Arminia gegen BV Cloppenburg 1:1 – In vielerlei Hinsicht historisch

Arminia gegen BV Cloppenburg 1:1 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Arminia gegen BV Cloppenburg. Die Postheide. Auf der Postheide gibt es viel Tolles. Es gibt Tore, Banden, Aschenbecher, ein Vereinsheim mit Kaffee, Kuchen, Fassbrause und Bier. Es gibt eine Wurstbude, Biertische, Bierbänke, die Blauinnen, eine Bushaltestelle und Wertmarken. Es gibt sogar einen von diesen neumodischen Staubsaugern.

Arminia gegen BV Cloppenburg

Nur eins gab es bisher noch nicht: Ligapunkte. Vielleicht heute? Zumindest hauen sich die Blauinnen ordentlich rein. Schon der erste Angriff spielt Sarah Grünheid frei, doch die scheitert an Torfrau Vanessa Fischer (nein, nicht die Potsdamer Torfrau gleichen Namens…hab auch erst komisch geguckt). Arminia bringt ordentlich Drive auf das Hybridparkett – und kassiert das 0:1. Ein zweiter Ball nach einem Cloppenburger Freistoß. Blärg.

Man muss nicht der hellste Fußballweise sein, um zu begreifen, dass die Führung den im Abstiegskampf befindlichen Damen des BV Cloppenburg ins Blatt passt. Wuckel analysiert nachher treffend, dass sich die Gäste nach dem 0:1 tief reingestellt hätten. Tief reingestellt? Noch tiefer, und man hätte sie ausgraben müssen. Zudem liegt oft eine Cloppenburgerin am Boden. Die SchiRi lässt jedes Mal eine gewissenhafte Betreuung zu und sagt zu einer genervten Blauin (meist Lisa Lösch, die schnell ausführen will): „Der Ball ist erstmal gesperrt.“ Zeitspiel mag sie aber trotzdem nicht. „Torwart, nur sechs Sekunden den Ball halten.“. Zeit ist relativ, Zeitspiel auch.

Viele Unterbrechungen, ein Gegner, der nichts tut und eine Arminia, der die zündende Idee fehlt. Ein paar Einzelaktionen und ein paar Distanzschüsse, die das Tor der anderen Vanessa Fischer aber nicht ernsthaft gefährden. Im Publikum macht sich die arminia-inhärente Unzufriedenheit breit. Ein etwas ungewaschener Zeitgenosse älteren Schaffungsdatums macht sich inzwischen daran, alles auf und neben dem Platz abzusauen. Was ich immer sage: Am Sonntag wird alles freigelassen. Immerhin gibt es Zuschauer, die über allem stehen:

Cloppenburg ist bei jedem Angriff der Blauinnen mit acht Spielerinnen im eigenen Strafraum. Arminia hat es schwer. „Schieben“, brüllt Gästetrainer Sven Thoß. Frage ist, was er schieben will. Jeder, der das mal mit einer Betonmauer versucht hat, weiß: Dat is nich so einfach. Die Betonmauer verschiebt sich nicht, die Angreiferinnen kreiseln etwas ratlos drumrum…so schleift sich das Match in die Pause.

Halbzeit. Letztes Mal gab’s Eierlikör-Kuchen. Heute gibt’s Baileys (schreibt man das so?)-Kuchen. Meine Vorschläge für die nächsten Heimspiele: Appelkorn-Kuchen, Jägermeister-Kuchen, Drei-Liter-Pulle-Maracujaschnaps-Kuchen und Zinn-40-Kuchen. Kreatives Backen, Jawolle!

Übrigens ist Zinn 40 neben Maschendraht das einzige Metall, durch das man durchgucken kann. Höhö. Hö. Aus der Wurstbude schallt der Wunsch: „Wäre toll, wenn wir jetzt’n Tor schießen!“. In der Tat, das wäre es. Allerdings bleibt es beim alten Bild. Cloppenburg mauert, hebt Gräben aus, schüttet Wälle auf, legt Stacheldraht aus…und bisher reicht diese Quadratur an Defensivtaktik aus. Und die Blauinnen versuchen, durchzukommen. Neben dem Spielfeld verkündet eine Bande Kinder: „Alle laufen weg!“ und rast entsprechend los. Na ja, sooo schlecht ist das Spiel jetzt auch nicht.

Kein Feuer drin. Kein Feuer drin! Ich war vor etwa einem Jahrzehnt mal zu Gast beim FC Altona 93, da hat deren Torwart immer gebrüllt: „Kein Feuer drin!“. Könnte er jetzt auch gut brüllen. Wenn es mit den ersten Postheide-Punkten etwas werden soll, braucht es jetzt Feuer. Oder einen Geniestreich. Oder etwas Dämliches, wie in Altona, wo in der 25.Spielminute der Strom komplett ausfiel, was in den Aborten des Stadions eine Menge Heiterk…andere Geschichte.

Es wird dann der Geniestreich. Nach einem wirklich tollen Angriff köpft die gerade eingewechselte Tommy Grünheid den viel umjubelten und mehrdimensional verdienten Ausgleich. Und die letzten Minuten ist dann tatsächlich Feuer drin. Die andere Vanessa Fischer dreht einen Kopfball um den Pfosten. Dann noch einen knapp vorbei…es reicht nicht mehr zum Sieg.

Aaaaaber: Der Tag ist in vielerlei Hinsicht historisch. Die Blauinnen holen den ersten Punkt der Fußballgeschichte auf der Postheide. Und der Rundumbeobachter erfand das kreative Fusel-Backen. Das alles hat doch Entwicklungspotenzial, nich‘ wahr?

VAR (Visuell aufmerksamer Rundumbeobachter):

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