Arminia gegen Fortuna Köln 1:2 – Punched

Arminia gegen Fortuna Köln 1:2 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Ein leicht stolpriger Sieg gegen Recklinghausen, eine herbe Packung bei Leverkusen II, ein DFB-Pokalspiel für die Galerie, ein nettes Spiel mit souveränem Spiel bei SpoHo Köln. Gibt es schon eine erste Tendenz, wo die Reise der Blauinnen hingeht?

Arminia gegen Fortuna Köln

Wir wissen alle, wie wenig sinnvoll solche Fragestellungen sind. Und somit verbietet sich eigentlich auch die Frage, ob Arminia gegen Fortuna Köln da schon ein Fingerzeig ist. Am besten ist es ja sowieso, sich einfach nur an der Tatsache zu freuen, dass die Mädels spielen. So wie es ein Kiddo am Spielfeldrand zu Beginn des Matches vorbildlich demonstriert: „Juhuu, Arminia hat Anstoß!“

Arminia gegen Fortuna Köln

Warum die fußballerische Auseinandersetzung mit den Damen aus der Kölner Südstadt überhaupt ein Fingerzeig sein soll? Nun, Fortuna hat aus den ersten vier Spielen der Saison neun Punkte geholt und dabei 13 Tore erzielt. Man könnte also sagen, dass sich die Blauinnen heute mit einem Spitzenteam messen. Zumindest ist Fortuna Köln ein anderes Kampfgewicht als SpoHo Köln letzte Woche.

Bei beiden Teams kullert die Kirsche ganz ansehnlich. Fortuna versucht es mit dem langen Eisen. Ertrag in den ersten Minuten: Jede Menge Abseitsstellungen. Die Blauinnen versuchen, sich nach vorne durch zu kombinieren. Ertrag in den ersten Minuten: Ein paar Ecken. Der Einsatz stimmt bei Arminia, wie eigentlich immer. Nimmt man etwa die Laufstrecke, die Lena Meynert bis Minute 30 zurücklegt, kommt die gute Lena etwa bis Hövelhof.

Wenn langes Eisen auf Kombination trifft, ist es in der Regel so, dass die beiden Systeme sich auf ein für den Betrachter wenig unterhaltsames Niveau neutralisieren. Dieses Spiel ist, obwohl mit Einsatz, Intensität und Tempo geführt, keine Ausnahme. Ein exemplarischer Kommentar vom Spielfeldrand zum Geschehen auf dem Platz „Ja!…JA!…nein…“.

Das wird so ein Lucky Punch entscheidet-Spiel. Oder so ein Fehler entscheidet-Spiel. Den ersten Fehler in der Defensive können die Blauinnen gemeinschaftlich ausbügeln. Samantha Hermann hat dann die erste Chance zum Punch, scheitert aber aus aus der Drehung an der Kölner Torfrau. Lena Meynert ist streckentechnisch kurz vor Paderborn, auch der Rest der Blauinnen haut sich rein. „Schubs‘ Dich durch“, wird über den Platz gerufen. Der Spielfeldrand sieht da was anderes, nämlich schubsende Kölnerinnen. „Dahinten pfeift er, bei uns nie!“, wird über den SchiRi gemeckert. Zu einem Zeitpunkt, als die Blauinnen bereits drei Freistöße rund um den Strafraum hatten, Fortuna noch keinen einzigen.

Lucky Punch? Je mehr es in Richtung Halbzeitpause geht, desto weniger ist Arminia gewillt, sich auf das Glück zu verlassen und nimmt das Spiel mehr und mehr in die Hand. Und da ist auch fast der richtige Punch: Emmy Klingen schießt, die Torfrau fischt die Pille aus dem Winkel. Aaaargh! Und mit dem Halbzeitpfiff ein (more lucky) Punchversuch: Ein Distanzschuss senkt sich an die Latte…AAAAAARGH! 45 Minuten durch, Spiel torlos.

Halbzeit. Guckt mal. Bild. Grit wird nass.

Die zweite Hälfte beginnt mit einer bisherigen Seltenheit: Torschüssen. Mit Lisa-Beteiligung. Tor-Lisa hat kein Problem, einen Fortuna-Schuss zu parieren. Lösch-Lisa zielt aus der Distanz knapp daneben.

Lucky-Punch-Spiel…hoffentlich passiert der bei unseren Mädels. Aber nicht jede Hoffnung wird erfüllt. Sieben Minuten sind in Hälfte Zwei durch, als eine Fortunin sieht, dass Tor-Lisa zu weit vor dem Tor steht und es einfach mal mit dem Heber aus der Ferne versucht… erfolgreich. 0:1.

Oh je, oh je, oh je… nun ist es doch auf der anderen Seite passiert. War es das? Nein! Keine fünf Minuten später bringt Lisa Lösch eine Ecke rein, Jacky Manteas schiebt die Murmel humorlos per Dropkick in die Maschen. Jubel, Ausgleich! Verdient!

Und jetzt ist es (erstmal, siehe unten) kein Lucky-Punch-Spiel mehr. Beide Teams gehen mit Druck nach vorne und allmählich schält sich eine gewisse schwarzweißblaue Überlegenheit heraus. Dann hat Emmy Klingen die Chance auf den entscheidenden K.O.-Schlag, schießt aber aus kürzester Distanz an der Kiste vorbei…

…was, das gesamte Spiel betrachtet, eine gewisse Symbolik hat. Durch heraus gespielte oder gekämpfte Tore wird das hier nicht entschieden. Stimmung ist übrigens gut auf der Postheide, auch durch die Anwesenheit ein paar wirklich netter und lustiger Postheidebummler aus Zollstock und Umgebung. „Ein Tor für Frau Venlo“, fordern diese singend. „Venlo, wie in Holland?“- „Nein, Venloh, mit h“.

Na hoffentlich werden nicht auch noch Tore für Frau Enschedeh, Zwolleh oder Groningenh gefordert. So viel Lucky Punches sind hier nun wirklich nicht drin. Frau Venloh (Amsterdamh? Den Haagh?) geht allerdings nicht leer aus…leider. Denn nach einem Ballverlust der Blauinnen im Mittelfeld setzt sich Fortuna durch und spielt den Konter zu Ende. Punch! 1:2. Den „Ballverlust“ könnte man übrigens auch als Foul gesehen haben. An Jupi. Aber Foul an Jupi statt von Jupi hat der SchiRi wohl nicht glauben können.

Lucky Punch, als es schon wieder ein Lucky-Punch-Spiel ist. Die Blauinnen versuchen, sich wieder reinzukämpfen. „Kommt Mädels, irgendwie noch einen“, brüllt es vom Spielfeldrand. Aber „irgendwie“ ist schwer zu konkretisieren. Dass merkt man auch auf dem Platz, auf dem Arminia anrennt, aber immer ratloser und auch immer verzweifelter wirkt. Und man merkt es daran, dass Bella (Wuckel: „Anna“) Jäger die bereite eingewechselte Phine Ebert wieder rausnimmt. Es wird alles versucht. Es nützt alle nix. Die Lucky Punches der Kölnerinnen entscheiden das Spiel.

Gibt es schon eine erste Tendenz, wo die Reise der Blauinnen hingeht? Im Vergleich mit der aktuellen Tabellenspitze ist Arminia das aktivere Team, verliert aber dadurch, dass man die die Lucky Punches kassiert. Das ist vielleicht nicht spitzenteammäßig, aber wie schon zu Beginn erläutert, sind Fingerzeige nach vier Saisonspielen sinnlos. Vor allem bei den Blauinnen, die uns immer wieder überraschen und erfreuen können. Und werden.

Mehr Fotos

Für zeitloses Lesevergnügen ist die „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ empfohlen. Da stehen viele Lagerfeuergeschichten drin, auch über die Blauinnen. Und Thomas Gerstner. Die Fibel gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?

Teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Reddit
Telegram
WhatsApp
Email

Auch cool:

Cookie Consent mit Real Cookie Banner