Arminia gegen Fortuna Düsseldorf 2:2 – Scherning-Phasen, Koschinat-Gefühl

Arminia gegen Fortuna Düsseldorf 2:2 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Ostern ist schön, Ostern sind Ferien, Ostern ist gutes Wetter, Ostern kann man viele nette Leute treffen…

Arminia gegen Fortuna Düsseldorf

…sich am Pavi festquatschen und vergessen, dass man bei Arminia gegen Fortuna Düsseldorf rechtzeitig auf Block 3 sein muss. Das heißt heute für den Rundumbeobachter, dass er zunächst aus dem Eingang von Block 3 rundumbeobachtet.

Arminia gegen Fortuna Düsseldorf

Soll keine Beschwerde sein, ich kriege alles mit. Zum Beispiel einen stimmungsvollen Beginn. Da verbindet jemand die Mannschaftsaufstellung mit Ausdruckstanz. „Mit der Nummer 19 Manueeel…“ – (Pirouette, Arme nach oben) „Priiieeetl“. Man will sich nicht vorstellen, was diese Person dann erst bei der Hymne veranstaltet. Lass die Hose an, bitte.

Zu den ersten Spielminuten zeigt der Düsseldorfer Anhang eine Choreo. Die Südtribüne lässt ein donnerndes „Oléééé, Deutscher Sportclub“ hören. Auch auf dem Platz geht es leidenschaftlich los. Tempo in beide Richtungen, Fortuna hat die ersten dicken Chancen des Spiels, Fraisl die ersten dicken Paraden des Spiels. Auf unserer Seite ist offenbar Serra in der Startelf. Jedenfalls gurrt ein Mädel, das mit Cola und Mantaplatte beladen auf Block 3 zurückkehrt: „Oooooh, Serra, hihihihi…“. Serra, der Beau.

Einwurf von links, der Ball fliegt hinter den Köpfen auf Block 3 her…und die JUUUUUBELN! Der Eingang auch, yeeeeaaah! Nee, ich habe Fabis Bude nicht verpasst, ich habe sie nur nicht gesehen. Das ist ein Unterschied, jawoll! Gefreut habe ich mich genauso dolle! Trotzdem ziehe ich mal auf Block 1 um.

Und während ich Treppen steige, habe ich wohl tatsächlich was verpasst. „Ey, der Serra…der muss nur einen Schritt nach vorne gehen, schafft der nicht, ey…im Sommer müssen wir Stürmer holen!“. Was lernen wir daraus? Manchmal ist es nicht soooo schlimm, wenn man eine Spielszene verpasst. Serra, der ungelenke Beau.

Fortuna macht ordentlich Alarm. Arminia entlastet gelegentlich über Oczipka und Klünter, die auf ihren Seiten die Außenlinien rauf und runter hecheln. Klünter- sieht etwas grobschlächtig aus, ist aber schnell und ballsicher. Klünter ist wie wie Hartherz, nur in rechts außen. Und in gut. Leider bringen die Vorstöße wenig, denn, Zitat Block 1: „Helfen!“, „Geh mit!“, „Maeineranbietendaaaa!“. Was soll’s. Hauptsache Führung zur Pause.

Arminia gegen Fortuna Düsseldorf

Halbzeit. Während das Spiel läuft, ist an den Sauf-Fress-Buden dasselbe los wie in der Pause („Was möchten Sie bestellen?“ – „Nix, ich stehe hier nur ungünstig.“. „Funktionierst Du, Bezahlgerät?“ – „Neeeeeee.“), nur mit weniger Leuten. Habe ich bei meinem Standortwechseln für Euch herausgefunden. Gern geschehen.

„Wenn ich hier den Ball holen soll, müsst Ihr mich erst umoperieren“ (man merkt, der Rundumbeobachter ist in der Pause auf Block 3 umgezogen). Koschinat hat in der Pause die Defensive umoperiert- Verteidiger Jäkel raus, den offensiveren Rzatkowski rein. Das ist…mutig. Und riskant. Und geht schief. Die neue Verteidigung ist noch in der Findungsphase, als Fortuna locker mitten durch spielt und den Ausgleich erzielt. „Näääää, wat billich.“, kommentiert Block 3 wie immer ostwestfälisch knapp und präzise.

Wir sind Ostwestfalen. Stur. Hartnäckig. Kämpferisch. Blablabla. Aber wir erkennen Aufwärtstrends beim Sportclub unserer Region durchaus an. Sogar Block 3 tut das und verkündet:

„Ich mach‘ ein freundliches Gesicht und da bleibe ich bei“. Das ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass diese Verkündung nach dem 1:2 geschieht. Das auch in die Kategorie „Näääää, wat billich.“ gehört. Serra kriegt den Ball vorne nicht. Fortuna kann sich den Ball schnappen, nach vorne durchlaufen und in aller Ruhe einnetzen.

Die ersten zwei Drittel des zweiten Durchgangs spielt Arminia engagiert und mit Einsatz, allerdings etwas einfallslos nach vorne. Dazu zwei billiche Kisten gefangen. Leichter Rückfall in (bessere, aber erfolglose) Scherning-Phasen. „War nix, keine Sorge“, erklärt Block 3 den Bierbudenrückkehrern, wohlgemerkt bei Ballbesitz Arminia.

Loben wir trotzdem mal Andrade und vor allem Ramos, die hinten alles wegfighten, was nach Ball und/oder Düsseldorf aussieht. Vorne kriegt Serra den Ball schon wieder nicht. „Auswechselnabersofort!“, brüllt Block 3. Serra, der ungelenke Beau, auswechselnabersofort. Passiert dann auch. Für Serra kommt Lasme, was Block 3 dann auch wieder nicht recht ist.

Da Arminia nach vorne gerade nur wenig hinkriegt und Fortuna gerade an Ramos und Andrade zerschellt- reden wir über den Schiedsrichter. Der pfeift in Hälfte Eins jeden Zweikampf ab. Sofern er in der Düsseldorfer Angriffshälfte passiert und ein Düsseldorfer betroffen ist. In Halbzeit Zwei pfeift er jeden Zweikampf ab, egal, wer betroffen ist. In der DSC-Angriffshälfte. Unabhängig davon, ob das Phänomen „Foul“ vorliegt oder nicht (aber wer weiß das heutzutage schon genau, nicht wahr, Elfmeter?). Offenbar hat das Unparteiischen-Gespann ein Problem mit Hälften. Sei es die zeitliche Spielhälfte oder die südliche Spielfeldhälfte. Tja, wer nur Hälften sieht, sieht das Ganze nicht. Und pfeift auch so.

Die Einwechslung von Lasme bringt wieder Schwung in die schwarzweißblauen Angriffsbemühungen. Und in die Stimmung auf der Alm. Arminia kämpft sich rein, die Ränge kämpfen sich rein. Jeder gewonnene Zweikampf – und davon werden es von Minute zu Minute mehr – wird gefeiert. Block 1 stimmt an, Block J stimmt an, es ist laut, Doppelbeschallung. Uuuuuuuund…JAAAAAAAAAAAAAAA! Lasme nimmt einen zu kurz geklärten Ball auf und schießt ihn dahin, wo Platz ist. Coooooooooole Hütte! Block 3 liegt sich in den Armen.

Auf der Alm geht’s rund. Arminia hat Schwung, Fortuna gefällt der Spielstand so nicht. Die Schlussphase geht hin und her, begleitet vom Zuschauer-Gebrüll. Fünf Minuten Nachspielzeit. Interpretation Block 3: „Die halbe Stunde überstehen wir auch noch!“. Tun wir auch. 2:2!

Als Düsseldorfer ärgert man sich vielleicht über zwei liegengelassene Punkte. Aber man ist ja Armine. Und als solcher stelle ich fest: Vor sechs Wochen wäre das sang- und klanglos verloren worden. So ist wieder Zug drin. Arminia gibt sich nicht mehr auf, Arminia kämpft, Arminia spielt Fußball. Das Publikum fühlt das und geht mit. Und die halbe Stunde Scherning-Phase? Überstehen wir auch noch!

Applaus gibt es für den Hasen. Fröhliches Eiersuchen gewünscht, liebe Lesende. Oder auf ostwestfälisch: Fr’Ostern!

Fotos zum Spiel

In der „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ geht es auch ums Überstehen. Ziemlich oft, wie man sich denken kann. Aber irgendwann werden die Geschichten zu Lagerfeuergeschichten. Das Buch gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon?

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