Coming Home again! – Arminia gegen Dynamo Dresden 2:1

Arminia gegen Dynamo Dresden 2:1 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Wenn Menschen im Gewühl zwischen einer Turnhalle und einem Blechdraht-Tor stehen…Wenn ein ziemlich teuer aussehender Bus in schwarzweißblau vorbeifährt…Wenn ein nöliger Oldie aus dem Menschengewühl dem Bus mit der Faust droht und sagt: „Diese Saison mal ordentlich spielen!“…dann, ja dann muss wohl wieder Arminia sein. Leute, wird sind endlich wieder zu Hause! Alle wieder da! Arminia gegen Dynamo Dresden!

Arminia gegen Dynamo Dresden

Leider nicht ganz alle. Zwei sind nicht da und sie werden nie mehr wiederkommen. Wir gedenken Conny und Lothar. Ein merklich ergriffener Sebastian Wiese laudiert die beiden verdienten Arminen. Lothar bekommt eine Choreo und Sprechchöre. Honorem eis, qui meritur.

19.409 Zuschauer, 1.000 Dresdner, das ist schon mal ordentlich für die Ferienzeit. Das erste Heimspiel einer Saison ist ein Coming Home. Die Blocknachbarn wiedersehen, kurz nach dem Befinden fragen, und gleich wieder in die bewährten Routinen gehen. Wie etwa ein kühles Blondes aus dem Mobil-Fass von Beerman bestellen.

Als der das erste Mal an der Grenztreppe zu Block J hoch kommt und ihm gleich die erste Bestellung entgegenfliegt, antwortet er mit einem Jubelgeheul, mit dem normalerweise Indianer ihre Feinde in die Flucht schlagen. Entweder der freut sich wirklich über die Bestellung oder er hat ein tolles Verhältnis zum klassischen Sarkasmus.

Alldieweil hat auch das balltretende Personal die Arbeit aufgenommen. Die in blau spielenden Blauen und die in ziegelrot-weiß spielenden Schwarz-Gelben lernen sich kennen. Arminia lässt den Ball nett laufen. Die Süd lässt die Chants nett laufen. Laune läuft! Aufreger gibt es erstmal nicht viel. Außer ein bisschen Buh, als Florian Hartherz seinen Gegner entkleiden will (das darf er nicht), der SchiRi Vorteil laufen lässt (das darf er), erst auf hektisches Winken des Linesman hin unterbricht (das darf er auch) und FH8 verwarnt (das muss er). Alles, was gerade Zeit und Lust hat, pfeift gegen das Pfeifenonkelchen (das dürfen wir- sonst fehlt was).

Unten schnurren die schwarzweißblauen Ballstaffetten immer näher in Richtung Dynamo-Kiste. Oben bin ich schwer von Block 3 enttäuscht. Ich hatte mich eigentlich darauf eingestellt, dass spätestens mit der Mannschaftsaufstellung die Kalauer-Steilvorlage „Säufert, der Seufer, höhöhö…“ (ja, genau so geschrieben) in der Menge zu hören ist. Und jetzt lässt mich Block 3 bis zur sie-ben-und-zwan-zig-sten Minute damit warten…Leeeute, Leute…

Wenigstens lässt Arminia uns nicht mehr warten. Perfekter, millimetergenauer Chipball der Voglmaschine in den Lauf von Edmundsson und der sorgt für die ersten wilden Heim-Umarmungen der Saison. Wo wir gerade bei Kalauern waren- Warum schwimmen Färinger Kicker so oft im Atlantik? Wer zuletzt berührt hat, holt. Schön, dass Edu alle Unkenrufe über die Färöer Inseln Lügen straft.

Aber komm, einen noch: Klebt ein Färöer an der Mauer, war das Schaf mal wieder sauer. „Tooor für Arminia, Tooor für die Blauen!“, jubelt Lothars Stimme über die Alm. Und der spontane Gedanke ist: „Guter, alter Lothar, freut sich so, dass er die Spielminute vergessen hat…“…bis es einem dann wieder einfällt. Schlucken. Die ganze Alm dürfte Sebastian Wiese zustimmen: „Lothar, das Tor war nur für Dich!“.

Tolle Stimmung jetzt! Wechselgesänge zwischen Süd und Block J. Tolle Arminen jetzt! Sie legen eine Schüppe drauf. Staude und Edmundsson schließen ab, der Ball rollt Furchen in den Synthetik…ääh…Hybridrasen. Und dann…tja, niederschreiben ist schwierig, da die Szene so schnell geht, dass das Lesen 30mal so lange dauert. Versuchen wir’s mal: StaudeEduFabiJAAAAAAAWerwillalserstergedrücktwerden. Ein Angriff, der das Zeug zum Lehrfilm für „schnelle Attacke“ hat. Die ganze Alm dürfte Fabis Torjubel gen Himmel zustimmen: „Lothar, das Tor war nur für Dich!“. Lothars Stimme kam wieder vom Band. Überall wird gefordert, das nun immer so zu machen. Ich unterstütze das!

Feierlaune auf der Süd, Puls der Stadt, unsere Leidenschaft. Die Blauen pulsen kräftig mit. Spielen vor-rück-quer und lassen klatschen (sagt Arminias Webseite und hat Recht: Die Aktionen haben das heute sehr geneigte Publikum öfter klatschen lassen). „Spielt sie platt!“, ist die Aufforderung von Block 3. Machen sie. Als Röser – schon öfter Dresdner Launeverderber auf der Alm – alleine durchbricht, gibt es kurz vorm Tee den ersten richtigen Schreckmoment. Doch Lord Börner grätscht weg.

Halbzeit. Knappe, präzise und sehr ostwestfälische Ansage auf Block 3: „Pissen. Wurst. Bier. Zurück“. Es gibt wohl keine Region im uns bekannten Teil der Galaxis, bei der die Präzision der Planung und die Präzision der Ausführung soweit auseinander liegen wie bei uns.

Allein das „Zurück“ ist ein Beleg dafür. Das ostwestfälische Individuum kommt hoch. Bleibt stehen. Guckt. „Ich weiß gar nicht, wo ich hin will“. Respekt, dass das mal einer so offen ausspricht…Block 3 arrangiert sich für die zwote Runde. Heißt: Beerman wird gebraucht. Dessen Lieferschwierigkeit stoßen auf wenig Verständnis – „Du kannst doch nicht mittn leeren Fass hier ankommen, mach hinne!“. – „Lass mal wieder Spiel gucken“. Gute Idee. Dynamo hat die Taktik geändert, die Blauen das Tempo.

Folge: Die Gäste aus Sachsen sind jetzt forscher. Tego muss richtig ran, später jubelt der Dresdner Anhang, aber Außennetz ist nicht Innennetz. Klassischer Vergucker, der einen Kombattanten von Block 3 dazu veranlasst, den Zeigefinger in den Himmel zu pieksen und „Daaaa hin“ zu brüllen. Na ja, also, es war eher daaaa hin (zeigt in die ungefähre Richtung des Außennetzes).

Vogi donnert einen Freistoß neben das Gehäuse. Nun geht es hin und her. Seufert und Klos für den DSC, Koné für die SGD, SchiRi übersieht einen ziemlich klaren Elfer für den achtfachen DFV-Meister. Dynamo kommt näher, das Bielefelder Publikum wird aber nur leicht nervös – seit kurzem gehören wir ja zu den Erfolgsverwöhnten. „Wat hatta denn? Wat hatta denn?“ höhnt es von Block 3, als ein Dresdner Spieler am Boden liegt. Schiplock kommt für Vogi. Müssen wir jetzt saufen, bis der trifft? Beerman? Fass wieder voll?

Nun kommt die Schlussphase. Wird es eine wie in der letzten Spielzeit oder eine wie (gefühlt) in den 112 Spielzeiten davor? „In der 85. Minute Deckel drauf, Rest genießen“, meint Block 3 – seit kurzem gehören wir ja zu den Erfolgsverwöhnten. Jeff bringt Tom Schütz für den schwer pumpenden Fabi. Dynamo bringt Erich Berko. Das wird durchgesagt, leider kriegt es die Arminia-Abwehr nicht mit. „Wo kam denn der jetzt her?“, wird der mehrheitliche Tenor unserer blaugekleideten Kunstlederbeförderer sein, nachdem Berko völlig frei zum Anschluss abgestaubt hatte.

„Und Du hast gesagt, in der 85. Minute wird der Deckel drauf gemacht…“, schmollt Block 3. Nee, der Deckel ist unter die Couch gerollt. Es wird zittrig. Die Tribünen raffen sich nochmal auf – „BIE-LÄ-FÄLD!“ – die Jungs unten nicht wirklich. Glück (Außenpfosten) und Geschick (Tego) sind gefragt. „SchiRi, pfeif ab, 2:1 war mein Tipp“, fordert Block 3. Na ja, bei so einem Wunsch in so einer Situation kann es ja nicht so schlecht um Arminia stehen. Tut es auch nicht, mit dem letzten Tropfen Baldrian ist der erste Dreier der Saison auf’m Konto.

„Boooah, Bielefelder Zittern mal wieder, tyyyypisch Arminia, immer die Schlussphase, das werden sie nie hinkriegen…“, resümiert nachher jemand im Herrenklo. Die Schlussphase ist übrigens die Phase, in der Arminia im abgelaufenen Fußballjahr die meisten Tore erzielte und beispielsweise den 1.FC Nürnberg nach Hause und den 1.FC Kaiserslautern nach Münster schickte. Platz vier einfach mal weg meckern. Leute, wird sind endlich wieder zu Hause! Und freuen uns aufs Wiederkommen!

Conni, Lothar – der Dreier ist für Euch!

Das Bielefelder Glückshormon hat seinen ersten Arbeitstag erfolgreich absolviert und sich damit zum Rundumbeobachtungen-Running Gag 2018/2019 qualifiziert.

Teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Reddit
Telegram
WhatsApp
Email

Auch cool:

Cookie Consent mit Real Cookie Banner