Schneller als der Ticker – Arminia gegen SV Budberg 5:3

Arminia gegen SV Budberg 5:3 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Es gibt Zitate, die hört Otto Normalarmine oft und fordert sie noch öfter. „Reaktion zeigen“ ist eins davon. Markus Wuckel, Trainer/in (Zitat Aufstellungszettel) „nach wie vor“ (Zitat Abteilungsleiter Jöstingmeyer bei der Verlesung dieses Zettels) der ersten Damenmannschaft des DSC Arminia Bielefeld, wollte bei Arminia gegen SV Budberg eine Reaktion sehen, nachdem letzte Woche im 18. Saisonspiel das erste Mal nicht gewonnen wurde (2:2 bei SpoHo Köln, zur Info). Na dann haut mal rein, Mädels! Die Hymne dudelt, ab geht’s!

Arminia gegen SV Budberg

Das Spiel beginnt mit einer Eckenparty – vier Corner Kicks in Serie für den DSC und die ersten Halbchancen. Als Sophia Tiemann die erste dicke Chance freistehend vergibt, jault es „Mann, Du hast alle Zeit der Welt“ aus der Spektantenschar. Ist das der typische Arminenreflex, wenn es vorher „Reaktion zeigen“ hieß?

Gegnerin ist heute der SV Budberg vom Niederrhein, der sich mit ordentlichen Leistungen bis auf den dritten Tabellenplatz vorgearbeitet hat. Die beiden Budberger Zugucker haben ihre Plätze an der Schillerstraße gefunden („Wie man’s macht isses falsch.“, „Am Sechzehner ist immer gut.“). Die beiden geben die Marschroute der Gäste vor: „Mach zu, Mie!“ – „Ganz langsam die Bälle holen, Kim [Torhüterin, Anm. d. Rundumb.]“ – „Schon zehn Minuten überstanden“. Wo ist der Sintflutregen vom letzten Mal, wenn man ihn braucht?

Ach ja, heute kein Regen, ganz im Gegenteil. „Und draußen ist Frühling“, heißt es in einer schwarzweißblauen Gewalttat an den Comedian Harmonists. Das mit dem Überstehen kriegen die tief stehenden Mädels aus Budberg ganz gut hin – bis Sophia Tiemann auf links freigespielt wird und humorlos ins lange Eck vollstreckt. Und wenn es schon nicht regnet, brechen nun bei den Blauinnen die Dämme. Malin Wilckens bodycheckt sich durch den Fünf-Meter-Raum und schiebt zum 2:0 ein. Dat is bei den Blauinnen manchmal so: Sie schießen schneller Tore, als der Live-Ticker mitkommt. 100-Tore-Sturm mit 40-Tore-Sarah. Jetzt 41. Per Kopf. Und ich hab nur vier Finger zum Ticker-Tippen.

Über Nacht einmal Mainz und zurück kann schon schlauchen. Es sei denn, man ist Bella (Wuckel: „Anna“) Jäger. Die hat ihren Sieg im Fernseh-Torwandschießen gegen Felix Neureuther gut überstanden und ist ein Aktivposten im schwarzweißblauen Spiel. Wir Arminen haben das natürlich alle geguckt. Für alle Nicht-Arminen, die sich hierher verirrt haben: Die nette Dame, die am Samstag einen unten und zwei oben im ZDF-Sportstudio versenkt hat und einmal „Dankeschön“ sagen konnte, heißt Annabel Jäger.

Sie selbst sagt „Bella“, ihr Trainer sagt „Anna“. Sie spielt für Arminia Bielefeld und ist damit auf Zweitliga-Kurs. Hier habt Ihr Nicht-Arminen alle Infos, die Euch gestern Abend vorenthalten wurden. War schon verwirrend. Noch verwirrender ist, dass Lisa Lösch sie auch „Anna“ nennt. Ob Bellas Schuss zum 4:0, bei der die Torhüterin gehörig daneben greift, wohl auch zur Torwand reicht und sie die fehlenden Infos nachreichen kann? Ach, egal, ich freue mich für Bella (Wuckel und Lisa Lösch: „Anna“). Für Tor und Torwand. 4:0 zur Pause.

Halbzeit. Eis? Wo? Habenwill. „Glaub ich nicht, dass es heute Eis gibt.“WillaberEis. EisEisEisEISEISEISEIS! Wurst war nämlich schon vor der Halbzeit ausverkauft, was für ihre Qualität spricht. WillalsoEis. Und muss einen Kaffee nehmen. Böööööh!

Wie schon mehrfach betont, ist Meckern bei den Blauinnen Meckern auf einem Niveau, für das die Regionalliga einfach zu klein ist. Zögerlich ruft eine Budberger Spielerin nach dem Wiederanpfiff „…weiterspielen?“. Ja. Budberg macht das gut. Sie stehen hinten dicht und machen es den Blauinnen, die jetzt mehr über die Flügel kommen, so schwer, wie es geht.

Die Sache mit der Regionalliga ist schlicht und einfach die, dass gegen die Blauinnen das, was geht, nicht mal ansatzweise reicht. Die Spielrichtung ist eindeutig, in Neele Winklers Strafraum wachsen Kunstgänseblümchen auf Kunstrasen. Budbergs Torhüterin kratzt einen Kopfball aus dem Eck. „Wenn der nicht reingeht, war’s Hand“, scherzt es unter den Zuschauern. Irgendwie…stimmt das…

Die Blauinnen zeigen ein paar nette Spielzüge, wobei nicht alles klappt. „Den kriegt sie nicht, dafür braucht sie einen Ferrari“, ruft Wuckel. Während sich der Rundumbeobachter noch vorstellt, wie lustig das aussehen würde, zielt Celine Preuß knapp vorbei. Celine Preuß, nicht unbedingt als Schwergewicht berühmt, geht dahin, wo es weh tut. Zum Beispiel im Zweikampf an der gegnerischen Eckfahne unter eine gegnerische Spielerin. „Steh auf“, motzt diese, „Du bist zu schwer“, kontert Preuß. Ein furchtbarer Moment für einen Satiriker, da er sich wirklich ALLES an passender Häme verkneifen muss.

Lisa Lösch feuert aus der Distanz an die Latte. Sophia Tiemann nicht, die nimmt Maß und jagt die Kirsche aus 18 Metern in den rechten Aluminium-Giebel. Derweil haben es die Zuschauer mit dem Linienrichter, der bei einigen Abseits-Entscheidungen etwas zu hektisch wedelte. „Abseits ist, wenn die Fahne oben ist. Oder ein Elektroschock“. Bella (Wuckel und Lisa Lösch: „Anna“) Jäger hat wie an der Torwand schon unten rechts getroffen. Fehlt noch zweimal oben links. Das erste Mal holt sie jetzt nach – 6:0.

Und die restliche Spielzeit scheint die Sonne, obwohl, wie sich das gehört, noch das „Tor für den Präsidenten“ gefordert wird. Da dieser sich das verbittet, fallen keine Tore mehr. Trotzdem verdiente Gratulationscour für die Blauinnen. Immer wieder schön bei und mit Euch!

Das Bielefelder Glückshormon ist und bleibt am Ball.

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