SSV Ulm gegen Arminia 1:0 – Daheimgebliebene Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent
Ein Saisonauftakt mit vielen losen Enden. Ein kämpferisch überzeugendes Pokalspiel. Ein brtual effektives Derby. Nun hat das Dienstagsspiel SSV Ulm gegen Arminia aber gezeigt, dass noch ein gutes Stück Arbeit vor der neuen Truppe des DSC liegt. Und die hat was mit der guten alten Fußballphrase von der „Annäherung“ zu tun.
Über Kampf zum Spiel und schlussendlich auch zu Toren ist zum Beispiel so eine Annäherung. Mangel an Kampf – um etwas Positives aus der Niederlage vorweg zu nehmen – kann man den Blauen über die gesamte Spielzeit nicht vorwerfen. Den Fight der Ulmer, die mehr und mehr ihre Körperlichkeit ins Match warfen, hat Arminia angenommen. Allerdings- wenn man sich über das Kämpferische dem Spielerischen annähern will, ist Luft nach oben.
Denn unterm Strich muss man sich mit der körperlichen Präsenz auch irgendwann mal durchsetzen. Zu Beginn des Spiels sah das ja ganz ordentlich aus. Gutes Pressing, gut Druck gemacht, gut Ball und Gegner hinterher gestochert. Nach vorne aber sprangen kaum Chancen raus- vielmehr entstand der Eindruck, dass die spielstarken schwarzweißblauen Offensivkräfte an den kantigen Ulmer Abwehrstrategen nicht nur hängenblieben, sondern regelrecht zerschellten. Die „Torannäherung“ hätte gerne etwas üppiger ausfallen dürfen. Und auch können.
Will man im Spiel nach vorne die eigene Effektivität (nochmal) unter Beweis stellen, müssen die wenigen Chancen auch sitzen. Defensiv sieht es schon weitaus besser aus als bei der Jungfernfahrt in Dresden, aber…ich weiß nicht, wie es den Lesenden geht, ich bekomme bei jedem Rückpass uf Kersken und bei jeder Spieleröffnung Zähneklappern, vom Stellungsspiel hinten mal abgesehen. Siehe auch: Das Tor des Abends, das zwar kein rabiater Abwehrfehler war, wo ich mir aber doch eine etwas bessere Raumaufteilung gewünscht hätte. Mehr Annäherung an den Gegner…
Irgendwann so ab der 65. bis 70. Spielminute will der Kommentator des Telefonanbieterfernsehens „Verunsicherung“ bei Arminia ausgemacht haben. Nun, Verunsicherung ist der falsche Begriff, ich tendiere eher zur „Ratlosigkeit“. Denn ab da hat es Arminia nicht mehr geschafft, sich dem Spiel mental anzunähern. Das zeigte das häufige Hintenrum, als man als Zuschauer vermehrt „Mensch, das Tor ist DAHAAAAA!“ in den Desktop-Monitor rief und auch die Tatsache, dass Arminia wenig (na ja, eigentlich nichts) aus dem Kräfteüberschuss in der Schlussphase machte.
Der Rundumbeobachter schreibt das mit dem Gefühl, dass durchaus mehr hätte drin sein können an der Donau. Annäherung ist, das steckt im Wort, ein Prozess. Und die Blauen haben, wie das Spiel in Ulm zeigte, noch eine Menge Annäherungsprozesse zu bewältigen. Wie wird ein Spiel bewältigt, in denen man kein Tor in den ersten 20 Minuten geschossen und keine zwei Treffer zur Halbzeit erzielt hat? Wie geht man damit um, wenn der Gegner den Kampf annimmt und sich nicht den Zahn so früh ziehen lässt wie die westfälische Nachbarschaft? Wie übersteht man nicklige, ruppige Spielphasen und setzt sich durch? Wie geht man mit Rückständen um? Wie verselbständigt man das zweifellos vorhandene eigene Potenzial?
Arminia Bielefeld ist in der Annäherung. An sich selbst. Und da die Mannschaft die gerade gestellten Fragen durchaus selber beantworten kann und sicher auch will, bleibt der Annäherungsprozess (positiv) spannend. Wird schon!
Dritte Liga gibt es auch in der „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“. Muss ja. Obwohl…gab da schon ein paar nette Lagerfeuergeschichten. Das Buch gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?