Arminia gegen Greuther Fürth 2:3 – Bier macht es leider angenehmer

Arminia gegen Greuther Fürth 2:3 – Rundumbeobachtungen von Jan- Hendrik Grotevent

Zwei Niederlagen und eine Länderspielpause. Wat willste jetzt erwarten? Biste gnadenlos optimistisch wie die Dame in der Linie 4 im Tunnel zwischen Rathaus und Jahnplatz („Da steigen nicht so viele ein!“) und wirst gnadenlos von der Realität überrollt? Biste gnadenlos pessimistisch wie der Herr zwischen Oetkerhalle und Eingang Süd („Gleich stehste eh wieder ewig an!“) und freust Dich trotzdem nicht, wenn Du reibungslos reinkommst? Oder biste gnadenlos realistisch und sagst „Endlich wieder Alm“ und lässt erstmal jede Wertung offen?

Einigen wir uns mal darauf: Wenn ich schon am freien Samstag aufstehe, kann ich auch zu Arminia. „Darf ich mal in die Tasche sehen?“, fragt der Ordner und natürlich darf er. „Ah ja, Bomben Handgranaten, das übliche…“. Genau. Deswegen geht es heute auch auf Block J, da habe ich beim letzten Mal meinen Raketenwerfer stehen lassen. Bei Sebi Wiese ist eine alte dänische Panzerfaust zu Gast, der sich in seiner unnachahmlichen Art freut, mal wieder auf der Alm zu sein. Aufstellung (3-5-2), Hymne (unser Herz schlägt immer noch nur für Dich), Anstoß, Arminia Richtung Familienblock.

Die Fädder holen in den ersten Viertelstunde drei Ecken raus, bei den Blauen läuft der Ball ordentlich. Chancen gibt es erstmal keine, aber das kickende Personal ist auf Suche. Fabi aus der Distanz…Glanzparade Burchert! Block J goutiert die Leistungen der Bielefelder Kurzhosen. „Das sieht schon was zwingender aus als letztens“.

Und hinten steht die neu von Cedric Brunner organisierte Abwehr auch gut. Von der bisher so effektiven Fürther Offensive rund um Keita-Ruel (Block J: „Knastjule“…ts…fies…) ist kaum was zu sehen. Wir sind mit wenig zufrieden, und das wenige kriegen wir. Klingt komisch, ist aber … komisch.

Arminia gegen Greuther Fürth

Dann wir es komischer, äh, schnell: Langer Ball, Vogi legt vor, Edu stürmt durch und DA ISSAAAAA! Der Topscorer von den Schafsinseln hat zugeschlagen, 1:0. Phrase: Aufwand belohnt. Kurz darauf: Ecke für die Blauen. „Pass auf“, sagt Block J, „Salger trifft nach 18 Jahren wieder!“. Die Pille fliegt rein, flippert ein bisschen durch den Strafraum und Salger TRIFFT NACH 18 JAHREN. Geguckt, überlegt, platziert- drin! Genauso wie das dazugehörige Statement aufm Block: „Wenn Salger mal trifft, trifft er ziemlich lässig.“.

Hinten zeigt Tego einen Riesenreflex. Auch da läuft’s. Bei den Kleeblättern läuft es nicht. Zumindest laufen die Spieler nicht, sondern fallen. Das führt zu philosophischen Debatten auf Block J. Können Kleeblätter fliegen? Nee, weil Pflanzen können nicht fliegen tun. Können Kleeblätter fallen? Nee, die wachsen ja bis kurz übern Boden. Fallen Kleeblätter, weil es Herbst ist?

Schließen wir diese subtile Form der Gegner-Geringschätzung mit der wichtigsten aller Fragen ab: Fallen die Kleeblätter heute einer wieder gefestigten Arminia zum Opfer? Nun ja, hinten konzentriert, vorne effizient – niemand hat das Gefühl, dass hier noch was schief geht.

Halbzeit. „Es gibt noch andere Dinge auf der Alm als Bier, aber Bier macht diese anderen Dinge einfach angenehmer.“ (Stephen Morris, nicht so ganz wörtlich). „Es ist ein Grundbedürfnis der Bielefelder, beim Halbzeitbier schlecht über Arminia zu reden.“ (Otto von Bismarck. Auch nicht so ganz wörtlich.). Wer mag, darf hier im Geiste ein passendes Zitat zum Akt des Bierholens auf der Alm einfügen. Muss nicht ganz so wörtlich sein.

Bekanntermaßen weigere ich mich, in den allgemeinen Singsang von wegen „Das ist halt (typisch) Arminia“ einzustimmen, nur weil vor Äonen mal ein Relegationsspiel verloren, eine Chance vergeigt oder Geld verbrannt wurde. Allerdings: Heute hätte man seinem Gefühl der ersten Hälfte nicht vertrauen sollen. Die Blauen brauchen eine Viertelstunde, bis sie das Gefühl komplett versaut haben.

Riesentrottelei in der Fürther Abwehr, Vogi rast allein auf den Kasten zu…was in solchen Sekunden in einem vorgeht ist kaum zu beschreiben, stehend und brüllend hat man gleichzeitig ein Bild aus Hamburg und ein Bild aus Dresden im Kopf…und da hat Vogi die Chance auch schon verhauen. Die Kleeblätter sind nicht abgemäht. Block J ist sauer auf den erfolgsdarbenden Angreifer: „Das kann er auch in Ingolstadt vergeigen“.

Im Gegenzug gibt es Kuddelmuddel in der Bielefelder Defensive, Fabian Reese macht das 1:2. Bochum reloaded. Kurze Zeit später ist die linke Fädder Angriffseite arminiafreie Zone. Scharfe Flanke auf den langen Pfosten, wo Hartherz versucht, die Situation spielerisch zu lösen. Ja! Isso! Und richtig so! Wenn meine Bude lichterloh in Flammen steht, greife ich auch zum nassen Handtuch anstatt zum Feuerlöscher. Wirkt einfach souveräner. Unliebsame Folgen werden billigend in Kauf genommen. Rauchende Trümmer und das 2:2 durch Mohr. Bier macht es angenehmer, Zynismus auch. So!

Die Minuten 46 bis 60 sind der Karnickelfangschlag für die bis dahin gut laute Stimmung auf Süd und Umgebung. Vorne fehlen die Ideen, hinten werden die Zweikämpfe verloren, Organisation Fehlanzeige. Köln, HSV, Magdeburg und wasweißich reloaded. Block J brüllt während des Fürther Konters ein zusammenhangloses „Springääään!“, flüchtet sich aber nicht in Zynismus, sondern in frustrierte Apathie.“Hinsetzen, bitte!“ wie im Kino. …ts…“Ich geh pissen!“. „Piss für mich mit.“.

Nicht, dass Arminia es nicht versuchen würde – aber es bringt nichts. Wo ist Jonas Kamper? Sebi Wiese hat im doch ein Trikot geschenkt vor dem Spiel, dass könnte er doch überziehen und den Pferdetritt auspacken.

Das Bielefelder Glückshormon braucht einen Wecker. Dringend!

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