SV Deutz 05 gegen Arminia 0:2 – Die Wievielten besiegt

SV Deutz 05 gegen Arminia 0:2 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Wir sind also in Köln- Deutz und der heutige Gastgeber, die Sportvereinigung Deutz 05 e.V., empfängt uns mit diesem eindrucksvollen Wandbanner:

Deutz 05 gegen Arminia

Was gleich beim Eintreffen am Auswärtsspielort zwei Fragen aufwirft: Wenn keiner die ersten Deutzer besiegt, wieso gibt es dann weitere Deutzer? Wenn es „erste“ gab, gab es folgerichtig auch zweite und fünfte und siebzehnte… An welcher Stelle steht die Mannschaft von Deutz 05?

Bei den Blauinnen heißt es ja:

Woraus sich gleich die nächste Frage ergibt: Wenn die ersten Deutzer nie besiegt und die Postheide von niemandem erobert wird- müssen wir dann zwei defensiv eingestellte Teams erwarten, die die eigenen Festungen verteidigen, nicht angreifen und somit unterm Strich nie besiegt und von niemandem erobert werden? Einfach weil man gut verteidigt und zudem niemand kommt, um zu besiegen und zu erobern? Muss das’n öder Kick werden…

Bevor wir uns darüber den Kopf zerbrechen, gucken wir uns die Anlage an. Die „Sportanlage am Rolshover Kirchweg“ liegt am rechten Fußufer zwei Blocks östlich versetzt hinter dem Rhein. Köln Deutz, als Messe- und Businessstandort der selbsternannten Welthauptstadt Köln in den letzten Jahren immer bedeutsamer geworden, putzt sich heraus. Und so liegt der Kunstrasenplatz zwischen architektonisch recht eindrucksvollen Bürobauten.

…ein weiterer Beleg dafür, dass Fußballgrounds auch (stadt)landschaftlich recht interessant sein können- gerade im Amateursport.

Hinter dem Eingang mit dem kopfzerbrechenden Banner liegt das Vereinsheim. Davor ein Halbfeld, von dem gerade zwei Jugendteams kommen. Der Platz selbst ist ein Kunstrasenplatz, eingefasst von hohen Gitterzäunen. Am Zugang steht eine gemütliche Bretterbude, wo man den regionalliga- üblichen Fünfer an Antritt abdrückt. Neben dem Spielfeld steht eine mobile Imbissbude. Dort gibt es keine festen Preise, das kulinarische Angebot, auf das wir später noch zu sprechen kommen, geht gegen Spende raus.

Die Gastgeber sind nett und fröhlich und flachsen mit den zahlreich erschienenen Arminen. Die Anlage ist sauber und gepflegt. Man merkt, die haben ihren Club lieb hier.

Nun aber zur Sache. Die nicht besiegten was weiß ich wievielten Deutzerinnen gegen die von niemandem zu erobernden Blauinnen.

Wir wissen natürlich alle, dass die ersten Deutzer Römer waren, die rechtsrheinisch ein Kastell (das, was auf dem Banner abgebildet ist) gegen die manchmal etwas ruppigen Germanen errichteten. Und sie wurden tatsächlich nie besiegt, sie verschwanden einfach irgendwann, bis das Kastell achthundert Jahre nach seiner Entstehung zu einem Kloster umgebaut wurde. Und die SV Deutz 05 scheint eine ähnliche Strategie zu verfolgen. „Lange die Null halten“, heißt es am Spielfeldrand seitens der Gastgeber. Vermutlich achthundert Jahre.

Allerdings dauert es nur zwei Minuten, bis Soffes Thiemann von links, Marie Bärenwaldt von rechts die ersten gefährlichen Anspiele in den Strafraum gegeben haben und Hännah Wehmeyer den ersten Torschuss abgefeuert hat. Die Blauinnen, die den Namen des ruppigen Germanen Arminius tragen, haben sich was vorgenommen. Auch die weiteren Minute der Startphase des Spiels gehören den DSC- Frauen.

Deutz 05 verteidigt und lauert. Vorne haben die Schwarzgelben zwei schnelle Spielerinnen, die mitten in die Arminia- Drangphase hinein fast die Führung erzielen. Die Blauinnen kriegen den Konter mit knapper Not weg verteidigt.

Gute Laune am Spielfeldrand, bei Gästen und Gastgebern. Ein Kiddy singt mit: „Arminijahaaa- Bie-le-feheeld!“ und wird von Mama eingefangen: „Kommst Du wohl mit in die Deutzer Ecke?“. Ab ins Kastell, Flavius Romanus!

Ein munterer Kick ist das hier. Deutz hat die nächste dicke Konterchance, als ein Abschlag von Tor- Lisa, die heute ihr 100. Spiel für die Blauinnen macht, etwas zu kurz gerät. Aber Tor- Lisa ist nicht Tor- Jonas, und so geht nochmal alles gut. Auf der Gegenseite scheitern erst Lisa Lösch und dann Hannah Wehmeyer frei an der Torfrau.

Ja, munterer Kick. Aber: Die eben geschilderten Szenen lesen sich spektakulär, so wirklich sind Torchancen aber kein Thema. In der Schlussphase der ersten Halbzeit erhöhen die Blauinnen nochmal den Druck und belagern das Kastell. Marie Bärenwaldt, die heute wieder ein starkes Spiel macht, köpft knapp neben das Tor. Schade, denn Mary Börekwaldt gönnen wir alle ein Tor. Na ja, eigentlich gönnen wir Arminia ein Tor. Und ganz eigentlich gönnen wir uns ein Tor. Bei Licht betrachtet ist Fußball doch eine ziemlich egoistische Sache…

Vor der Halbzeit verdient Marie sich, Arminia und uns einen Scorerpunkt. Sie gibt den Ball von rechts flach in die Mitte. Dort ist Jocy Hampel knapp vor der Torfrau am Ball, der hoppelt ins Netz. 1:0 für die Blauinnen zur Pause!

Halbzeit. Nähere Betrachtung des kulinarischen Angebotes bei der SV Deutz 05. Es gibt Kaffee. Gallonenweise. Es gibt Bockwurst. Zu wenig. Denn die Deutzer haben mit weniger Andrang gerechnet. „Wir hätten das wissen müssen, als Arminia bei Südwest war, hatten die auch ordentlich Leute dabei.“. Da der Rundumbeobachter bei der Verteilung der Bockwurst zu spät kam, kann er nicht von der Qualität des Fleischerzeugnisses berichten. Aaaaaber – und da besiegen und erobern die wievielten auch immer Deutzer die Postheide – es gibt frische, sehr leckere Waffööööln!

Bei einer dünnen Blauinnen- Führung kriegt man immer etwas Muffe. Manchmal mag die täuschen, aber oft genug haben wir es erlebt, dass Arminias Frauen trotz leidenschaftlichen Spiels den Faden verloren. Gerade in der selbsternannten Welthauptstadt verlaufen solche Spiele gerne mal in ungünstige Richtungen.

Und der Kommandant des Deutzer Kastells hat seinen Legionärinnen in der Halbzeitpause offenbar etwas mehr Offensive befohlen. „Ordnen, Spielen, Ordnung“, brüllt der Trainer der Gastgeberinnen über das Feld. Und Deutz 05 rückt aus dem Kastell vor. Die Schwarzgelben kommen besser ins Spiel. Einen schnellen Angriff kann Tor- Lisa abfangen. Jetzt heißt es: Postheide verteidigen!

Kämpfen, Arminia! Ein 1:0 ist etwas dünn und die schwarzweißblaue Defensive ist auch nicht immer ein Kastell. Am Spielfeldrand herrschen Geduld („Dat machen die schon“) und Ungeduld („Mensch, jetzt spielt doch mal“) zu gleichen Teilen. Und beides mit Berechtigung. Die Blauinnen sind, mit Abstand betrachtet, nicht ernsthaft in Gefahr, also lohnt sich die Geduld. Bis Jocy Hampel den ersten ernsthaften Torschuss der zweiten Halbzeit abgibt, sind 70 Minuten gespielt, also erklärt sich die Ungeduld.

Dann flankt Inci Fenu wunderbar von rechts. Zoffes Thiemann muss nur noch die Stirn hinhalten und es steht 2:0.

Deckel drauf. Geduld hat sich ausgezahlt, Ungeduld ist besänftigt. Mit diesem Gefühl geht das Spiel zu Ende.

Die Damen von der Postheide werden nicht erobert. Und die Deutzerinnen können sich damit trösten, dass sie nicht die ersten Deutzer sind, die besiegt wurden. Und so können sie immer noch erhobenen Hauptes am Banner vor ihrem Kastell vorbei gehen. Im Ernst: Der Rundumbeobachter wünscht Deutz 05 den Klassenerhalt. Eine sehr nette Auswärtsadresse. Und die Blauinnen machen eben Blauinnensachen.

Mehr Fotos

Für zeitloses Lesevergnügen ist die „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ empfohlen. Da stehen viele Lagerfeuergeschichten drin, auch über die Blauinnen. Die Fibel gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?

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