Tipps für Bundessilv – SGS Essen gegen VfL Wolfsburg 2012

SGS Essen gegen VfL Wolfsburg – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Im Frühjahr 2012 bleibt die Frauenbundesliga sich selber treu. Turbine Potsdam, der 1.FFC Frankfurt und ein drittes Team kämpfen um Gold (Meisterschaft), Silber (Teilnahme an der Champions League) und Platz Drei (bronzene Gurke). Das „dritte Team“ ist in dieser Saison der VfL Wolfsburg.

Die weibliche Ausgabe der BSG Volkswagen kann am letzten Spieltag noch die deutsche Meisterschaft erringen – vorausgesetzt, man gewinnt in Essen und Tabellenführer Potsdam verliert das Heimspiel gegen den bereits abgestiegenen 1.FC Lok Leipzig. Ein bisschen – ein ganz kleines bisschen – riecht es nach Sensation. Und die soll nicht ohne mich stattfinden! Außerdem ist es ein sommerlicher Pfingstmontag. Also…

SGS Essen gegen VfL Wolfsburg

…ab in den Kohlenpott ins Stadion „Am Hallo“ nach Essen. Um es gleich vorweg zu nehmen: Im Frühjahr 2012 bleibt die Frauenbundesliga sich selber treu – Ein ganz klein bisschen Sensation ist ganz groß gewaltig ausgeschlossen. Potsdam macht keine Faxen und mäht den Rasen mit den Mädels aus Leipzig-Probstheida – das 8:0 sichert den Turbinen ihren sechsten Meistertitel.

Das Stadion ist ein typischer kommunaler Mehrzwecksportplatz: Tartanlaufbahnen, Weit- und Hochsprunganlagen. Die Haupttribüne ist topmodern, der Gang hinter den Sitzplätzen ist mit Tartan ausgelegt, Rauchen ist überall verboten. Die Stehplatz-Gegengerade ist unüberdacht. Zwischen den Tribünen ist der gemähte Graswall, auch typisch für solche Stadien.

Mag der Frauenfußball noch nicht die Anziehungskraft des Männerfußballs haben (was mehr als schade ist), man spürt, das hier eine „höchste Spielklasse“ am Werk ist. Einziges Manko: Es gibt nur eine einzige Wurstbude. Aber das Anstellen lohnt sich, das Ruhrgebiet erfüllt wieder mal sein kulinarisches Klischee auf das Beste.

2.200 Zuschauer sind heute ins „Hallo“ gekommen. Doppelt so viele wie der durchschnittliche Besuch eines Frauenbundesligaspiels in dieser Saison. Das ist mehr als erfreulich, aber sicher auch Wetter, Feiertag und dem attraktiven Gegner zu verdanken. Der Kader des VfL Wolfsburg ist prominent besetzt – Conny Pohlers und die zweifache Weltmeisterin Martina Müller seien als Beispiele genannt.

Grundsätzlich ist die Fankultur im Frauenfußball eine andere als im Männerfußball. Die Anhänger sind treu, aber nicht fanatisch. Freunde und Familien der Spielerinnen sitzen auf den Tribünen. Sowieso sieht man beim Frauenfußball mehr Familien auf den Rängen. Vielfach anzutreffen sind außerdem junge Mädchen, die selber vor das Leder treten – man erkennt sie daran, dass sie die Trainingsklamotten ihres jeweiligen Vereins tragen.

Die Atmosphäre ist angenehm familiär. Die Gäste aus der Autostadt werden außerdem von ein paar Fanclubs unterstützt. Auf Seiten der Gastgeber gibt es auch ein paar Transparente und den einen oder anderen Anfeuerungsruf. Interessant: Als Zaungast aus dem Männerfußball fällt man sofort auf, vor allem, wenn man nach dem Spiel um Autogramme ansteht – Man ist größer, kräftiger und um Jahrzehnte älter als die anderen Autogrammjäger. Und ein Mann.

Der VfL ist erwartungsgemäß in der Spielanlage besser und geht Mitte der Zweiten Halbzeit durch einen Elfmeter in Führung. Fünf Minuten vor Schluss gleichen die Essenerinnen aus. Das sind die einzigen Highlights der Partie, für die „lauer Sommerkick“ eine nette Beschreibung ist. Da wird auch die sichtlich gelangweilte Bundessilv keine andere Meinung haben.

Saisonfazit: Die SG Essen-Schönebeck hat einmal mehr eine solide Saison gespielt, heißt ab jetzt SGS Essen und zieht zusammen mit den Männern von Rot-Weiß Essen in den neuen Prachtbau an der Hafenstraße – Schade für das kuschelige Stadion „Am Hallo“! Aber wenigstens gibt es mehr Wurstbuden. Der VfL Wolfsburg hat sich für die CL qualifiziert, rüstet kräftig mit Nationalspielerinnen nach und holt als erste deutsche Mannschaft in der Geschichte des Fußballs das Triple.

Von den Protangonistinnen des Tages fahren Bundessilv, Lena Gößling und Nadine Kessler in ein paar Wochen nach Schweden zur Europameisterschaft. Good luck, Ladies!

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