Engers gegen Arminia – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent
Nach einem vermeierten Saisonstart der Pokal, Engers gegen Arminia. Fünfte gegen Zweite Liga. Eigentlich gibt es da im Vorfeld drei Möglichkeiten. Man wünscht sich, nachher sagen zu können: „Jawoll, freigeschossen!“. Man will, sollte die Angelegenheit dann doch etwas zäher werden, in gutem ostwestfälisch „wird schon“ sagen können. Aber man befürchtet natürlich, dass der Karren weiterhin im Matsch steckt, was sich etwa so anhört: „Hmm…“.
Aber wir sind ja bei Arminia Bielefeld, wo man nie so genau weiß, woran man ist. Und so hatte das Spiel in Koblenz aus allen drei Kategorien genug zu bieten.
Fangen wir mit dem „Hmm“ an, wie wir das in dieser unseren Region gewohnt sind. Kapino…naaaa, schon manchmal etwas sorglos. Umschalten- oft etwas leichtfertig. Ein flüssiges Zusammenspiel- das haben wir nur streckenweise gesehen.dann war es allerdings in Ordnung, nicht mehr, nicht weniger. Die Kombinationen funktionierten, nicht mehr, nicht weniger. Defensive darf etwas wuchtiger auftreten. Und etwas mehr Konzentration bitte, liebe Kicker aus Westfalen.
Hören wir nicht wie sonst beim „Hmm“ auf sondern machen mit dem optimistischeren „Wird schon“ weiter. Denn viel „Hmm“ kann sich regeln und überwunden werden im Rahmen von Routine, Gewöhnung oder Einspielen, wie auch immer man es nennen will. Das gilt zumindest für das Zusammenspiel. Umschalten und Defensiv-Verhalten kann man trainieren.
Was Kapino betrifft, den kann man Kosti überlassen. Wer den einstigen Verlierer einer Relegation zur Zweiten Liga über die Jahre zu Manchester City coacht, kriegt den talentierten Kapino allemal hin. Und konzentrieren? Das muss man einfach tun. Weitere „Wird schon“-Erkenntnisse: Ein Spiel mit Viererkette scheint auch für die Liga vielversprechend. Und immerhin ein bisschen ist erkennbar, wie die Spielidee aussehen soll, auch wenn sie noch nicht perfekt ausgeführt wird. Uuuund: Ein paar Kaderqualitäten haben sich gezeigt.
Und das bringt uns zum „Freischießen“. Doch zunächst ein kleiner Exkurs: Gilt ein Fußballtag mit drei Spielen als Triple Feature, wenn man nur eins der drei Spiele live sieht? Erst Testspiel der Frauen, dann die Jungs im Pokal, dann das EM-Finale? Nun, das alle drei live im Stadion zu verfolgen logistisch etwas haarig wird, dürfte klar sein. Aber auch so war es eine Herausforderung, was uns zurück zum Thema bringt. Der Rundumbeobachter kam von der Postheide, als Radio Bielefeld…
…mitten auf dem Ossi folgendes behauptet: Ecke Hack, Tor Serra, 1:0. „Ecke“, „Hack“, „Serra“ und „Tor“ nicht nur in einem Satz, sondern in einer tatsächlichen Ereignisfolge- das wir das noch erleben dürfen. Glaubte ich erst, als ich das Bezahl-TV zu Hause anmachte. Um dann „Ecke“, „Hack“ und „Tor“ nochmal zu erleben. Zor von Fabi. Der sogar mit Doppelpack, haben wir auch lange nicht mehr gehabt. Serra Doppelpack! Hack mit drei Vorlagen und anderthalb Toren! Cooles Tor von Lasme! Außerdem tolle Startelf-Einstände von Oczipka, der ein Riesenspiel machte und Ratsche, der Prietl und Vasiliadis zusammen ersetzte.
Arminia hat sieben Tore geschossen und nicht wenige der „Problemfälle“, die wir seit Jahresbeginn meinen entdeckt zu haben, haben ein starkes Spiel geliefert. Jetzt kann man natürlich einwenden, dass Engers 07 ein Oberligist ist und man die Lorbeeren nicht allzu hoch hängen sollte. Ist richtig, allerdings hat Engers ein starkes Spiel im Rahmen der Möglichkeiten geliefert und den Blauen sehr viel abverlangt. Und wenn auch sehr viel „Wird schon“ und noch mehr „Hmm“ dabei war, das „Freigeschossen“ macht Mut. Nicht unbedingt, weil wir im Umfeld das empfinden, sondern weil die Jungs es so empfinden. Die Statements nach dem 7:1 weisen zumindest darauf hin. Wir werden sehen, welchen Effekt das Spiel tatsächlich hat…
Applaus gibt es für „Freigeschossen“, „Wird schon“ und „Hmm“. Schwarzweißblaue Dreifaltigkeit.
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