So ist Fußball halt – Mönchengladbach gegen Arminia 1:3

Mönchengladbach gegen Arminia 1:3 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Spitzenspiel in der Regionalliga West! Borussia Mönchengladbach gegen Arminia Bielefeld, es findet im Grenzlandstadion im Stadtteil Rheydt statt.

mönchengladbach gegen arminia

Das Stadion ist Teil einer größeren Sportanlage, auf denen man viele Sportarten betreiben kann. Kleinere Fußballfelder, Tennisplätze, Flächen für Freilandgymnastik und Kugelstoß (ja, steht da so).

Die Schüssel, die Platz für 10.000 Zuschauer bietet, erinnert auf den ersten Blick an einen Bundesjugendspiele-Albtraum. Allerdings dient es neben den Frauen der Borussia auch der U23 der Männer als Heimstätte und damit ist das Grenzlandstadion auch regionalligatauglich ausgestattet: Eigener Gästekäfig mit separatem Eingang, moderne Soundanlage, große Stehplatztribünen. Und all das zusammen hat Charme. Die klassische Leichtathletik-Anzeige mit der noch klassischeren Straßenbahnhaltestellen-Uhr setzen noch einen Klecks Nostalgie obendrauf.

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Aber wir sind ja zum Fußballgucken hier, Gladbach gegen Arminia…

…und beim Fußball ist es manchmal so, dass Dinge passieren, bei denen keiner weiß, warum sie passieren. Und damit ist nicht gemeint, dass die vom Stadionsprecher durchgegebene Zahl von 152 Zuschauern maßlos übertrieben ist (höchstens 80, davon über die Hälfte aus OWL).

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Nee, gemeint ist die Diskrepanz zwischen Spielverlauf und Ergebnis.

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Das Match beginnt mit gepflegtem Reinfinden und Abtasten setens beider beteiligter Mannschaften. Die Fohlenelfen versuchen, schnell durchzuspielen. Die Blauinnen wollen über Ballbesitz Ruhe bekommen. So ist zwar gut Tempo, aber kaum ein Vorstoß in Richtung der beiden Aluminiumgestänge drin. „Lös‘ Dich von ihr“, tönt es von der Seitenlinie. Nur ist keine zum Lösen in der Nähe. Auch unser erster Chant ist ausbaufähig. Sagen zumindest wir und unisono die von uns, die per online-Übertragung zuschauen, also hier:

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Die Blauinnen wirken merkwürdig träge, die Pässe sind so präzise wie die Experten-Ergebnis-Tipps von Philipp Köster. Die Borussia hingegen ist um einiges schneller unterwegs.

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Das 1:0 für die Gastgeberinnen muss eigentlich trotzdem nicht fallen- aber Fußball ist unberechenbar. An der Strafraumgrenze wird zu kurz geklärt, der Flachschuss aus zentraler Position sitzt scharf neben dem Pfosten.

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So ist Fußball: Tore wirken. Und hier gleich in mehrere Richtungen. Gladbach hat gewaltig Auftrieb. Nur ein paar Augenblicke nach dem 1:0 muss Tor-Lisa das Spielgerät aus dem Knick fischen. Angriff um Angriff rollt Mitte der ersten Halbzeit auf die schwarzweißblaue Kiste. „Macht mal was!“ brüllt es von der Tribüne. „Aufpassen und Fußballspielen“, rufen sich die Mädels auf dem Platz zu. Das könnten sie tatsächlich mal machen.

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Nun ist es nicht so, dass die Blauinnen unkonzentriert spielen. Das, was sie tun, machen sie sehr fokussiert, nur ist das halt nicht produktiv. Etwas zögerlich im Aufbau, unsere Mädels, mit ungewohnt vielen Fehlpässen. Die Gladbacher Gegenangriffe kriegen sie dann meist gestoppt, so dass die Laufbahn rund ums Spielfeld die meisten Ballkontakte in Durchgang #1 hat. Von wegen „Drei Ecken, ein Elfer“ – „Drei Einwürfe, ein Elfer“ und Du hast hier ein Handballergebnis.

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Halbzeit. Es gibt Spaghetti! 250 Kilometer und vier Stunden entfernt von der Halbzeitpause in Rundumbeobachters Küche. Keine Verpflegung im Grenzlandstadion, da alle Caterer bei irgendeiner Jugendveranstaltung am Borussiapark eingesetzt sind. Ein lautes GNAAAARF in Richtung Euch grünweiße Kölner!

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Der VfL führt zur Halbzeit nicht unverdient. Aber die Blauinnen sind die Blauinnen und die können immer überraschen. Und Fußball ist Fußball und da kann ein Dumpfbackentor die Wende bringen, so auch hier. Susi Werner erläuft einen zu kurzen Rückpass, geht an der Torfrau vorbei und netzt ein. Ausglaaaaaich!

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Und jetzt erleben wir ein typisches Blauinnen Phänomen! Jetzt nehmen die Mädels das Messer zwischen die Zähne! Jetzt ist Fahrt drin! Susi Werner verzieht knapp! Und SandraHausiCapitna macht den Lucio („Jetzt gehe ich mit nach vorne! Jetzt gehe ich mit nach vorne! *preschpreschpresch* Jetzt!“).

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Wir erleben übrigens auch ein anderes typisches Blauinnen Phänomen. Druckvoll nach vorne, aber hinten so offen wie die Nordsee hinter Helgoland. Und es ist nicht so, dass Gladbach nachgelassen hätte.

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So schießen die Füllen zweimal freistehend am Tor vorbei. Kollektives Zähnezischen beim ostwestfälischen Teil der Spektantenschar. Ein Extra-Lob an Rieke Barkhausen, die defensiv überall zu finden ist und mit dem einen oder anderen gut gezielten Tackling noch mehr Zähnezischen oder Schlimmeres verhindert.

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Und so ist Fußball: Wenn Du vorne zwei Hundertprozenter nicht machst, also zweihundert Prozent Siegchancen (dem wäre so gewesen) liegen lässt, dann kriegst Du sie hinten. Fünf Minuten vor Ende flankt die auf Rechtsaußen freigespielte Lisa Lösch die Kirsche rein, Susi Werner wuchtet dat Dingen per Kopf ins Netz. Der erste wirklich schöne DSC-Angriff des Spiels und Zack! drin isser!

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JAWOLLE! Da hätten wir uns gerade noch mit einem schmeichelhaften 1:1 zufrieden gegeben, aber neee, nicht mit die Blauinnens. Und wenn wir schon von Lisa Lösch sprechen: Die hat mal wieder erkannt, dass die Torhüterin der Gegnerinnen nicht unbedingt über Basketballer-Maße verfügt und hebt den Ball zwei Minuten später elegenat und tödlich aus 25 Metern in die Maschen. Deckel drauf! De Stadionsprescher sprischt üwrijens rheinisch. Ob der „Lisa Lösch“ sagt oder „Lisa Löch“ abliest, kommt aufs selbe raus. Ende, aus, Auswärtssieg!

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Die Borussinnen wissen wohl bis heute nicht, warum sie das Spiel verloren haben. Und die Blauinnen…Glück war dabei. Aber eben auch die Effektivität, aus anderthalb Chancen drei Tore zu machen. Und die Fähigkeit, sich zu steigern und immer dran zu bleiben. Wahrscheinlich eine ebenso gesunde wie unerklärliche Mischung aus alledem. So ist Fußball halt. Einigen wir uns darauf, dass Gewinnen mit den Blauinnen verdammt gute Laune macht. So ist Fußball nämlich auch.

Applaus gibt es für diesen Sticker:

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