Arminia gegen 1 FC Heidenheim 0:1 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent
Es muss zur Sache gehen! Halten wir uns daher bei den Rundumbeobachtungen zu Arminia gegen 1 FC Heidenheim nicht mit Geschichten vom Almvorplatz auf, sondern steigen (nach der Hymne) direkt in das Geschehen ein.
Der Cheftrainer hat unter der Woche erläutert, dass man Heidenheims Umschaltspiel und Flanken unterbinden wolle. Das klappt in den ersten Spielmomenten nicht. Der Gast von der Brenz überläuft Arminias linke Abwehrreihe zweimal und flankt zweimal in Arminias Sechzehner. „Oczipka ist halt nicht der Schnellste“, lautet das fachkundige Urteil von Block 3.
Das öfter übliche Verhängnis, gleich in den ersten Minuten einem Rückstand hinterher hoppeln zu müssen, bleibt den Blauen aber heute erspart. Vielmehr kämpfen sie sich ins Spiel und verdienen sich die Hoheit im Ballbesitz. Was an sich in Ordnung ist…wenn was dabei herausspringt.
Das tut es aber nicht. „Torschuuuuuss!“, jubiliert Block 3, als der Heidenheimer Keeper einen verunglückten Abschlussversuch lässig aus der Luft fischt. „Merk Dir das, davon gibt es heute wohl nicht allzu viele.“. Ja, steht zu befürchten. Am besten wird das Spiel jetzt, nach einer Viertelstunde, abgepfiffen. Ein popeliges 0:0, und es würde reichen für das Verlassen der roten Zone. Ja, man ist mit wenig zufrieden heutzutage.
Man kann Arminia das Bemühen und die richtige Einstellung nicht absprechen. Viele schnelle Antritte werden in Richtung Heidenheim-Kiste angesetzt. Um dann reihenweise gute Abspiele, aussichtsreiche Schusspositionen oder einfach nur den Ball selbst zu verpassen. Den Ball? Jau. Block 3 über Brian Lasme: „Lass das drängeln sein!“. Das ist „drängeln“? „Wenn der mal das tricksen lässt“. DAS ist TRICKSEN??
„Voran Arminia Bielefeld, der Club der uns am Leben hält.“, singt Block 1 Mitte der ersten Halbzeit. Im Großen und Ganzen ist das richtig, Arminia hält uns am Leben. Allerdings bezieht sich das nicht immer auf konkrete Spielsituationen. Vom Läuferischen und Kämpferischen ist die Sohle, die die Blauen aufs Parkett legen, immer noch ordentlich. Allerdings nicht im strengen Sinn lebenserhaltend. „Gegen Heidenheim is’ halt schwer“, analysiert Block 3. Hach ja. Ohne Heidenheim wäre es einfacher. Überhaupt stören Gegner beim Fußball nur. Doch ich fürchte, selbst wenn der DSC ohne Gegner antritt, würden die Jungs gegen sich selbst verlieren. Oder wären zu blöd, sich selbst zu besiegen. Oder beides zugleich.
Block 3 äußert jedenfalls diese Ansicht: „Man sieht, dass sie wollen. Jetzt müssen sie nur noch machen.“ Ja, im Prinzip ist es so einfach. Und fast kapieren die Blauen das auch. Erst streicht ein Kopfball knapp neben das Tor. Dann macht Jormaine Consbruch einen auf Lothar Matthäus 1990 gegen Jugoslawien…nur halt nicht ins Netz.
Halbzeit. Selbstverständlich folge ich dem Rahmenprogramm der Halbzeitpause mit besonderer Aufmerksamkeit. Nichts wird mich davon ablenk…oh, guckt mal, Theo!
Auch nach der Pause…es liegt nicht am Rennen. Auch nicht am Kämpfen. Und für die Einstellung sei Jormaine Consbruch repräsentativ erwähnt (wenn ich den schonmal mit Loddar vergleiche). Als er einen Einwurf erkämpft, ballt er wild die Fäuste und röhrt, als hätte er gerade Wimbledon gewonnen. Als ein Heidenheimer durchbrechen will, versucht unsere Nummer 14 gar nicht erst, diesen elegant abzulaufen, sondern rupft ihn einfach am Trikot um.
Rau und dreckig, das wollen wir nach den ganzen Larifari-Heimspielen sehen und feuern an. „Deutscher Sportcluuuuuub, lalalalalalalalaaaa!“. Nur Block 3, die philosophischste Ballung von Lebensformen im uns bekannten Teil der Milchstraße, muss mal wieder jede Form logischen Denkens mit ein paar lässig in die Almluft gebölkten Worten aushebeln: „Sie haben sicher Defizite, aber wir sind auch nicht schlecht“…äh…ähm…
Consbruch versucht ein paar Mal durchzubrechen, auch Hack, Lasme und auch Fabi Klos höchstselbst versuchen sich an ein paar Sololäufchen. Ohne dass der Ball dem Heidenheimer Tor nahe kommt. Doch dann ist er tatsächlich ganz nahe…jemand sollte ihn reinstochern. Tut aber keiner, trotz vieler gut gemeinter Stocherversuche. Wisst Ihr noch, als Block 3 in Hälfte Eins gemein hat: „Man sieht, dass sie wollen. Jetzt müssen sie nur noch machen.“?
Und wisst Ihr noch, als ich in Hälfte Eins geschrieben habe, dass Arminia zu blöd ist, sich selbst zu besiegen? Das muss ich zurücknehmen. Das 0:1 ist unter anderem einer brotigen Blindrückgabe zu verdanken. Mannomannomannomann…
Da ändert auch der VAR nichts dran. Block 3 hat den SchiRi trotzdem vor der Flinte: „Das ist nur passiert, weil der Schiedsrichter so blind ist!“. Der Mann in Schwarz hat vorher für ein bisschen Alm-Adrenalin gesorgt, als er Scherning die gelbe zeigte und einige Bodychecks sehr kleinlich bewertete (außer der Heidenheimer Pogo-Einlage vor dem 0:1).
Die Jungs kämpfen. Block 1 singt: „Wir wollen Euch kämpfen sehn.“. Was wir sehen, ist zwar Kampf, aber auch eine gewisse Ratlosigkeit, was das Finden von Torchancen betrifft. Irgendwann steht wieder nur offensives, aber kein kreatives Personal mehr auf dem Hybridrasen. Muss man nicht verstehen. Block 3 versteht es auch nicht: „…Serra? Der spielt mit? Echt? Seit wann?“. Nun. Ratlosigkeit schießt genauso wenig Tore wie Serra. Auch dieses Heimspiel geht verloren.
Wie beim HSV gilt auch für das Spiel gegen Heidenheim „besser als befürchtet“. Was im Fußball nichts wert ist. Falls doch, können sie gleich mich in den Sturm stellen. „Besser als befürchtet“ schaffe ich. Aber nein, ist nichts wert. Einstellung und Kampf haben sich stabilisiert, ebenso aber auch die nicht vorhandene Punktausbeute. Arminia Bielefeld ist so wie die Bahn, die vor dem Spiel im Hauptbahnhof zum Almtransfer bereitsteht und in der ein Schlaumeier fragt: „In welche Richtung fährt die denn?“. Grundsätzlich in die richtige. Sie hat das Potenzial dazu. Aber dazu muss sie sich erstmal in Bewegung setzen.
Zum Abschluss verzichte ich heute auf das obligatorische Mannschaft-kommt-zerknirscht-vor-die-Süd-Bild (auch auf den schimpfenden Fabi) und verabschiede mich mit Ace Frehley von Kiss und seiner krähenden Lache. Davon kriegt man bessere Laune.
Applaus gibt es für …also, falls jemand spontan für irgendwas Applaus spenden möchte, vielleicht für diesen Text oder Ace Frehley oder den Sonnenschein…bitteschön.
Fotos zum Spiel (mit schimpfendem Fabi)
Für schönere Arminia-Erinnerungen ist die „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ empfohlen. Da stehen viele Lagerfeuergeschichten drin, die sich mehr unterhalten als der eben beschriebene dunkelgraue Kick. Gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?