Schützenfest“ wird primär geschossen. Das heißt nicht automatisch „Treffen“. Logisch. Sonst würde es ja nicht nur einen, sondern hunderte von Schützenkönigen geben.

Jedenfalls läuft das Spiel auf ein Tor. Gegenüber vom Gästeblock. Ab der 25.Minute macht Arminia einen auf Handball und kreist um den Paderborner Strafraum wie die Schützen ums Gebüsch. „Wir spielen so gut, wir fangen uns gleich einen“, ist sich der in Arminia-Klischees erfahrene Gästeblock sicher. „Dass unsere Stürmer Spitze sind, weiß jedes Kind“, skandieren wir. Gut, jedes Kind mag das wissen, jeder Stürmer nicht unbedingt. Wirklich geschossen wird nicht, quergelegt schon eher.

Immerhin geht das gut. Okugawa legt von rechts rein. Serra…dass die Kugel ins Netz geht, sieht man kaum. Aber man weiß es! JAAAAAAAAAAAAAAAAAA! Und nach einer schönen Kombination dölmert Vasiliadis tatsächlich drauf, man sieht die Kugel kaum einschlagen auf die Entfernung, aber man weiß es! JAAAAAAAAAAAAAA! Ach, herrlich!

Halbzeit. Folgende Episode wurde an den Rundumbeobachter herangetragen und von diesem für realistisch befunden: „Ein Bier bitte!“ – „Du weißt, dass da Alkohol drin ist?“ – „…äh…Davon gehe ich aus…ist Bier…“ – „Ja, aber eigentlich wurde bekannt gegeben, dass kein Alkohol drin ist, also Vorsicht, es ist Alkohol im Bier.“. Schön, wenn die Thekenkräfte so um einen bemüht sind. Gib doch einfach ein Bier und lass die Alkohol-Belehrung im Dom.

Die ersten 15 Minuten der zweiten Halbzeit ist Arminia damit beschäftigt, das 3:0 liegenzulassen. Gästeblock erklärt noch einmal die Grundregeln von „Schützenfest“. „Wissen die, wie es geht?“ – „Schießen? Aufs Tor? Ins Tor?“- „Ja, aber haben die das vergessen?“.

Unten wird gerangelt, ein Paderborner Staffmeber kriegt ebenfalls rot. Nur, dass wir es hier erwähnt haben, wirklich mitgekriegt hat es, glaube ich, keiner. Auf dem Feld eine gute Körpersprache, die Jungs weisen sich gegenseitig ein und feuern sich an. Auf den Rängen feuern wir auch an, aber unsere Körpersprache wir immer angespannter,…

…denn Arminia wäre nicht Arminia, wenn sie nicht nochmal für Spannung sorgen könnte. Klünter sieht die Ampel wegen Zeitspiel. Ooooouuuh mann, ein Platzverweis, über den selbst Bochum-Riemann grinsen würde. Daraufhin kommt der SCP immer mehr ins Spiel und dreht das 0:2 binnen kurzer Zeit auf 6:2 (Das Eckballverhältnis, keine Sorge).

Paderborn unter Dampf, unsere Jungs verteidigen weg. Paderborn macht Dampf, unsere Jungs verteidigen weg. „Ich bin zu alt für den Scheiß“. Paderborn gibt Dampf, unsere Jungs verteidigen weg. „Wir kassieren eh noch einen“. Tun wir auch, ist aber Abseits. Paderborn schiebt Dampf, sieben Minuten Nachspielzeit. Paderborn. Dampf. Und dann eine Mischung auf JAAAAA! Und UUUUUUUUUUUFF.

„Nur Du sollst heute siegen“, singen wir. Unterm Strich und nach dem Spielverlauf stimmt das auch, aber muss es immer so spannend sein? Vermutlich ja. Ist Arminia. 400-Spiel-Fabi-Klos beruhigt Gästeblock beim Feiern. Ein wichtiger Dreier und es sieht so aus, als käme endlich Schwung in die schwarzweißblaue Sache. Bitte bestätigen am Sonntag!

Applaus gibt es für Bier. Folgender Dialog zwischen zwei Spektanten im Eingangsbereich des Stadions vor dem Spiel: „Ist Alkohol im Bier“- „Ja“-“Juhuuuu!“. Alkohol kriegt man sehr einfach ins Bier, auch ganz ohne Thekenkraft-Belehrung. Einfach behaupten reicht.

Alle Fotos zum Spiel

Rundumbeobachters neues Buch (erst, wenn es alle gelesen haben, ist es nicht mehr neu 😉 )- bei Amazon, Thalia und im Fanshop. Hier gibt’s Leseproben. Und im Dezember live.

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