DJK Südwest Köln gegen Arminia 3:4 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent
Die Saison 2024/2025 wird es die Blauinnen nicht weniger als viermal nach Köln verschlagen. Gleich das erste Spiel findet in der Domstadt statt. Aber immerhin bei einem Club, den der Rundumbeobachter noch nicht kannte: Die DJK Südwest Köln.
Heimstatt der ersten Frauenmannschaft der DJK ist der „Kunstrasenplatz Unterer Komarweg“. Das klingt erstmal herrlich unspektakulär, aber auch diese Sportstätte, auch dieser Gastgeber- Club hat ein paar charmante Eigenheiten zu bieten.
Der Platz liegt im Stadtteil Klettenberg, Mitten im äußeren Grüngürtel der Stadt Köln. Und entsprechend heimelig ist das Ambiente. Der Platz ist von Bäumen und Büschen – eben viel Grün – umsäumt. Neben der Fußball- Granulat- Plastikfläche liegen ein modernes Vereinsheim, dahinter ein Beachvolleyballfeld und ein paar undefinierbare Spielgeräte. Der etwas ältere Kabinentrakt mit gemütlichen Sonnenbänken vor den Wänden schließt das Gelände ab.
Eins der vielen schönen Dinge an der Frauen- Regionalliga West ist, dass man wirklich oft als Auswärtsfahrer für 90 Minuten Gast eines anderen Vereins ist. Und zwar wirklich „Verein“: Wo die Jungend und die Ehrenamtler die Arbeit, die Verpflegung und die Infrastruktur am Laufen halten und sich um die Gäste kümmern. Da ist die DJK Südwest Köln keine Ausnahme. Spielerinnen machen die Eintrittskasse und bedienen den Wurstgrill. „Haben wir Strom?“ – „Hier! [hebt eine komplett aufgerollte Kabeltrommel auf den Tisch]“. Im Vereinsheim kümmern sich die „Älteren“ um das Wohl und die Kurzweil der anwesenden Fußballgucker. Schön hier!
Die Regionalliga mag zwar ihren Charme haben, trotzdem träumen wir rund um die Blauinnen ja Jahr für Jahr mehr oder weniger laut davon, die Spielklasse nach oben zu verlassen. Also sollte es der Anspruch unserer Mädels sein, beim Aufsteiger zu gewinnen, oder?
…oder!? Zwar tragen die Blauinnen in den ersten Spielsekunden zwei schnelle Angriffe über die linke Außenbahn vor, dann allerdings gerät ein Rückpass auf Tor-Lisa zu kurz- und die wachen Kölnerinnen sind zur Stelle. 1:0.
Mannomann, was’n Abwehrloch. Und gleich das nächste hinterher! Doch diesmal ist nicht Köln, sondern Tor-Lisa zur Stelle. Eieieiei.
Arminia spielt nach vorne. Lisa Lösch trickst eine Ball gewitzt aufs lange Eck… doch die Torfrau fischt ihn raus. Jocy Hampel frei vor der eben Genannten, schick überwunden… aber Pfosten. „Bie-le-feld!“, brüllt der Fahnenhaufen vom Spielfeldrand. Und kurz darauf jubeln wir, denn der nächste Hochkaräter sitzt: Emmi Klingen wird rechts im Strafraum angespielt und schießt flach ins lange Eck.
Yeah! Verdienter Ausgleich! Und die Blauinnen spielen gut nach vorne. Allerdings lassen sie im Spiel mehr Chancen liegen als die Eichhörnchen Haselnüsse im Grüngürtel. Während sich nebendran ein paar Beachvolleyspieler tüchtig in die Wolle kriegen (einfach Spaß am Sport ist mal wieder zu viel verlangt) ist Pamela Jahn die nächste (vielleicht auch die übernächste), die aus aussichtsreicher Position an der Torfrau scheitert. „Wenn Du sie vorne nicht machst…“, bemüht der unkende Spielfeldrand das Phrasenschwein. Nicht zu Unrecht, denn die DJK ist mit ihren schnellen Kontern immer brandgefährlich. Und Geschwindigkeit und Umschalten erwiesen sich schon beim Pokalspiel auf St.Pauli als Drahtseilakt. Eieiei…
Was nicht heißen soll, dass Arminia schlecht spielt- im Gegenteil. Die Ballverteilung im Mittelfeld sieht ganz passabel aus und über Außen machen Marie Bärenwaldt und die wieder entdeckte Rieke Barkhausen auf den Schienen ordentlich Alarm. Hoffen wir, dass die nicht hinten fehlen…
…kaum gesagt, schon isses passiert. Köln kontert mit zwei klinisch akkuraten Schnittstellenpässen, ist frei im Strafraum, den ersten Abschluss kann Tor-Lisa noch abwehren, der Abstauber ist drin. Wieder Rückstand. Eieiei, eieiei, eieiei. Der DJK-Fanblock, bestehend aus Jugendspielerinnen, ruft „D! J! K! D! J! K!“. Der Fahnenhaufen brüllt „Bie-le-feld!“ und hämmert auf die Werbebanden. Direkt nach Wiederanstoß hat Pia Schmidt die große Chance zum Ausgleich. Knapp vorbei, Rückstand zur Pause. Wenn Du sie vorne nicht machst…
Halbzeit. Immer wieder toll auf den Sportplätzen dieser Welt: Die Hinweisschilder. So auch hier in Klettenberg. Hier zum Beispiel:
…Aber wir saufen bis der Notarzt kommt. Wir zünden Pyro. Davon steht da ja nix. Oder das hier:
Der Rundumbeobachter war mal kurzzeitig (einen Nachmittag) Mitglied einer Münsteraner Kneipenmannschaft. Also darf er den Kunstrasenplatz betreten. Will er aber gar nicht. Und jetzt?
Beide Teams gehen mit viel Tempo in den zweiten Durchgang. Hin und her geht es. Die Djk findet immer wieder Platz zum schnellen Vorstoß, eieiei… aber die Blauinnen machen das Tor! Da braucht es die Cleverness der Kapitänin: Lisa Lösch kommt 25 Meter vor der Kiste an den Ball, sieht, dass die Torfrau sich ein bisschen zu tapfer vorgewagt hat und hebt den Ball ins Netz. Ausgleeeeich!
Arminia ist wieder am Drücker. Arminia verballert wieder alles, was geht. Arminia ist wieder anfällig für Konter. Ball im Netz, 3:2 für Köln. Aber Abseits. Eieiei *schnauf* Mit den eingewechselten Anna Czekalla und Thandie Reinkensmeier ist ordentlich Tempo drin. Punkte aber erst, wenn die Blauinnen die Kiste treffen.
Alldieweil kommen die Protagonistinnen des nächsten Spiels am Spielfeldrand vorbei: Die Kickerinnen des SV Deutz 05. Sie fragen nach dem Spielstand und wünschen Arminia den Sieg. „Südwest sind Feinde!“. Die Bitte, die Feinde doch etwas zu irritieren, wird lachend abgelehnt. Aber selbst wenn die Deutzerinnen die Torfrau der DJK durch aggressives Aufwärmen aus dem Spiel nähmen- das Tor müssen die Blauinnen immer noch selber treffen.
JAAAAAAAAAA! Und dann geht es doch so einfach! Thandie Reinkensmeier kommt im Strafraum an den Ball und, tjo, schießt den einfach in die Maschen. Füüüührung zu Anbruch der Schlussviertelstunde!
So allmählich lassen die Kräfte nach bei der DJK. Aber die Kölnerinnen geben nicht auf. Es bleibt eine enge Kiste, da die Blauinnen wieter nach vorne, aber weniger nach hinten spielen. Gefühlt ist es kurz vor Ende, als Jocy Hampel frei auf die Torfrau zugeht. Sie bleibt an dieser hängen, aber Anna Czekalla bringt den Ball ins Netz. JAAAAAAAAAA! 4:2!
“Los Mädels, wir geben das nicht mehr her”, brüllt Emmi Klingen. Ja, eine Zwei- Tore- Führung sollte beruhigen… aber von wegen! Das nächste Luftloch in der schwarzweißblauen Defensive. In den Rasen gehauen, DJK frei vor dem Tor, Rest kann man sich denken. 3:4, immerhin so kurz vor Schluss, dass es nicht mehr ernsthaft spannend wird.
So endet das erste Saisonspiel der Blauinnen mit dem ersten Saisonsieg. Etwas mühevoller als erwartet, aber es bleibt ja noch genug Saison, um hinten dichter und vorne lethaler zu werden. Für heute gilt die alte Weisheit: „Tore schießen heißt das Spiel, nicht Tore verhindern” (Dombrowksi, erfunden von Frank Goosen).
Für zeitloses Lesevergnügen ist die „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ empfohlen. Da stehen viele Lagerfeuergeschichten drin, auch über die Blauinnen. Die Fibel gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?