SGS Essen U20 gegen Arminia 0:0 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent
Modern können sie ja im Ruhrgebiet. Liest man sich ein bisschen schlau über das Sportgelände in Essen-Frohnhausen, das die Kulisse der heutigen Rundumbeobachtungen stellt, so stellt man fest, dass es wohl nur Sekunden her ist, dass alle (Multifunktions)Gebäude fertig gestellt wurden.
Entsprechend modern kommt die Sportanlage rüber, die, wie könnte es in Essen anders sein, den Namen von „Boss“ Rahn trägt (dabei wäre „Ente- Sportanlage“ oder „Atom- Otto- Sportanlage“ doch auch lustig gewesen). Nicht weniger als drei Essener Fußballvereine tragen hier ihre Heimspiele aus.
Auch die SGS Essen nutzt die Trainings- und Spielmöglichkeiten und lässt heute ihr U20- Team gegen Arminias Frauenmannschaft hier antreten. „Helmut Rahn- Sportanlage Platz 2“ lautet der etwas unromantische Name des Austragungsortes (noch ein Argument für „Ente“!).
Die Blauinnen haben Personalsorgen. Sophia Thiemann ist noch verletzt. Emmi Klingen wurde Langzeitopfer niederrheinischen Körpereinsatzes. Und heute fällt auch noch Tor- Lisa aus. Lisa Venrath wird ersetzt durch Kira Kutzinski, die wir in guter Tradition ab jetzt Tor- Kira nennen. Ist die Benennung einer Torhüterin taktisch noch relativ einfach, ist es bei der zentralen Sturmspitze (bisher: Emmi) etwas schwieriger. Die Blauinnen rotieren, die ersten Minuten ist beispielsweise Lisa Lösch in vorderster Front unterwegs.
Und in diesen ersten Minuten muss Arminia erstmal mit den Rotations- Realitäten zurecht kommen. Da auch die Damen aus Schönebeck nicht wirklich kreativ unterwegs sind und Platz 2 der Helmut- Rahn- Sportanlage keinen Block 3 hat, der sich bei einem eher zähen Kick mit anderen Dingen auseinandersetzt, fassen wir den Einstieg des Spiels mal als „Findungsphase“ zusammen.
Eine „Findungsphase“ endet eigentlich damit, dass sich die Mannschaften finden und es zu Torabschlüssen kommt. Heute dauert das Finden ziemlich lange. Eine halbe Stunde ist gespielt, als die U20 der SGS Essen zum ersten Mal frei vor Tor- Kira auftaucht. Diese bewährt sich zum ersten Mal. Das nun Folgende fassen wir mal als „ausgeglichenes Spiel“ zusammen. Tor- Kiras Parade ist zwar kein Weckruf für das Spiel, aber beide Mannschaften spielen nun etwas forscher nach vorne.
Dabei machen die Schönebeckerinnen etwas mehr Druck. Jaja, die SGS Essen U20… eine Truppe, die unseren Blauinnen mal so gar nicht liegt. In den letzten fünf Jahren gab es gerade mal zwei Siege und davon war einer ein Testspiel. Der letzte Dreier liegt fast drei Jahre zurück. War aber auswärts, so wie heute.
Allerdings wird es jetzt brenzlig- zum zweiten Mal muss Tor- Kira im Eins gegen Eins retten. Und kurz darauf fischt sie einen Ball aus dem Knick, als die SGS nach einem zu kurz geblockten Schuss nochmal an den Ball kommt. Was machen denn die Blauinnen offensiv so? Eher wenig, da dauert die Findungsphase noch. Das schicke Flügelspiel aus den letzten Spielen fehlt. Die Blauinnen laufen viel und passen viel (kämpfen ja sowieso), aber „viel bringen tut’s wenig“, wie der Spielfeldrand feststellt. Torlos zur Pause.
Halbzeit. Schönes Wetter heute! Da macht Bella (Wuckel: „Anna“) Jäger den Markus (Jäger: „Markus“) Wuckel und hält die Halbzeitansprache im Freien ab. Essener (Rundumbeobachter: „Nicht mehr der Tick- Klatsch- Bumm- Psycho“) Pendant tut es Bella gleich.
„Schießt jetzt mal ein Tor, Freunde“, bittet der Spielfeldrand bei Wiederanstoß. Jetzt hat das natürlich erstmal keinen konkreten Bezug auf irgendeine Mannschaft. Die SGS hatte die besseren Chancen, Arminia insgesamt etwas mehr Ballbesitz. Etwas mehr Ruhe in die Aktionen, dann geht was.
Essen wirkt etwas lebendiger, was wir mal als „Essener Annäherungen“ zusammenfassen wollen. Gefährlich wird es nicht wirklich. Copy- Paiste von oben: Was machen denn die Blauinnen offensiv so? Eher wenig, da dauert die Findungsphase noch.
Ja, spielerisch ist das heute eher übersichtlich. „Ohne Tor wird das nix mit dem Dreier“, stellt der Spielfeldrand durchaus richtig fest. Die Tore fallen nur auf dem Nachbarplatz, wo irgendwer gegen irgendwen mit 1:4 verliert. Und in der benachbarten Sporthalle, in der (laut Schlaulesen zur Anlage) Rollhockey gespielt und jeder Treffer mit der Schiffshupe aus dem Bremer Weserstadion gewürdigt wird.
Nee, nee, wenn hier ein Tor fällt, dann ist es entweder ein zufällig gegebener Elfer oder ein richtiges Graupentor. Entsprechend nervös ist der Spielfeldrand, die letzte durch ein Graupentor besiegelte schwarzweißblaue Niederlage ist noch keine 24 Stunden her.
Die schlichte Erkenntnis daraus lautet, dass heute das Graupentor auf der richtigen, also schwarzweißblauen Seite fallen muss. Aber wenn selbst beim abgestellten Tor am Spielfeldrand der ins Seitenaus geklärte Ball nur die Latte trifft, dann ist die Hoffnung auf ein Graupentor nun wirklich gering. Auf beiden Seiten.
Übrigens: Die DFB- Pokal– bewährte Abseitsfalle der Blauinnen funktioniert auch heute wieder. Auf der rechten Seite ist nach der Einwechslung von Celine Preuß etwas mehr Alarm. Dafür ist der linke Flügel bei Arminia völlig verwaist. Da hätte man ein Maisfeld anpflanzen können und niemand auf dem Platz hätte es gemerkt.
Hannah Wehmeyer kommt ins Spiel und kümmert sich dann ein bisschen um die Maisernte. Und in den letzten Minuten des Spiels wird es dann schnell bei Blauinnens. Sie machen ordentlich Druck und… da ist der Ball tatsächlich im Essener Tor! JAAAAA… was!? Abgepfiffen? Okay… der Ball wäre wahrscheinlich auch so reingekullert, die Blauinnen haben aber sicherheitshalber nochmal nachgestochert. Die Motivation ist ebenso nachvollziehbar wie Abseits. Schade…
Na ja, eigentlich hat das Spiel auch keinen Sieger verdient. Das war ein 0:0, wie es im Lehrbuch steht. Oder im Nekronomikon. Je nachdem, wie man ein 0:0 lesen will, was bekanntermaßen nicht einfach ist. Man kann es durchaus positiv lesen, da der Einsatz wie immer stimmte. Oder fassen wir es so zusammen: Die Blauinnen sind weiter ungeschlagen!
Für zeitloses Lesevergnügen ist die „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ empfohlen. Da stehen viele Lagerfeuergeschichten drin, auch über die Blauinnen. Die Fibel gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?