SV Wehen Wiesbaden gegen Arminia 0:0 – Daheimgebliebene Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent
Nehmen wir das lustigste an diesem Spiel im Rheinhessischen vorweg: Den Kommentator. Der war ganz unironisch unterhaltsam. Ab der 60. Minute des sportlichen Rohsirups, den er der bedauernswerten Zuschauerschaft präsentieren musste, hatte er Vergleiche am Start, denen der um solche auch nie verlegene Rundumbeobachter applaudierte.
„Um Gottes Willen“, sagte er am St. Hubertus- Tag, an dem man eigentlich „Halali“ brüllt und zur Jagd bläst. Unangemessener wäre es bei diesem Spiel allerdings kaum gegangen, aber was sind schon sakrale Wortspiele bei Arminia- Kicks. Bleiben wir bei „Um Gottes Willen“, es passte wie die Schraube in den Dübel.
Auch überlegte der Kommentator, mehr von Jeredy Hilterman, Surinam und der CONCACAF zu erzählen, sollte der Kick in Wiesbaden nicht an Fahrt zulegen (CONCACAF ist übrigens der kontinentale Fußballverband, wo die USA alle Frauenturniere gewinnen). Leider verzichtete er auf diese Erläuterungen, obwohl das Spiel nicht im mindesten daran dachte, in irgendeiner Weise kurzweilig zu werden. Nun denn, nobody’s perfect.
Am besten: „Das Spiel ist wie Gulasch, das zu lange kocht.“. Das ist ein wirklich treffender Vergleich für die Joggingrunde in der Dingsbums- Arena. Außer vielleicht „sportlicher Rohsirup“ und „ Joggingrunde in der Dingsbums- Arena“. Oder die sarkastische Frage, warum der Brötchengeber des Stream- Kommentators beim Legen von Glasfaberkabeln so viel Zeit braucht wie zu lang gekochtes Gulasch.
Falls es bis jetzt noch Unklarheiten gibt, nochmal deutlich: Das Spiel SV Wehen Wiesbaden gegen Arminia Bielefeld war öde. So öde, dass es selbst Saarbrücken gegen Arminia Bielefeld, einen Meilenstein an ballsportlicher Magerkost, unterbot. Das traf das schwarzweißblaue Umfeld allerdings nicht unerwartet. Nach einem magischen Pokalabend und zwei kräftezehrenden englischen Wochen sei wohl ein schweres Spiel zu erwarten, man könne mit einem Punkt zufrieden sein. Formstärke war das Thema und ob Arminia diese halten könne. Bei formstarken Wehenern (Wiesbadenern?), die immerhin zehn Punkte aus den letzten fünf Spielen weghamstern konnten.
Arminias Kader ist flexibel und sollte die körperliche Belastung kompensieren können. Im Großen und Ganzen hat er das auch. Der in die Startelf gerückte Mizuta hatte die eine dicke Chance des Spiels für Arminia. Saison- Debütant Jeredy Hiltermann (der mit der CONCACAF) hatte die andere. Defensiv stand die Truppe sicher und ließ die torgefährlichen Wiesbadener (Wehener?) so gut wie gar nicht zur Entfaltung kommen. Sowieso in Form: Jonas Kersken.
So gesehen hat auch die Konzentration gehalten. Problematisch war die Abteilung Kreativität, der nach einem furiosen Start in die Partie außer Gulasch nichts einfiel. Das ist einerseits schade, da die Gastgeber durchaus Lücken anbot. Andererseits war der SVWW eben nicht die Eisernen aus Köpenick, die ihr eigenes Spiel machten und somit Raum für Konter ließen und deren individuelle Fehler man bestrafen konnte. Der SVWW war auch nicht die Zwote von Hannover, die einer eingespielten Arminia einfach unterlegen war. Wehen Wiesbaden hat abwartend gespielt und seinerseits auf Konter und/oder Fehler gelauert und war somit gleichwohl gefährlich und schwer zu bespielen. Inwieweit ein schwarzweißblauer Pokalkater da dann doch noch eine Rolle gespielt hat (kann sein), sei dahingestellt.
Aber hey, wenn wir eh damit gerechnet haben, dann wollen wir auch nichts gesagt haben, nehmen den Punkt mit und fressen das verkochte Gulasch, ‘ne!?
Hört übrigens bitte auf, ständig davon zu faseln, dass wir mit Wehen Wiesbaden noch eine Rechnung offen hätten. Die Relegation damals hat Arminia ganz alleine versaut.
Dritte Liga gibt es auch in der „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“. Muss ja. Obwohl…gab da schon ein paar nette Lagerfeuergeschichten. Das Buch gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?
