Malusspiel – VfB Stuttgart gegen Arminia 6:0

VfB Stuttgart gegen Arminia – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Ich habe bei Stuttgart gegen Arminia dann umgeschaltet. Vorher habe ich eine ordentliche Startviertelstunde der Blauen gesehen, dann waren die Brötchen aufgebacken und als ich mit denen zum Stream zurückkehrte, stand es 0:2. Das 0:3 und das 0:4 habe ich dann live miterlebt. Und dann eben umgeschaltet. Auf LA Flights.

LA Flights streamt an ein paar Tagen in der Woche mehrere Stunden vom Flughafen Los Angeles International. Planespotting. Immer nur startende und landende Flugzeuge. Wuuusch. Wuuusch. Es mag seltsam erscheinen, aber, wie vor Jahren schonmal angedeutet, Flugzeuge gucken entspannt mich total. Am liebsten live vor Ort, aber Los Angeles ist etwas zu weit weg, wenn man am nächsten Tag arbeiten muss. Nur gelegentlich habe ich zurück in den Bezahlstream geschaltet. 0:5. Ah ja. 0:6. M-Hm.

Stuttgart gegen Arminia

Warum, zum Geier, war das so? Warum schalte ich auf Entspannung um, obwohl ich doch eigentlich angespannt sein sollte- mitleiden mit meiner Mannschaft, die zerfleddert wird? Warum war auch in der ersten Viertelstunde des Spiels im Ländle kein Kribbeln da, wo eigentlich immer Kribbeln ist, wenn Arminia spielt?

Klar, Terminierung und Anstoßzeit haben eine Rolle gespielt. Oder das Empfinden, dass Pokal in unserer derzeitigen Situation ziemlich unwichtig ist- so gesehen macht sogar das Wort vom „Bonusspiel“ Sinn (Ich bin übrigens dafür, es ab jetzt „Malusspiel“ zu nennen. So scheint die Truppe es auch angegangen zu sein, das wäre zumindest ein kleiner Erklärungsansatz dafür, warum man nach einem ordentlichen Start mit dem ersten Gegentor auseinanderfiel). Oder die Ansetzung, auswärts in Stuttgart, die die Aussicht auf eine neue Halbfinal-Gänsehautentzündung nicht besonders realistisch macht. Ganz vom derzeitigen Zustand unseres Teams abgesehen.

Ich will ja auch die Blauen gucken. Unbedingt. Und sie unterstützen, unbedingt! Klatsche, meinetwegen, das 1:8 in Bremen damals, das ich live im Stadion erleben durfte, unterbietet selbst diese aktuelle Arminia nicht. Chancenlos der dritten Liga entgegen taumeln, meeein Gott, 1988 erlebt, 2011 erlebt, da komme ich auch mit klar. Ich bin lange genug dabei, um zu wissen, dass die Geschichte des DSC in einer Sinuskurve verläuft. Gipfel, Tal, Gipfel, Tal, immer um eine Null-Ebene herum, wo seit 117 Jahren keiner genau weiß, wo sie liegt oder liegen müsste.

Stuttgart gegen Arminia

Aber gestern war da ein komisches Gefühl von Sättigung. Ich hatte es satt, schon wieder eine Abwehr zu sehen, in der noch mehr Unordnung herrscht als in meinem Sockenfach. Ich hatte es satt, Angriffsbemühungen zu sehen, bei der es ein Navi braucht, um die gegnerische Hälfte zu finden.

Nicht schon wieder. Lieber ziehe ich mir meine Brötchen rein und höre den Stream-Moderatoren zu, wie sie sich Tröpfchen in die Hose freuen, wenn der Pilot einer just gelandeten blauen 737 zu ihnen aus dem Cockpit rüberwinkt.

Ich werde auch diese harte schwarzweißblaue Phase durchhalten. Ich werde weiter auf Besserung hoffen und an Besserung glauben, weil ich als Armine nicht anders kann und weil ich weiß, dass auf Tal wieder Gipfel folgt. Am Samstag zum Pauli-Spiel wird es auch wieder kribbeln. Zur Fahrt mit den Blauinnen zu Leverkusen II erst recht. Weiter hingehen. Weiter hoffen.

Umso mehr hat mich das Gefühl der Sättigung gestern überrascht. Arminia, stell‘ es ab! Ich will das nicht haben.

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