Super! Genial ! Westfalenpokal! – Arminia gegen VfL Bochum 4:0

Westfalenpokalfinale Arminia gegen VfL Bochum 4:0 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Finale im Westfalenpokal! Arminia gegen VfL Bochum! Das Highlight zum Saisonabschluss. Dass dieser Tag ein Tag für Highlights ist, merkt man schon, wenn man früh auf der Postheide eintrifft und es eigentlich noch gar nichts zu merken gibt.

Arminia gegen VfL Bochum 4:0 – Super! Genial ! Westfalenpokal!

Die ersten Helferlein kommen an und es werden die Dinge erledigt, die immer erldigt werden, wenn ein Heimspiel der Blauinnen ansteht. Der Rundumbeobachter zum Beispiel darf heute die Eckfahnen aufstellen. Das gelingt ihm, obwohl die Eckfahne dahinten doch etwas schief steht…

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…Nun denn. Jeder, der Loriot kennt, weiß: Es ist besser, die Eckfahne nicht nochmal zu richten. Sonst bricht die ganze Postheide zusammen. Und da wurde doch extra zum Anlass eine zusätzliche Tribüne angekarrt. Für VIPs. Wo dann unterschiedlichste Leute Platz nahmen, aber ob das jetzt VIPs waren…

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Zurück zum Thema. Man merkt, es steht etwas Besonderes an. Es kribbelt. Die Spannung steigt, als sich die Postheide mehr und mehr füllt. Fans des VfL treffen ein. Die U17, die vor dem Spiel für ihren Bundesliga-Aufstieg geehrt wird, macht eigene Stimmung. Das Wetter trägt zur guten Laune bei. Ein Megaphon ist da, Trommel ist da. Als sich die Spielerinnen aufwärmen, ist die Postheide bis zu den Nähten voll. Ausverkauft! Zum ersten Mal in der Geschichte des Blauinnen-Heims in Windflöte. Klasse!

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Schon vor dem Spiel dröhnen die Chants über den Platz. Die Stimmung brodelt, als die Mannschaften einlaufen. Die Fans rund um Stadionsprecher Schöni haben eine Choreo gebaut. Oft wird in solchen Zusammenhängen die Phrase vom „würdevollen Rahmen“ bemüht. Ein Phrase so leer wie so ziemlich jede Fußballphrase. Immerhin haben leere Phrasen den Vorteil, dass man sie füllen kann. Und, scheiße nochmal, das macht die Postheide heute!

Der VfL Bochum liegt den Arminia-Frauen in dieser Spielzeit nicht wirklich. In der Hinrunde genügte ein kühles und übersichtliches Spiel, um die Blauinnen mit 3:0 auf eigenem Platz auszuknipsen. Und gerade einmal fünf Tage ist es her, dass die Generalprobe des Finales im Schatten des Ruhrstadions mit 3:1 an den VfL ging. Aber das soll und darf keine Rolle spielen. Noch eine leere Fußballphrase: Beim Anstoß steht es 0:0.

Zunächst ist es der VfL, der sich bemüht, die Phrase zu füllen. Die spielerisch starken Mädels vonner Castroper haben mehr Ballbesitz und spielen, nennen wir es mal, abwartend offensiv. Arminia stört das Aufbauspiel erfolgreich, kommt aber selber kaum nach vorne. So kommt es zu „vielen Ballbesitzwechseln“, wie die Sehbehindertenreporter es diplomatisch formulieren. Das Publikum feiert jeden gewonnenen Zweikampf mit „Bie-le-feld! Bie-le-feld!“.

Bochum gibt die ersten Torschüsse ab, die aber kein Thema für Tor-Lisa und ihre Vorderleute sind. Bei den Blauinnen gibt es viele Stockfehler im Aufbauspiel. Hier möchte keine Mannschaft den ersten Fehler machen. Riskiert wird wenig. Gegen Mitte der ersten Halbzeit gehen beide dazu über, es mit langen Bällen zu versuchen in der Hoffnung, dass einer ankommt oder durchrutscht oder…na ja, mit langen Bällen versuchen, Betonung auf „Versuchen“.

So ist es ein recht munteres, aber auch hektisches Spiel. Im Großen und Ganzen liegt die Feldüberlegenheit immer noch bei den Bochumerinnen. Wenigstens kommen wir hier ohne nervige Ballbesitzstatistiken aus. Und ohne VAR. Der hätte allerdings auch nicht eingreifen müssen, als Jana Radosavljevic aus deutlicher Abseitsposition den Ball ins Netz des VfL befördert. Die Postheide brüllt trotzdem. Es vibriert, es kribbelt. Wechselgesänge, lautstarkes Anfeuern, auch von den Bochumer Fans.

Dann setzt sich Sammy Kühne auf rechts durch, legt den Ball zurück in die Mitte, wo die mitgelaufene Jocy Hampel zum 1:0 einschiebt. Die Postheide brüllt, die Postheide jubelt, die Blauinnen feiern die Torschützin. Der erste schöne schwarzweißblaue Angriff sitzt! Der Gegner hat mehr Ballbesitz, der Gegner hat die bessere Spielanlage, Arminia die Pausenführung. Kann man mal so machen!

Halbzeit. Guckt mal, Helferlein-Karte.

(müsst Ihr Euch natürlich richtig rum vorstellen). Frei Futtern und Trinken fürs Eckfahnen Aufstellen, Livetickern und Rundumbeobachten. Es gibt sie noch, die wirklich vorteilhaften Fußball-Deals!

Hälfte Zwei beginnt wie Hälfte Eins: Mit Feldüberlegenheit des VfL Bochum. Allerdings um einiges zwingender als im ersten Durchgang. Wie zuvor im Ligaspiel wollen die Bochumerinnen den Rückstand nicht auf sich sitzen lassen und fordern die Defensive der Blauinnen ein paar Mal heraus. Arminia schafft es aber, das Tor sauber zu halten – auch wenn das eine oder andere Mal eine gehörige Portion Glück dabei ist. Das Publikum an der Gerade bejubelt jede gelungene Aktion. „BIE-LE-FELD! BIE-LE-FELD!“. Die entscheidende Phase bricht an!

Die Blauinnen schaffen es mehr und mehr, dagegen zu halten. Und in der 62. Minute kommt Lena Meynert im linken Strafraumeck an den Ball, lässt eine Gegnerin aussteigen und vollendet flach ins kurze Eck. JAAAAAAAAAAA! An der Geraden liegen sich die Leute in den Armen, die Postheide brüllt. Wichtiges Tor zum wichtigen Zeitpunkt!

„ARMINIAAHAAAA!“ – „BIE-LE-FEHEEELD!“. Die Stimmung kocht! Trinkpause auf dem Platz. Die Trinkpause beim Publikum gestaltet sich etwas problematischer. „Bitte die leeren Getränkebecher zurückbringen“, sagt Schöni durch, „Wir brauchen leere Becher.“. Was wir nicht mehr brauchen, sind leere Fußballphrasen. Die sind jetzt halbvoll. Die Bechersituation entspannt sich übrigens erst während der Mannschaftsparty, als die angerückte Cocktailbar eigene Becher mitbringt.

Bei Arminia ist mittlerweile Grit Bender auf dem Feld. Vor dem Spiel gab es einen kurzen Schreckmoment, als Grit zur Ehrung auf den Platz gebeten wurde. Grit wird sich doch nicht etwa verabschieden…? Nein, es werden ihre ersten zehn Jahre im Blauinnen-Trikot gewürdigt. Zu einem passenden Anlass! „Ey…Pokalsieg…könnt Ihr es glauben?“, gibt sie später zu Protokoll, als es draußen schon länger dunkel ist. Ja, Grit. Und ein Urgestein wie Du hat ihn sich verdient!

Und in der 80 Minute hat Arminia dann zweieinhalb Hände am Pokal. Die Blauinnen bekommen einen Freistoß von halbrechts. Jana Radosavljevic haut einfach mal drauf, die Bochumer Keeperin wehrt unglücklich ins eigene Netz ab.

Die restlichen Spielminuten werden zum Triumphmarsch zum Titel. Die Auswechselbank der Blauinnen zieht sich die Siegerinnen-Shirts über. Gegenüber wird gefeiert. „Ooooh wie ist das schön!“. Ausgelassene Stimmung auf der Postheide.

Aber Bochum kämpft. Trotz des panierten Schnitzels zeigen die Spielerinnen des VfL Moral und spielen weiter nach vorne. So bleibt Platz für Konter. Naryis Mohamed bekommt erst den Ball von der Bochumer Torhüterin ins Porträt gebolzt, ein paar Minuten später schiebt sie dann eine Vorlage von Jana Radosavljevic ins leere Tor. 4:0! Endstand. Sportlich um zwei Tore zu hoch gegen starke Bochumerinnen. Aber wen interessiert das beim Schlusspfiff noch?

Die Spielerinnen jubeln und tanzen, die Fans jubeln und tanzen. Ausgelassenheit, Freude und Freudentränen. Westfalenpokalsiegerin Arminia! Der erste Titel für die Blauinnen, nachdem das Finale 2010 noch gegen Recklinghausen verloren ging. Es folgt die offizielle Zeremonie. Es folgt die erste Humba des Tages.

Dann folgt einfach nur ausgelassene Fröhlichkeit! Feiert Euch, Blauinnen!

Na ja, kurz wehmütig wir es schon noch. Susi Werner hat sich im Halbfinale des Westfalenpokals verletzt- das Ende ihrer aktiven Fußballkarriere. Das ist einerseits schade, weil die Blauinnen damit ihre beste Torschützin verloren. Das ist aber vor allem schade, weil Susi sich wohl bei Arminia fühlte und gern noch weiter gemacht hätte. Danke Susi und alles Gute!

Auch Lea Bartling und Mara-Lotta Finger nehmen ihren Abschied. Alles Gute für Euren weiteren Karriereweg! Damit fallen nicht nur dem Rundumbeobachter ein sympathisches Motiv für Gruppenbilder weg.

Toni und Naryis gehen in die U23 zurück- fragt sich nur, wie lange. Ihre Fähigkeiten werden auch der neuen Trainerin Bella (Wuckel: „Anna“) Jäger nicht entgangen sein.

Neue Trainerin…das bedeutet im Umkehrschluss den Abschied vom alten Trainerteam. Mach’s gut, Chrissy Austerschmidt,…

…und mach’s gut, Tom. Vielen Dank fürs Rede und Antwort stehen, und sei es auf irgendwelchen Parkplätzen neben irgendwelchen Regionalliga-Kunstrasenplätzen, fürs Rumscherzen, für ALLES!

Das Pokalfinale war das letzte Spiel zweier mir persönlich sehr ans Herz gewachsenen Spielerinnen. Ostwestfälisch-serbisch-neuseeländisch-amerikanisch schlicht: Alles Gute, Jana…

…und so long, Madsie!

Bei Arminia Bielefeld läuft weiß Gott nicht alles perfekt. Aber eins hat diese kapriziöse ostwestfälische Gloria: Nest- und Herzenswärme. Vergesst Sie nicht! Und seid gewiss, sie wird Euch wieder aufnehmen, und sei es nur, wenn Ihr zur Besuch auf die Postheide kommt!

Nu aber Schluss mit Duselei! Jetzt gibt es Cocktails, Flunkyball, Beerpong und was Blauinnen nach einem Titelgewinn sonst noch so machen.

Die Cateteria sieht gegen 22:00 Uhr so aus:

…und das war deutlich bevor die Feier nach drinnen verlegt wurde und der Rundumbeobachter sich auf den Heimweg machte. Reißt die Heide…äääh…Hütte ab. Habt Ihr Euch verdient! Wir sehen uns in der nächsten Spielzeit!

Applaus gibt es für …na was wohl.

Mehr Fotos

Für zeitloses Lesevergnügen ist die „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ empfohlen. Da stehen viele Lagerfeuergeschichten drin, auch über die Blauinnen. Die Fibel gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?

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