VfR Warbeyen gegen Arminia 4:2 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent
Kleve, beschauliche Kreisstadt am Niederrhein und mit den Niederlanden in Sichtweite, besteht (Überraschung!) aus mehreren Stadtteilen. Die Stadtteile mit den coolsten Namen sind Bimmen und Schenkenschanz („Ich gehe heute zum Schenkenschank und bimme mir richtig einen in die Rübe“). Ein weiterer Stadtteil heißt Warbeyen, dort ist der heutige Gastgeber der Blauinnen zu Hause. Da wird aber nicht gespielt, sondern in Unterstadt, im dortigen Sportzentrum.

Nach diversen Haupt- und Nebenplätzen rund um den Bresserberg nun also der dritte Ground in Kleve für den Rundumbeobachter. Glaubt mir auch keiner…


Das Sportzentrum Unterstadt (nicht zu verwechseln mit dem ebenfalls im Kleve beheimateten Sportzentrum Oberstadt) ist eine große, mit kommunalen und Landesfördermittel gebaute öffentliche Sportanlage, auf der neben Fußball auch American Football, Boule, Beachvolleyball und weitere schweißtreibende Aktivitäten von Vereinen und Öffentlichkeit betrieben werden können. Moderne Architektur, aufgehübscht durch eine Grillhütte, diversen Versammlungsräumen und jede Menge Grün. Passt super ins Frühlingswetter.



Die Blauinnen machen sich auf dem Football- Feld warm, spielen tun sie auf dem Fußball- Kunstrasenplatz. Das bekommen wir ein paar Mal erklärt, davon einige Male sogar richtig. Also- Platz einnehmen und los!

Seit Jahren stellen wir uns die Frage: Sind die Blauinnen ein Spitzenteam der Regionalliga? Beantworten die Frage heute einmal diplomatisch: Zumindest ist Warbeyen eins. Vor dem Spiel haben die schwarzweißen Gastgeberinnen zwölf Punkte Vorsprung auf Arminia und grüßen ziemlich souverän von der Tabellenspitze. Schon der erste Kopfball zischt gefährlich knapp über Tor-Lisas Kiste.

Die erste richtig große Chance des Spiels hat aber Hannah Wehmeyer, deren Flachschuss die Warbeyener Keeperin gerade noch parieren kann. Im Hinspiel haben die Blauinnen den Klever Damen die erste und lange Zeit einzige Saisonniederlage beigebracht, hier bieten sie dem Tabellenführer in den ersten Minuten ordentlich Paroli…

…bis Warbeyen dann den ersten richtig schnellen Angriff ausspielt und mit 1:0 in Führung geht. Ziemlich schnell durchkombiniert. War gut. Zugegeben.

Im erwähnten Hinspiel mussten wir unangenehm oft über das „körperliche Spiel“ des VfR Warbeyen sprechen. Diese hält sich, soviel sei voraus geschickt, heute trotz der einen oder anderen Nickligkeit in Grenzen. Trotzdem: Auch in diesem Spiel verletzt sich eine Blauin schwer. War es vor Jahresfrist an gleicher Stelle Celine Preuß, die sich am Knie verletzte, war es im Hinspiel Emmi Klingen, ist es jetzt Thandie Reinkensmeier. Bei einem Kopfballduell knallt Thandie böse mit einer Gegenspielerin zusammen, hält sich den Kopf und geht zu Boden. Kein Verschulden der Gegenspielerin, die ihrerseits benommen auf dem Kunstrasen liegt. Für Thandie geht es nicht weiter, Inci Fenu kommt für sie ins Spiel.

Und nun kommt der Spitzenreiter ins Rollen. Sehr schnelles Passspiel, überlegte Laufwege, sehr viel Struktur im Spiel. Nicht nur einmal lässt Warbeyen das zweite Tor liegen. Noch haben die Blauinnen Glück. Arminias Frauen kommen kaum aus der eigenen Hälfte heraus.

Und das Glück hält unter diesen Umständen natürlich nicht ewig. Wieder ist es ein schneller, präziser Angriff, der den Gastgeberinnen das 2:0 beschert. Das machen sie gleich im nächsten Angriff nochmal und es steht 3:0. Gerne hätte der Rundumbeobachter jetzt schreiben wollen, dass in den ersten zehn Minuten gut dagegen gehalten wurde und 3:0 doch ein Tor zu hoch ist, aber… nee, wäre falsch. Das geht leiderleiderleider so in Ordnung.

Das Spiel wird unterbrochen. Ein Rettungswagen fährt an das Spielfeld. Thandie Reinkensmeier hat es heftiger erwischt. Die Mannschaften werden erst an den Spielfeldrand, später in die Kabinen geschickt. Vom Kabinenaufgang aus applaudieren die Blauinnen ihrer Mannschaftskameradin, die auf der Trage in den Pflasterlaster geladen wird. Alles gute, Thandie!

Die Mannschaften sind also in der Kabine und bleiben erstmal dort. Obwohl es sich noch nicht nach 45 Minuten anfühlt, interpretiert der Rundumbeobachter das ganze so: Halbzeit. Frage: Was sagt das gastronomische Angebot in Unterstadt? Irgendwo gibt es… Halt, Moment…, alles zurück. Die erste Halbzeit wird nach der Unterbrechung noch zu Ende gespielt. Also: Weiter geht’s. Mit einer Chance für Kiki Lazic, dann isses aber wirklich…

Halbzeit. Was sagt das gastronomische Angebot in Unterstadt? Irgendwo gibt es Kartoffelsalat, irgendwo anders Bockwürstchen. Tatsächlich ergattert: Bohnen.

Zurück an den Spielfeldrand, auf in Hälfte Zwei. Neben dran zwei Damen, die sich gegenseitig sämtliche Unfälle der letzten Zeit aus den Bekanntenkreisen in Unterstadt, Bimmen, Schenkenschanz und Umgebung berichten. Will man nach einer schweren Verletzung und mit einer noch relativ frischen Erinnerung an Christoph 13 neben der Postheide nicht wirklich hören.

Konzentrieren wir uns also aufs Spiel und da sind die Blauinnen nun tatsächlich eine ganze Ecke forscher unterwegs. Vor allem die eingewechselte Anna Czekalla rennt und flitzt über den Kunstrasen und stellt die Warbeyener Abwehr vor einige Probleme. In der 51. Minute setzt sie sich auf links durch, gibt den Ball flach in die Mitte, wo Kiki Lazic nur noch einzuschieben braucht.

Aaaaaha… schnell und direkt, so geht es also gegen den Spitzenreiter. Was macht der so? Rennt vor allem oft ins Abseits. Mitte der zweiten Hälfte kommt Warbeyen wieder stärker auf, die Blauinnen halten aber dagegen und nehmen in bewährter Weise das Herz in die Hand. Und dann erläuft Anna Czekalla einen langen Pass und überwindet die Torhüterin. Anschluss hergestellt! Nur noch 3:2!

Noch 20 Minuten zu gehen. Wird es nochmal spannend? Dreht Arminia das Spiel? Nun… nein. Dafür ist der Spitzenreiter dann doch zu sehr Spitzenreiter. Vier Minuten nach Schagallas Tor überläuft eine Warbeyenerin die ganze schwarzweißblaue Abwehr einschließlich Tor-Lisa und trifft zum 4:2.

Tja… und das zieht den Blauinnen dann endgültig den Zahn. Der Rest des Spiels tickt runter und man kann sich in aller Ruhe über Frühlingsvegetation freuen.

2:4 beim Tabellenführer. Der ist nun 15 Punkte weg. Seit Jahren stellen wir uns die Frage: Sind die Blauinnen ein Spitzenteam der Regionalliga? Beantworten die Frage heute einmal diplomatisch: Die zweite Halbzeit hat Arminia heute gewonnen. Und das Hinspiel. Und in Unterstadt war Überwetter. Und so.

Für zeitloses Lesevergnügen ist die „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ empfohlen. Da stehen viele Lagerfeuergeschichten drin, auch über die Blauinnen. Die Fibel gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?