HSV gegen Arminia 0:0 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent
„Aufgabe“ oder „Herausforderung“ sind als Formulierungen out. Heute sagt man „Challenge“, und die heißt jetzt: HSV gegen Arminia. Spitzenspiel. Erste Challenge für den Rundumbeobachter: Nicht dran denken, was das für eine schwarzweißblaue Freundesparty hätte werden können…vor zwei Monaten…
Nächste Challenge für den Rundumbeobachter: Schaffe ich es, über einer Zigarette den Anstoß zu verpassen? Ja. Und so brauche ich die erste unglaublich klare Chance des HSV nur in der Wiederholung zu gucken. Huiuiui….
Die ersten 15 Minuten gehen mal richtig gut ab. Da steht es schon 3:2 nach Ecken für die Rothosen. Challenge für Arminia: Tego, und der besteht sie. Challenge für den HSV: Kopfball. Eine Challenge für das ganze Match, wie sich später noch öfter zeigen wird. Challenge für den Rundumbeobachter: Welche Sitzhaltung nehme ich im HomeStadion ein…
Näää, zu unbequem
Besser als befürchtet, aber so kann ich den Kaffee nicht trinken. Näää.
Ja, so machen wir das.
Irgendwer brüllt im Geist-Volksparkstadion etwas, das klingt wie „Balljungen in die Zentrale!“. Hat was von James-Bond-Film. „007, melden sie sich in der Zentrale und holen sie sich die Papiere, um Arminias ersten Torschuss aus der Elbe zu holen.“. Das Spiel, das bisher wie eine Nordseeflut auf den Arminenstrafraum zurollte, hat sich beruhigt. Die Defensive der Blauen ist auf Zack. Pieper klasse! Und der seit Äonen das erste Mal wieder in der Startelf stehende Patrick Weihrauch macht auf rechts hinten ein richtig starkes Match. Wellenbrecherchallenge accepted! Sie haben sogar noch Zeit, sich gegenseitig den Funkverkehr des Hamburger Rettungsdienstes weiter zu erzählen: „Körper! Schulter!“. Fehlt noch „Polytrauma!“.
Eine überraschend wesentlich Frage im ostwestfälischen Umfeld nach dem Spiel: Warum stehen die so tief und tun nix nach vorne? Nun, als Tabellenführer auswärts beim sieben Punkte entfernten und als spielstark bekannten Tabellenzweiten – da brauchste kein Feuerwerk abbrennen, da kannste in Ruhe abwarten und einen auf Wellenbrecher machen. Natürlich hat Arminia im Spielverlauf oft eine Menge Glück gehabt. Aber Glück gehört zur Challenge! Und außerdem ist das Glück immer mit den Doofen. Und doof ist Arminia ja immer.
Der Mensch vom Pay-TV lobt (zu Recht) die taktische Disziplin beider Mannschaften. „Passquoten, die es noch nie gegeben hat“. Äääähm… es gibt immer eine Passquote. Es sei denn, es werden keine Pässe gespielt, was bei einem Fußballspiel höchst unwahrscheinlich ist. In der wesentlichen Statistik steht es 0:0 und da kann man als Armine nach 45 Minuten mit zufrieden sein.
Halbzeit. Pausenchallenge für den Rundumbeobachter: Schaffe ich es innerhalb der 15 Minuten, eine zu rauchen, mir eine Fuhre Rührei zu machen, mir diese reinzuschüppen und noch eine zu rauchen?
Ähm…nö. Aber in der wesentlichen Statistik hat sich zwischen Minute 46 und 53 nix getan. DSC-Challenge im zweiten Durchgang: Konzentriert bleiben! Challenge im zweiten Durchgang für den Rundumbeobachter: Auch konzentriert bleiben. Nicht immer die Werbebanden lesen. Und vor allem: Nicht drüber nachdenken. Den „Hamburger Weg“ gibt es also noch, lobenswert. Den „Bielefelder Weg“ gibt es in Hiddenhausen und Recklinghausen. Und „Werder Ketchup“ in Hamburg ist auf so vielen Ebenen lustig: Aus Werder Ketchup machen, die Derby-Prinzipientreue der Anhängerschaft antriggern uswusf. Challenge verloren.
BOAH Pfosten…da haben wir jetzt so richtig Schwein gehabt. Die Kopfball-Challenge verliert der HSV. Kleiner Tipp vom schwarzweißblauen Freund: Holt Euch keine Finnen, sondern Färinger. Spreche aus Erfahrung. Weitere Challenge für den HSV: Einen neuen Mannschaftsfriseur finden. Der aktuelle kann nur zwei Varianten: Klaus Störtebeker und Keanu Staude. Challenge für den Rundumbeobachter: Hat er nach dem Rührei-Brutzeln den Herd ausgemacht?
Ja. Mittlerweile hat Arminia das Spiel etwas beruhigt. Und wird offensiv (na ja, Schippo kommt). Und tatsächlich, die bis zu diesem Zeitpunkt eher statischen Wellenbrecher schieben sich etwas mehr nach vorne. Am meisten, so teilt mir der Pay-TV-Mensch mit, rennt Fabi vorne rum. Konnte leider nicht rundumbeobachtet werden, da Fabi meist nicht im Bildausschnitt ist. Scheint aber so zu sein, denn a) ist es Fabi und b) wenn er zu sehen ist, dann ist er schwer am Pumpen und noch schwerer am Schwitzen. Challenge für Arminia: Falls das stimmt, dass Spieler erst zu Hause duschen sollen, will keiner mit Fabi im selben Fahrzeug sitzen. Erst schweißnass müffeln und ab Hannover schweißtrocken müffeln…blääääärg!
0:0 beim HSV – Challenge bestanden! Taktisch clevere bis sehr gute Leistung! Belohnung: Den nächsten Punkt auf Platz Drei gewonnen, den HSV auf Abstand gehalten. Jetzt erst dem HSV in Stuttgart die Daumen drücken, dann sieben Punkte aus den nächsten vier Spielen holen. Und dann einen Rathausbalkon fürs HomeStadion basteln. Sie bleibt grotesk, diese Gespensterliga.
VAR (Visuell aufmerksamer Rundumbeobachter):
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