Arminia gegen Darmstadt 1:0 – Der Sonnenkönig im ostwestfälischen Taifun

Arminia gegen Darmstadt 1:0 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Lass doch mal den Almbesuch mit Arminia gegen Darmstadt mit einer riesigen Schimpftirade beginnen. Vorm Eingang. „Bööörner spiiiielt…mein Gott, die lernen auch nix, ey, nix lernen die, ich glaube, ich dreh‘ einfach mal um…“. Liegt es am Wetter, Schnuckiputz?

Arminia gegen Darmstadt

An Börner liegt jedenfalls nix. Er und alle anderen Blaumänner legen in den ersten Minuten einen flotten Stollen auf den Rasen. Nach einigen Minuten haben die geneigten Zuschauer schon ausmachen können. Das Torwart Heuer Fernandes heuer nicht der sicherste bei regennassen Distanzschüssen ist. Alles im allem hat der regengeschützte Block 3 Grund für gute Laune. „Was ist Dein Tipp?“ – „Viiier zu Zweiii…“. Kurzzeitiges Gruseln überall. Arminia und Darmstadt und 4:2. Muss ja zur Sprache kommen. Unbedingt. Rechnung offen.

Warum eigentlich? Die Sache ist für beide Seiten kompensiert. Warum also wird das immer wieder aufgetischt, zumal es mies schmeckt? Liegt es daran, dass Darmstadt gewonnen hat? Oder liegt es daran, dass wir Arminia nicht verzeihen können, dass sie in einem entscheidenden Spiel dermaßen versa…MANN, VOGI! Jetzt stör‘ mich nicht. Und wenn, dann nimm die Flanke mit dem Kopf und mach ihn rein.

Wo war ich jetzt? Ach egal. Sollte es jedem sein. Die Blauen sind feldüberlegen, wirklich viel kommt aber nicht in die rote Zone. Grau isses, und es fällt dieser fiese Regen, der in 30 Sekunden auch durch die härteste Outdoor-Jacke durch ist und weltweit als „ostwestfälischer Taifun“ gefürchtet ist. Auf Block 3 wird man nicht nass, aber muss da durch gucken. Kein Wunder, dass es trübe Gedanken gibt. Highlight in dieser Spielphase ist Christoph 13, der sich tapfer durch das Wetter hubschraubt.

Zu schlecht will ich es aber nicht reden. Beide Mannschaften sind durchaus flott unterwegs. Die Lilien bis zur Mittellinie, Arminia bis zum Strafraum. Der Linienrichter auf der von Block 3 aus linken Seite hat schwarze Klamotten an. Er hat eine Fahne in der Hand, die so gekleidet ist wie Hartherz‘ Schuhe und Christoph 13 zusammen. Er hat ein Headset auf dem Dez. Er ist der Sonnenkönig, mindestens aber der Türsteher vor Ellas Pilsstube.

Auf jeden Fall ist er zu wichtig, um einen nicht mehr benötigten Ball, der einen Meter vor seinen Quanten liegt, ins Aus zu befördern. Nach einiger Zeit und einigem Ärger des Publikums winkt Herr Sonnenkönig von und zu Schiedsrichtrichterassistent mit herablassender Geste einen Balljungen heran, der das funktionslose Spielgerät ordnungsgemäß entsorgt.

Die Süd will Arminia siegen sehn, oh, wie wär‘ das, oh wie wär‘ das, wunderschön. Oh ja, das wäre es, bleibt aber erstmal Konjunktiv Zwei. Guter Auftritt des DSC, aber noch keine Kiste. Die Flau-im-Magen-Tipps von eben verlieren auf Block 3 ihre Wirkung. „Wat haste gesagt? 4:2, ne!? Haha (<= zynisches Lachen).“. Und dann spielen die Blauen Fußball. Angriff über rechts bis zur Grundlinie, flach rein, perfekt in den Lauf von Fabi, der weiß, was zu tun ist. So oft wie kein anderer zweitklassiger Armine. Block 3 wird ein bisschen aus der Regenschläfrigkeit gerissen, jubelt aber trotzdem mit Inbrunst. Die Pausenführung ist redlich erarbeitet.

Halbzeit. Wie man Sonderwünsche an der Wurstbude erfüllt kriegt? Indem man sie äußert. „Eine Bratwurst. Wie Currywurst geschnitten, nur halt nicht mit Currysauce drauf, sondern halt nur geschnitten, so in die Schale…Bratwurst mit Senf, nur wie eine Currywurst geschnitten, machste mir das?..“. Die Nachfragen des herausgeforderten Wurstservice-Personals lasse ich aus Platzgründen weg, ebenso wie die Gewaltfantasien der weiteren Wartenden.

„Was ist eigentlich mit Tom Schütz?“ – „Angeschlagen“. „Und der Bierbote? Auch angeschlagen?“. Während Darmstadt – SCHRECK! – den Pfosten anschlägt, wartet der verdurstende Block 3 auf die Mobilgerste. Aber auf Beerman ist Verlass. Da kommt er schon die Treppe hinter der Absperrung zu Block J hoch und brüllt „Saufäääään!“. Tja, Beerman weiß, wie man Geschäfte macht. Zuschlagen, wenn das Spiel langweilig ist und die Zuschauer beschäftigt werden müssen.

Arminia zieht sich zurück und überlässt den Lilien das Mittelfeld. Arminia wartet auf Darmstädter Angriffe, die passieren aber nicht. Arminia wartet auf Konter, die passieren aber auch nicht. Aber Block 3 bleibt Block 3. Die einen: „Sieht gut aus heute.“ Die anderen: „Die machen es doch wieder spannend!“. Dann gibt es die sechste Ecke für Arminia. „Sechs Ecken, ein Tor, oder wie ging das?“, witzelt Block 3. Wird aber keins.

Also muss es jetzt heißen: „Sieben Ecken, ein Tor.“ Ich meine, rein arithmetisch betrachtet…und sowieso…und überhaupt…ne!? Die siebte Ecke bringt übrigens auch nichts. „Acht Ecken,…“. Schluss damit jetzt. Sonnenkönig Linienrichter und Heuer Fernandes veranstalten zwischen drin eine kleine Abstoß-Comedy. Hab ich auch noch nicht erlebt, dass man einen Abstoß mehrfach ausführen soll.

Nachdem die Blauen eine Viertelstunde schon ein kleines bisschen hinten reingedrängt waren, haben sie nun das Spiel wieder im Griff. Mit der Folge, dass kaum noch was passiert. Lange Bälle verspringen schneller als Roger Rabbit auf Mocca. Arminia rennt zur Eckfahne, um den Dreier über die Zeit zu bringen. Block 3 rennt auf Block 3 herum. „Ich muss Kilometergeld zahlen, oder? Hihihihihiiii…“. „Soll ich auch mal einfach so immer rauf und runter laufen? Nur so zum Spaß?“.

Hoffentlich kommt Beerman nochmal und brüllt „Saufääään“, Block 3 braucht Beschäftigung. Ob es Block 3 beim laufen oder saufen, ob es Fabi an der Eckfahne war – egal. Kurz drauf ist der Sieg über die Zeit gestolpert. Das Fazit von Block 3 ist – wie immer – ebenso einfach wie treffend: „Haben es doch nicht spannend gemacht (seliges Grinsen im Gesicht)“.

Das Bielefelder Glückshormon ist zufrieden mit seinem Job.

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