Arminia gegen Wehen Wiesbaden 1:1

Rundumbeobachtungen DSC14/15-12-Arminia gegen Wehen Wiesbaden 1:1

Rundumbeobachter von 2022: Allmählich etablierte sich Arminia in der erweiterten Tabellenspitze. Arminia gegen Wehen Wiesbaden war das nächste Spitzenspiel…

Arminia gegen Wehen Wiesbaden

Heimspiel. Nix neues, kommt in der Saison öfter vor. Neu ist: Heimspiel mit Bahnstreik, kennen wir bis jetzt nur auswärts. Ich singe ein Loblied auf die Privatbahnen, die mir die Teilnahme ermöglichen. Anreisende mit dem Schienenfernverkehr dürften da ziemlich gekniffen sein. Nicht nur, dass die Fahrt nach Bielefeld etwa so unsicher ist wie eine Fahrt nach Baku, sondern ihnen entgeht auch der herrliche Satz: „An alle Fahrgäste, die in Bielefeld aussteigen: Vielen Dank, dass die Deutsche Bahn Sie auf Ihrer Reise begleiten durfte.“

Arminia gegen Wehen Wiesbaden

Was daran so herrlich ist? Es ist so, als würde Lothar nach dem Spiel zur Alm sagen: „An alle Fans, die jetzt nach Hause gehen: Vielen Dank, dass Arminia Bielefeld Sie bei diesem Fußballspiel begleiten durfte.“. Streik hin, Streik her: 12.923 Zuschauer, ca. 60 aus Wiesbaden. SchönSchön. Die Alm war schon mal leerer.

Arminia gegen Wehen Wiesbaden

In der Straßenbahn zur Alm hört man Gemecker. „Kein Biss, so wird das nichts mit…“, „Die müssen sich richtig reinhängen sonst klappt es nicht mit…“. Am Eingang werden – O-Ton Ordner – „Einwegkarten“ und „Mehrwegkarten“ vorgezeigt. Formulierungen, die sich schon aus Marketingzwecken nicht durchsetzen werden. „Das Weihnachtsgeschenk: Die Rückrundenmehrwegkarte“. „Suche drei Einwegkarten für Regensburg“. Dat zieht nich.

Bei den Blauen ist wieder Dennis Mast in der Startelf. Die erste Viertelstunde gehört dem DSC. Fabi und BörnerBurner versuchen es per Kopf, UlmUlmUlm verdribbelt sich beim Ballvorlegen in guter Position. Stimmung ist okay bis gut.

Der SVWW ist gut aufeinander eingespielt. Sie schaffen es immer wieder, die Blauen abzudrängen, den Ballführenden doppelt zu stellen und selber schnell nach vorne zu kombinieren. Die größte Chance der Nicht-ganz-Rheinhessen ergibt sich aus einem schlampigen Schwolow-Abwurf, den die schwarzweißblaue Defensive mit vereinten Kräften klären muss.

„Ey Blondie, Deine Haare brennen!“, schallt es von Block 3, als sich Nils-Ole Book den Ball zur Ecke zurechtlegt. Gewagte Aussage bei einem blanken Schädel. Mast versucht es später aus der Distanz, Burmeister hat kurz darauf die bis dahin größte Chance des DSC, als er, freigespielt von Klos, aus kurzer Distanz verzieht. Kollektives Hände-aufn-Kopp auf der Süd. Zu diesem Zeitpunkt ist schon zu fühlen: Solche Chancen kriegen wir heute nicht viele. Arminia spielt zwar engagiert, aber ohne Ideen und irgendwie auch ohne Biss Dazu kommen jede Menge Fehlpässe, übers ganze Spiel. Oder mit den Worten von Block 3: „MannMannMannDo, ey!“.

Halbzeit eines Spiels, das nicht unbedingt an die letzten Heimauftritte erinnert. Gemecker. „Kein Biss, so wird das nichts mit…“, „Die müssen sich richtig reinhängen sonst klappt es nicht mit…“. Da braucht es Geistesnahrung in Form von Fett mit Wurstpelle drum.

Faszinierend: Die guten, alten Ostwestfalen, denen Alltagseffektivität sonst so fremd ist wie ein roter Brocken Marsgestein (Auf den Block gehen und grundsätzlich! mitten im Eingang stehen bleiben als Beispiel), verlieren ihre Geduld, wenn es mal einen kurzzeitigen Versorgungsengpass gibt. „In zwei Minuten, in zwei Minuten…“ – „Gibt’s doch gar nicht! [dreht sich um und verschwindet schimpfend]“. Nebendran lässt einer seine Wurst zurückgehen. War ihm für Zweifuffzich zu klein. Stur. Hartnäckig. Kämpferisch.

Die zweite DreiviertelstundeplusNachspielzeit beginnt, wie die erste aufgehört hat. Intensiv, aber ein bisschen öde. Schreckenslaut in der 61. Minute, als die Wiesbadener einen Freistoß an den Innenpfosten donnern. Apropos „im Block im Eingang stehen“ – Kurz nach dem Pfostenschuss beschwert sich jemand bei den Ordnern, dass der Eingang zum Block zu voll sei- der gelbe Bereich, Ihr wisst schon. „Wird sind keine Ordner mehr.“, lautet die Antwort. Wir tragen nur noch diese hübschen orangenen Jacken.

Atmosphäre ist in Ordnung. Die Alm war schon mal lauter, aber für den zähen Kick ist es okay. „Ey, wenn wir Barcelona wären…“. Ja, wenn….dann hätten wir gerade El Clasico verloren. Gerade, als „No Limit“ die Ränge ein bisschen aufweckt, haut Hemlein eine scharfe Flanke flach von rechts, Ex-Armine Nico Herzig verstolpert. Dennis Mast eigentlich auch, aber…HUI!

Richtig befreiender Torjubel. Und Lautstärke. No Limit nochmal so gut. „AufstehAufstehn!“, und die Westtribüne macht mit. „ARMINIAHAAAA!“ – „BIELEFÄHÄÄÄÄLD!“. Was nicht kommt: „Spitzenreiter! Spitzenreiter!“, obwohl das zu diesem Zeitpunkt tatsächlich stimmt. Doch wie sagte es Trainer Baade einmal so richtig: Blitztabellen sind wie eine eiaculatio praecox. Obwohl Arminia jetzt mehr vom Spiel hat, wird nicht nachgelegt. Acht Minuten nach dem Führungstor kombiniert sich der SVWW sehenswert durch die schwarzweißblaue Defensive und Soufian Benyamina erzielt den Ausgleich. Die Lautstärke lässt wieder nach. Der Wiesbadener Wiechmann meint, UlmUlmUlm bei einer Missetat erwischt zu haben und macht den Homer.

„Du mieser kleiner UlmUlmUlm!!“ Das bringt ihm die frühzeitige Dusche. Arminia weiß die Überzahl nicht zu nutzen. Vorschlag auf Block 3: „Wenn wir jetzt zwei Verteidiger auswechseln und dafür zwei Offensive bringen“. Ja, wenn… dann geht das Fehlpassen weiter. Ist so’n Tag heute. Außerdem erübrigt sich die Spekulation, da nicht mehr ausgewechselt wird. Hätte man aber durchaus mal machen können, allein um schonmal zu üben, wie ein Spiel ohne Schuppan und „Du mieser kleiner SchiRi“-Fabi aussehen wird – beide kassieren die fünfte Gelbe. Humoristische Grausamkeit des Tages: Wie verträgt sich „Schuppan“ mit „Alpecin“?

So bekommt das Spiel fast das Ergebnis, das es verdiente (1:1 statt 0:0). In der Straßenbahn zum Bahnhof hört man Gemecker. „Wenn die keinen Biss zeigen, wird das nichts mit…“, „Wenn die sich nicht richtig reinhängen, dann…“. Ja, wenn… Dann? Wenn es morgen Pommes regnet, dann brauchste nur’n Eimer Mayo rausstellen. Wehen Wiesbaden hat übrigens den Aufstieg als Saisonziel ausgegeben. Welches Ziel hat unser DSC eigentlich? Wenn? Dann?

Im übrigen soll sich Lohmann direkt nach dem Spiel in ein Tonstudio begeben haben, um eine eigene Hymne aufzunehmen. Kann natürlich auch sein, dass ich das einfach nur so sage.

Alle Texte 2014/2015

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