Warbeyen gegen Arminia – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent
Der Rundumbeobachter hatte sich ja schon gefreut. Wenn Warbeyen gegen Arminia spielt, schön die Sonne und das Grün der vereinseigenen Sportanlage genießen, auf die IKEA-Sitzecke vors Vereinsheim fläzen, ein paar Cocktails reinsüffeln und die Blauinnen zaubern sehen. Aber neeeein, Warbeyen spielt ja in Kleve, Bresserbergstadion. Muss ich also da hin. Um voll und ganz entschädigt zu werden.
Betonstufen und Zaunkäfige aus der Zeit, als der gastgebende 1.FC Kleve in die Regionalliga hineinschnupperte. Lichtmasten und Lautsprecheranlagen erfüllen das Fußballnostalgiker-Herz mit Wonne. Über den Heimsteher hinweg hat man einen Panoramablick über ganz Kleve.
An den Fahrradständern gibt es trotz Ankündigung keine Erfrischungen. „Erfrischungen“ ist in jedem Fall charmanter als „Insert your Werbung here“. Erfrischungen gibt es im Rohbau der neuen Haupttribüne, siehe Halbzeit-Gag. Die Sportsbar hat Johnny Walker, Jim Beam und Asbach zu bieten, also alle Fünf-Sterne-Cocktails am Start.
In den letzten Jahren hat das Bresserbergstadion etwa 456 Arenen-Namensgeber gehabt. Generell spielt hier, wie erwähnt, der 1.FC Kleve. Der Verein scheint eine lebendige Fanszene zu haben, darauf weisen viele Sticker und Graffiti hin. Vom „Monte Bressero“ ist die Rede und vom „Boss“. Der Don vom Monte Bressero, boooooah! Wenn das mal keine Herausforderung für die Donne blu (zu deutsch: Blauinnen) ist, den Monte Bressero zu erobern.
Das Spiel beginnt mit einer Findungsphase. Der Ball landet zwar im Netz, allerdings im dem des seitlich abgestellten Trainingstors. Nach fünf Spielminuten steht es an Trainingstor-Treffern 1:1.
Allmählich übernimmt Warbeyen dann das Spielgeschehen. Arminia spielt mit abwartender Kontertaktik, Grit Bender spielt wieder vorne. Kann man mal so machen, wie wir seit dem souveränen Auftritt in Siegen wissen. Leonie Heitlindemann scheitert an der Torfrau, die Gastgeberinnen haben ein paar Torschüsse, die bei Bezahl-TV einen Strich in der Torschuss-Statistik und zwei Zeitlupen kriegen.
Allerdings haben die Gastgeberinnen immer mehr das Kommando und kommen der Führung immer näher. Ein paar Mal zischt das Spielgerät knapp am Gestänge unserer Tor-Lisa vorbei. Den Blauinnen fällt wenig an Gegenmaßnahme ein, auch die Defensive hat heute eine gewisse Sorglosigkeit. Also passiert, was passieren muss: Ein Distanzschuss senkt sich hinter der machtlosen Tor-Lisa ins Netz zur Führung für Warbeyen.
So ist die Siegen-Sieg-Taktik des DSC natürlich übern Jordan. Arminia schafft kaum Entlastung und die Pässe in die Lücken (oder so) sind etwas unpräzise. Um es mit Lotta Finger zu sagen: „Alter…was machst Du da…was ist los mit Dir??!“. Es gibt die eine oder andere Ecke, aber Arminia und Ecken….das wird ein schweres Stück Arbeit in Durchgang Zwei. Aber der Rundumbeobachter prophezeit die Einwechslung des Sieges in Person von Lea Bartling.
Halbzeit. Die Haupttribüne vom Monte Bressero ist noch im Rohbau. Entsprechend individuell ist die Gaststätte, in der man sich mit Kaffee und Kaltgetränken, frischen Kuchen und Muffins und live gebackenen Waffeln versorgen kann. Kaffee auf der Baustelle. Die Helferinnen des VFR SchwarzWeiß 1945 e.V. karren alles aus dem im Klever Speckgürtel gelegenen Warbeyen an, machen den Verkauf, bringen alles wieder zurück und spülen in Warbeyen (weil: Rohbau hat keine Wasserversorgung). Jeder, der ein Waffeleisen hat, weiß, wieviel Freude es macht, die Dinger zu säubern. So geht Ehrenamt!
Aber wer sind denn nun el Donne aufm Monte? Wenn das noch die Blauinnen werden wollen, muss es jetzt zur Sache gehen. Und: Tut es auch! Die schwarzweißblauen Mädels kramen ihr altbewährtes Kämpferherz hervor, hauen sich in jeden Zweikampf, fighten um jeden Grashalm.
Spielerisch finden sie so allmählich rein. Kommentar aus Richtung der noch leicht unzufriedenen Arminia-Bank: „Hau den Ball drauf! Entweder in den Knick oder über den Zaun!“. Über den Zaun wäre lustig. Arminia spielt auf das Tor, hinter dem das Tal mit Kleve liegt. Gilt hier das klassische „Wer zuletzt berührt hat, holt wieder!“? Diejenige darf, wenn sie den Ball über den Zaun schießt, runter nach Kleve City und Eis für alle mitbringen.
„Knick“ ist natürlich grundsätzlich immer die bessere Variante. Oder mittenrein. Sammy Kühne setzt sich im Strafraum durch und stochert die Kirsche mit hohem Bein an der Torfrau vorbei ins Netz. Jubek, Jubel, Ausgleich, Ausgleich!
Der Rundumbeobachter hat die Siegtorschützin prophezeit und wie recht er doch hatte (wenn er das doch auch bei Tippspielen könnte…). Lea Bartling wird freigespielt, geht an der Torhüterin vorbei und erzielt die Führung!
Warbeyen hat am Rückstand zu knabbern. Merkt man an der Lautstärke des Heimcoaches. Waren es zu Spielbeginn noch gehaltvolle Anweisungen wie „Augen auf den Ball!“ (taktisch brillant…das mache selbst ich) steigen Lautstärke, Wut und Unflätigkeit proportional zu dem Druck, unter dem seine Mannschaft steht. Das wiederum ärgert den Linienrichter, der aus der Entfernung die Situation mit diplomatischen Worten zu beruhigen versucht: „Mach den Mund zu! Bist Du behindert, ey…“.
Die Blauinnen haben die offene Schlacht um den Monte Bressero angenommen – eine gute Chance nach der anderen, Kampf, Grasfressen, dem Ball hinterherkellen, blaues Herzblut fließen lassen. Sie versäumen die endgültige Entscheidung, so dass es in den Schlussmomenten nochmal ein offener Schlagabtausch wird, aber…
…wer ist zum Schluss Boss vom Bresserberg? Die hier! Le Donne blu da Monte Bressero!
Kurz in Toms Schlussworte an die Mannschaft reingehört: „Erste Halbzeit war Rotz, die zweite richtig geil!“. Lassen wir so stehen und fahren weiter nach Menden.
Das Wort des Tages ist „No Meursy!“. Steht da so. Aufm Klo. Und was aufm Klo steht, stimmt immer. Und wenn die Blauinnen unterwegs sind, sowieso. Expect no meursy!