SF Siegen gegen Arminia 0:1 – …und nun zu etwas völlig anderem

SF Siegen gegen Arminia 0:1 – Daheimgebliebene Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

„And now for something completely different“ – so wie Monty Python die wunderbare Welt der Schwerkraft mit dieser Überleitungsphrase durcheinander bringt, so völlig anders ist auch der Westfalenpokal für Arminia Bielefeld- ganz Allgemein und bei einem Mittwoch- Abend- Ausflug nach Siegen besonders.

Siegen gegen Arminia

Eigentlich kennen wir ein Gastspiel Arminias im Siegener Leimbachstadion nur von der weiblichen Ausgabe unserer ostwestfälischen Gloria und schätzen Siegen als charmantes Reiseziel. Schließlich verteilten die Blauinnen dort vier. Und dann nochmal vier. Sogar im Westfalenpokal gab es die Begegnung bei den Frauen schonmal, auch da war es ein Halbfinale und – Überraschung! – vier. Schön für den Verfasser dieser Zeilen, dass er den reichlich ranzigen „Auswärts Siegen ist schön“- Kalauer in irgendeinem der eben genannten Rundumbeobachtungen untergebracht hat und ihn hier nicht nochmal aufwärmen muss.

Auch sind im Westfalenpokal die Rahmenbedingungen etwas völlig anderes. Beim Besuch im Mondpalast zu Wanne- Eickel im Spätherbst und auch schon bei vorherigen Spielen um die Landestrophäe gibt es reichlich Gelegenheit, Fußballnostalgie und den verblichenen Ruhm eines Zweitliga- Abstechers aus den 1970ern einzuatmen.

Dass das Leimbachstadion da keine Ausnahme bildet, hat der Rundumbeobachter bei einem seiner Auswärtsfahrten mit den Blauinnen erleben und genießen dürfen. Alter Schüsselbeton, kultige Flutlichmasten, rostige Wellenbrecher und an der Stehfressbude perfekt gegrillte Wurst und Nackensteak im Brötchen für zweieinhalb Euronen. Mehr als erwähnenswert auch die Bandenwerbung. Statt der grellen LED- Werbung angegilbte Blechschilder, auf denen zum Beispiel „Klamottenalarm“ beworben wird, behauptet wird, dass „Millionen Fenster un Türen nicht irren können“ (wurden die alle befragt und und wurde das auch doppelblind gegengetestet?) und dann natürlich der – Achtung, tolles Wortspiel! – absolute Brenner: „Krematorium Siegen – Fairness auch nach dem Spiel“.

Etwas völlig anderes war auch die Stream- Kommentierung. Sind es beim Telefonanbieter- Stream in der Dritten Liga krude und zu gleichen Teilen unsinnige wie überflüssige Statistiken, mit denen einem die Sabbelköppe die Ohren und das Hirn bluten lassen, haben mir die beiden Herren bei diesem Westfalenpokalspiel mit mehr oder (eher) weniger amüsanten Anekdoten, die sie sich aus irgendwelchen launigen Kreisliga- Chroniken zusammengelesen haben, den Verstand betäubt.

Aber kommen wir nun zu etwas völlig anderem und zwar zu etwas, das gar nicht so völlig anders war, und das ist: Das Spiel. Spätestens nach einer Viertelstunde kamen doch starke Erinnerungen an Lipperreihe oder Peckeloh auf. Die Sportfreunde waren taktisch diszipliniert und defensiv sehr gut eingestellt und machten es Arminia schwer, ihren Riegel zu knacken. Und das auch trotz spielerischer Unterlegenheit und gegen Ende schwindender Kräfte. Den Gastgebern an dieser Stelle ein großes Kompliment für ein tapferes Match und alles Gute für den Aufstiegskampf in der Oberliga!

Und bei Arminia? Nun, da zogen die im Westfalenpokal fast klassischen schwarzweißblauen Mechanismen: Eine späte Erlösung und Merv Biankadi. Mehr ist nicht zum Auftritt der Blauen zu sagen, weil es schlicht nicht mehr gibt.

Kommen wir nun zu etwas völlig anderem, nämlich zum Fazit dieser Rundumbeobachtungen. Und das lautet: Der Westfalenpokal ist und bleibt eine wunderbare Gelegenheit, fußballnostalgisch zu werden, mal wieder Lichtmasten zu sehen und dem überteuerten Stadion- Einheitsfraß zu entkommen, Arminia ist als einziges Team der drei höchsten deutschen Profiligen noch in drei Wettbewerben vertreten, Arminias Westfalenpokalspiele sind vor allem auswärts Hämge- und Würgepartien und wir sind wohl froh, dass wir nun wieder zu etwas völlig anderem kommen können.

Zum Beispiel einer Länderspielpause.

Dritte Liga gibt es auch in der „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“. Muss ja. Obwohl…gab da schon ein paar nette Lagerfeuergeschichten. Das Buch gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?

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