Wehen Wiesbaden gegen Arminia 2:5 – Fünf gegen Rüdi (Rundumbeobachter goes Hessen I)

Wehen Wiesbaden gegen Arminia 2:5 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Geile Auswärtsfahrt, die nächste! Wehen Wiesbaden gegen Arminia! Nach der jetzt schon legendären Bootstour der Arminiafans Berlin waren diesmal die Rhein-Main-Arminen am Zug und organisierten eine sensationelle Stadtrundfahrt mit abschließendem Beisammensein in der wunderbaren Partymeile neben dem Bahndamm! Hier und vielerorts wird es noch jede Menge Fotos und Stimmungseindrücke geben.Danke an Olaf K., Jürgen L. und all die anderen für dieses phantastomatische Wochenende (geht ja noch weiter!).

Wehen Wiesbaden gegen Arminia

Wiesbaden ist eine schöne Stadt, die Leute, die man auf besagter Partymeile trifft, sind sehr nett und im Hotel sind sie noch netter. „Wenn Sie ein Fußballevent besuchen, brauchen Sie die Kurtaxe nicht zahlen“, sagt der Portier. Bei „Fußballevent“ verzieht er das Gesicht – und beim Eintreffen am Dreiviertelstadion wird klar, warum. Gestern noch habe ich mich über „Vereine hinter der Straßenlaterne“ lustig gemacht. Heute stellt sich heraus: Das stimmt. Wiesbaden hat Null Bezug zum Club, der in der Stadt gegen den Ball tritt. Der „Dorfverein“ vom Taunusstein hat durch dem Umzug in die Landeshauptstadt noch weniger Gesicht als der plattgesessene Podex eines Lastwagenfahrers, so dass man noch nicht mal mehr „eigentlich ganz süß“ sagen kann. Hier der Heimmob:

Nicht nett, ich weiß, aber irgendwie kapiere ich Sinn und Zweck dieses „Fußballevents“ nicht. Und die allermeisten Wiesbadener auch nicht. Vielleicht können sie ja Fußball spielen. Die ersten Minuten machen sie die Sache besser als Arminia. Während die Blauen eine scharfe Hereingabe verdaddeln, machen die Wehener genau dasselbe, nur kurz und bündig und gehen in Führung.

Aber bei Arminia läuft es zur Zeit, und so sind sowohl der prall gefüllte Gästeblock als auch die in gelb spielenden Blauen vom Rückstand mal so gar nicht beeindruckt. Der Support röhrt ununterbrochen – gut vom Zaun aus organisiert und vom Block gut aufgegriffen – und umgekehrt. „Warum seid Ihr H*ren so leise?“, brüllen ein paar. Weil niemand zum laut sein da ist.

Und Arminia ist ebenfalls organisiert. Sie spielen ihr Spiel in dem Bewusstsein, dass sie ihre Tore machen (Das muss man sich echt mal auf der Zunge zergehen lassen wie einen Lollie vom Pavillon!). Kurz darauf wird das Bewusstsein zum ersten Mal Realität. Nach einer Ecke schießt Soukou von halblinks, der Torwart macht die Bahnschranke der Bimmelbahn im Taunus…und Gästeblock fällt über sich her. Den Einschlag sieht man übrigens nicht, das Tor ist zu nah am Zaun.

Kurz drauf hat Fabi die erste Chance zur Führung „Bie-le-feld!“- Gästeblock donnert. Und feiert Florian Hartherz. Doch, echt wahr! Ein paar feiern jede Aktion unseres Defensiv-Ballsport-Akrobaten. Tja, Arminia scheint im Moment mit der Sonne um die Wette. Da geht sowas auch mal.

Der SchiRi ist inzwischen damit beschäftigt, die Abseitsregel kreativ auszulegen. Gästeblock hat nur begrenzt Verständnis. „Geh auffe andere Seite, Du Wixxer!“. Eine sinnlose Aufforderung – nach dem Seitenwechsel macht Pfeifenmann genauso weiter. Und während der Rundumbeobachter sich noch fragt, ob Videobeweise und kalibrierte Abseitslinien hier überhaupt technisch möglich sind, hält Fabi den Schlappen hin, schiebt die Bimmelbahnschranke gleich mit ins Tor und der glückselige Rundumbeobachter liegt in den Armen der Umstehenden. Jahaaa, wenn ich schon keine Kurtaxe zahlen soll, dann will ich wenigstens Tore sehen!

„Noch ein Tor, und wir sind Spitzenreiter“, verkündet Gästeblock. „Was für ein Zweikampfverhalten“, erklärt die Fraktion der Hartherz-Freunde begeistert, als dieser von Aigner kassiert wird und Pieper zur Ecke klären muss. Die landet bei Tego, der packt seinen gefürchteten Scorer-Abschlag aus, der Ball kommt wieder runter, zwei Wehener gehen hin, es macht BOING (deswegen also die Schilder in Stadionnähe: „Wiesbaden bremst in Südost“), Edu ist durch und gør den iskold. Wir sind übrigens nicht Spitzenreiter, Stuttgart fürth gegen Führt. Aber das Gefühl sollte man auf Flaschen ziehen.

Halbzeit. Wir kennen Sebi Wiese, der einst ein Modellsegelflugzeug-Weitwerfen präsentieren musste. Wir haben weiland in Mönchengladbach erlebt, wie Mathias Opdenhövel ein ödes Halbzeitspiel wie ein Kirmesschreier begleitete. Und heute hören wir beim Halbzeit-Torwandschießen die aufmunternden Worte „Die Kurve steht hinter Dir!“. Beim Job als Stadion-Conferencier ist die Frage „Was tue ich hier eigentlich?“ keine Option.

Zu Beginn der zweiten Hälfte stellt Gästeblock ebenso pointiert wie sachlich richtig fest: „Heute ist das erste Mal, dass wir mit Rehm an der Seitenlinie gewinnen“. Rehmspinat-Rüdi hat vor dem Spiel verkündet: „Wir haben uns fest vorgenommen, eine Heimmentalität an den Tag zu legen.“ Läuft mal wieder bei ihm. Die Heimspielmentalität äußert sich sinnbildlich, als sich in der rotschwarzen Hintermannschaft wirklich niemand für Vogi interessiert, der das 1:4 in die Maschen köpft.

Gästeblock feiert. „Wenn wir wiederwiederkomm‘ in die Bundesliga Eins“ schallt es gerade, als Wehen, oder Wiesbaden, oder was auch immer, auf 2:4 verkürzt. Komm‘ wir jetzt doch nicht wieder? Muss jetzt irgendwo ein sky-Reporter wieder so tun, als würde es nochmal spannend werden?

Neeeeee, der Fabi ist ja auch noch da. 12-Zylinder-Klos gegen Tretroller-Abwehr, das geht 5:2 aus. Und der Kampfschiff-Kapitän holt dann auch noch einen Elfer raus. Wehens Abwehrsünder bezahlt das mit Verdacht auf Gehirnerschütterung – selber schuld, wenn man es mit einem Zahnstocher gegen eine heranrasende Mondrakete versucht. Auf der Trage des ASB sieht er die rote Karte.

Und dann passiert es doch. Nach Äonen verschießt Arminia (Vogi) mal wieder einen Elfer. Egal, Gästeblock feiert eh seit dem 1:4. Außer einem obligatorischen Ostwestfalen-Schimpf irgendwo hinten rechts: „Jetzt bringt er den Staude…ist doch Scheiße, sowas.“ Ende, aus!

Eine Woche nach Hannover die nächste große schwarzweißblaue Auswärtsparty. Auch eine tolle Stimmung beim und mit dem Auswärtsmob. Das aktuelle Arminia-Gefühl sollte man auf Flaschen ziehen und für schlechte Zeiten aufbewahren. Und hoffen, dass es bis dahin noch gaaaanz lange dauert! Und die Hessentour fortsetzen…

VAR (Visuell aufmerksamer Rundumbeobachter):

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