Böllüüüüün! – Viktoria Berlin gegen Arminia 0:1

Viktoria Berlin gegen Arminia 0:1 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Viktoria Berlin gegen Arminia Bielefeld…Mann, watn geilen Tach, ey! Erstmal beim 20-Minuten-Zwischenstopp des ICE in Hannover zweimal herzlich gelacht: 1.) „Die Abfahrt verzögert um etwa 20 Minuten, wir warten auf unseren Lokführer“ (Wer hat das Ding bisher gefahren?) 2.) „Kann man hier in den Zug einsteigen?“ (Nee, die Tür ist nur aufgemalt). Dann eine geniale, endgeile, [füge hier jeden denkbaren Superlativ ein] Bootstour über die Spree.

Viktoria Berlin gegen Arminia

Beste Laune, geile Stimmung (Was trinkst Du denn da?“- „Keine Ahnung…“), und das am Rand noch Fans stehen, dass Leute mit Arminia-Fahne durch die Hauptstadt radeln, dass Leute sogar mit DSC-Fahnen auf dem Balkon stehen – das macht einen schon stolz.

Dann dieser tolle Burger mit genauso tollen Pommes im Mauersegler. Der Mauersegler selbst…

…der ein bisschen an ein großes Milestones erinnert und so gemütlich ist, dass ich versacke und das Konzert der Hacker nebendran in der Tante Käthe verpasse (MIST!).

Die Tante Käthe selber noch kennengelernt, viele Arminen aus der ganzen Republik getroffen, nette Gespräche geführt. Wie gesagt, watn geilen Tach, ey! Gratulation an die Arminiafans Berlin zum 20jährigen und Danke für die tolle Orga! Tschüß für heute, wir lesen uns beim Wochenkalender (kommt morgen), spätestens bei den Rundumbeobachtungen zum Auespiel. Bis denne!

Ach ja, da war ja noch was…Der eigentliche Anlass, jaja. Ich habe ja live miterlebt, wie „Vicky“ sich für Arminia qualifiziert hat, lies: den Berliner Landespokal gegen TeBe gewann. Im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark. Wenn mir dann noch DAS Rahmenprogramm angeboten wird…tjo, dann muss ich da ja quasi hin! Vor diesem Finale im Mai kannte ich Viktoria 1889 Berlin nur aus Sammy Drechsels Fußball-Pflichtroman „11 Freunde müsst Ihr sein“. Eine Bildungslücke, schließlich hat Viktoria schon zwei deutsche Meisterschaften in der Vereinschronik. Zudem ist der eigentlich in Lichterfelde beheimatete Club einer der mitgliederstärksten Fußballvereine Deutschlands.

Die von Vicky im Vorfeld angekündigte Zuschauerzahl von 20.000 wird leicht verfehlt – um exakt 444,18 Prozent, und von den 4.503 Spektanten sind mindestens die Hälfte Arminen, die sich zum größten Teil in der südlichen Kurve hinter dem Tor einfinden. Die Heimfans sitzen links von uns auf der Gegengeraden. Gästeblock analysiert wie folgt: „Da vorne ist Klassentreffen“. Sehe ich da etwa auch noch eine Arminia-Zaunfahne??!

Das alles ist dem Stadionsprecher wumpe. Der macht einen auf Bundesliga, präsentiert Pokal-Sponsoren, begrüßt irgendeine total berühmte Prügelschnepfe und johlt: „Herzlich Willkommen ün Böllüüüüün!“. Na denn man to, wie wir Ostwestfalen sagen.

Arminia ist erstmal feldüberlegen, die viertklassige Vicky zieht sich erstmal zurück. Gästeblock macht gut Stimmung, wobei es etwas nachteilhaft ist, dass die Kurve sich doch sehr streckt und so die Stimmung an den Rändern etwas verhungert. Torjubeln geht aber immer noch laut. Schonatoo Clauss zirkelt eine Ecke rein, Vogi macht die Kopfballramme, nach 15 Minuten steht es 1:0 für die Blauen. YEEES!

Vorweg genommenes Fazit: Gute Pferde springen nicht höher, als sie müssen. Das schwarzweißblaue Pferd ist über das erste Hindernis drüber, wird von einer tapferen, aber nicht wirklich gefährlichen Vicky kaum gefordert und hat dann erstmal so gar keine Lust, irgendwie zu springen. Was für ein Pferd (wahrscheinlich) extrem professionell ist, ist für mitgereiste Fans eher doof. Also erfindet Gästeblock ein neues Spiel. Es heißt: Phantom-Aufregen. „*brüll* Was provozieren die friedliche Fans?“ Intensives Umschauen, was gemeint sein könnte. Entdeckung: Nix. „Halt doch mal die Fresse!“ Intensives Umschauen, wer gemeint sein könnte. Entdeckung: Nix.

Marcel Hartel hat zwei größere Chancen für den DSC. Nachher im Mauersegler habe ich einen Union-Fan kennengelernt, der mir erklärt hat, dass sich Hartel bei den Eisernen wohl eher nicht durchgesetzt hätte. Aha. Nun, Potential ist erkennbar bei ihm. Er hat viele Dribblings versucht, viele Pässe, ist viel gelaufen, wollte aber oft zuviel und mit dem Kopf durch die Wand. Marcel Hartel ist quasi ein Keanu Staude mit Realschule.

Das schwarzweißblaue Pferd trabt den Platz runter, wo Vicky weiter kämpft und sich auch ein paar Chancen erarbeitet. Sehr zum Ärger von Gästeblock: „Ey, der Typ kriegt 50 Euro Prämie fürs Synchronschwimmen und läuft den Clauss locker ab…“. In der 30. Minute spontanes Schweigen im Gästeblock. „*hochschreck* Wa..wa…was ist los? Ham die andern getroffen?“ – „Nein. Wir schweigen und genießen das Spiel, Du Larry!“. Zynismus war, ist und bleibt was Feines, denn es gibt nix zu genießen. Gästeblock fasst das zusammen: „500 Euro fürs Wochenende und es passiert nix“. Wir sind Fans, keine Kunden. Zynismus war, ist und bleibt was Feines.

Halbzeit. Vor dem Wurststand eine Schlange in zwei Reihen. Die eingesetzte Propan-Paula ist so groß wie meine Schreibtischschublade und entsprechend produktiv, obwohl sich der Herr dahinter wirklich alle Mühe gibt. Die Wurstversorgung ist so, wie Vicky spielt: Was vorhanden ist, wird mit viel Einsatz reingeworfen, beim Rest muss der liebe Gott helfen, macht er aber nicht. Zu trinken gibt es alkoholfreies Bier, worüber sich alle anwesenden Ostwestfalen aufregen. Um die 70. Minute rum ist das Alkfreie alle, worüber sich die anwesenden Ostwestfalen fast noch mehr aufregen. Sich beschweren, dass etwas weg ist, worüber man sich beschwert hat – Sowas kriegen echt NUR WIR hin!

Wiederanstoß. Der Stadionsprecher erklärt: „Das ist der Beginn der 2.HZ“. Danke fürs Bescheid sagen. Geben wir es auf, eine Wurst zu kriegen. Auf dem Spielfeld keilen die Pferde aus. Dazugehörige Stellungnahme von Gästeblock: „Das Spiel wird Hertha!“. Nun kann man meinen, sich verhört zu haben. Auf ostwestfälisch klingt „härter“ ja wie „Hertha“. Aber man hört es. Man hört es, wie „Hertha“ gesagt und der Flachschuss abgefeuert wird.

Dicke Chance für Nilsson! Also vermutlich, es passiert gegenüber, und gegenüber ist in einem kurvigen Stadion ganz schön weit weg. Nilsson war übrigens solide und ordentlich, eine Perspektive für die arg gescholtene Defensive. Was dies Thema betrifft, arbeitet sich Gästeblock übrigens am schon standardisierten Halb-Phantom-Ärger ab. Florian Hartherz. Ihr wisst schon. Sonst beschäftigt sich Gästeblock mit dem Hervorbringen unzufriedener Geräusche. „Waaaarggghhh!“. Oder nebenan spielt Darkthrone als Vorband für die Hacker. Weiß man nicht. Wir müssen noch 20 Minuten Fußball gucken. Oder sowas Ähnliches.

In diesen 20 Minuten führt sich das schwarzweißblaue Pferd auf wie bei unbeliebter Cavaletti-Arbeit. So heißt das doch, wenn die Zossen alles andere als freiwillig und mit kapriziös-bockigem Mähneschütteln über die flachen Stangen staksen müssen, oder? Jedenfalls spielt Arminia so. Mehrere Konterchancen werden verstakst, der Rest ist kapriziös-bockig, so dass Vicky zu einer formidablen Schlussoffensive ansetzen kann. Was Gästeblock erwartungsgemäß nicht sonderlich goutiert: „Kann doch alles nicht wahr sein“, „Keine Verlängerung für diese Gammelscheiße“, oder der ostwestfälische Klassiker „MannMannMannMannMannDoooo“. Fassen wir lieber Pläne für den Rest des Tages. „Trinken?“ – „Klar, bin doch nicht zum Spaß hier!“. Bitte Schluss jetzt. Danke.

Viktoria schreibt auf Facebook von einem starken Spiel. Das stimmt für die gegebenen Verhältnisse, ich wünsche dem sympathischen Club alles Gute.

Arminia schreibt auf Facebook: „Sicherlich kein Fußballfest, aber die Aufgabe souverän gelöst“.Nehmt dann noch das „souverän“ raus, und wir sind uns einig.

Alles in allem: Kein Fußballfest, aber ein Arminia-Fest. Mann, watn geilen Tach, ey!

VAR (Visuell aufmerksamer Rundumbeobachter):

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