Vergrößerungen- Arminia gegen FSV Gütersloh 1:0

Arminia gegen FSV Gütersloh 1:0 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Fußball ist gemein. Arminia gegen FSV Gütersloh heißt zum Beispiel, dass die Blauinnen zum Pokalderby einen höherklassigen Gegner, der in der letzten Spielzeit auf sportlicher Augenhöhe lag. Nur ein Punkt und drei Tore trennten die Blauinnen im Mai vom FSV Gütersloh 2009. Und genau auf diesen anderthalb Punkten lag die rote Linie, die Zweite Bundesliga von Regionalliga trennte und die Klassenzugehörigkeit des FSV vergrößerte. Ist merkwürdig, verspricht aber ein spannendes Match. Nachbarn und Rivalinnen sindse auch noch.

Das Zuschauerinteresse ist entsprechend vergrößert, etwa 400 Gucker. Es gibt sogar eine Warteschlange am Aufgang neben dem MAFA, wo die Nachwuchsmädels Karten und kleine DSC-Gimmicks verticken. Die eine oder andere wird dann noch als Einlaufmädchen rausgewunken – „Wir haben zu wenig“ – oder auch nicht. „Du bist zu groß“.

Arminia gegen FSV Gütersloh

Die Kontrahenten lieferten sich schon manches spektakuläre Spiel. Last-Minute-Treffer, Aufholjagden…alles schon dabei gewesen, ebenso das legendäre 6:2 im Pokal vor zwei Jahren. Danach sieht es heute aber erstmal nicht aus. Gütersloh mit Viererkette, Arminia mit Dreierkette. Sie spielen aneinander vorbei, bis eine Gegnerin dazwischen gerät. Der FSV ist dabei etwas aktiver und hat den ersten Torschuss. „Feuer!“, schallt es martialisch aus der Gützel-Gruppe auf der Westtribüne. Müssen wir jetzt aufstehen, geordnet die Tribüne verlassen und die 112 rufen?

Was für ein herrlicher Tag zum Fußballgucken. Sonnenschein, frische Luft, der eigene Tempel, schön auf die West fläzen und Arminia die Daumen drücken. Wunderbares Feeling, das blasphemische Gedanken beim Rundumbeobachter weckt: Vergrößert wird das nur noch durch gute Musik aufm Ohr!

Schuss von Gütersloh, Tanja „Tommy“ Grünheid wirft sich in die Bahn. Mit den Händen voran. Elfmeter für den FSV. Da die Einstellung „Hand im Strafraum ist Elfmeter und fertig“ nicht mehr hip ist, müssen wir diese Entscheidung natürlich auch diskutieren. Tommy reißt die Hände hoch und schützt ihr Gesicht. Durch diese „natürliche Handbewegung“ (kein Elfer) „vergrößert sie ihre Körperfläche“ (doch Elfer). Bin ich eigentlich der einzige, dem sich die Zehennägel allein schon bei diesen Wortschöpfungen aufrollen? Anyway, Tommy hat gerade glücklich ihre Nase gerettet, kriegt für die Körperflächenvergrößerung (uuuaaargh!) Gelb und versteht die Welt nicht mehr.

Die Gützel-Gruppe ist obenauf. Rhythmisches Klatschen, als die Schützin anläuft. „Buuuh!“, brüllen ein paar Arminen. Die Schützin kann Elfmeter, aber wir haben, wie schon bei anderen Gelegenheiten angemerkt, die Sparrenburg im Tor. Vivi „Sparrenburg“ Brandt fischt den platzierten Schuss sensationell heraus und wird von Mannschaft und Publikum dafür geherzt.

Dat war der Startschuss für die Blauinnen. Vergessen wir Musik hören, jetzt ist Pokalfight! Bella (Wuckel: „Anna“) Jäger macht auf der linken Seite Alarm, überrennt ein paar Mal das Gütersloher Mittelfeld und bringt mehrere gefährliche Flanken in den Sechzehner (den auf dem Spielfeld, die VIP-Bar hat heute zu). Maxi hat dann die Riesenchance, als sie einen zu kurzen Rückpass aufnimmt, an der Torhüterin vorbeigeht…und querlegt. Da war die Torhüterin dann doch schneller am Ball als Sarah Grünheid. Die beiden rasseln mit ziemlicher Wucht zusammen, Freistoß für Gütersloh. Da es im Strafraum passierte, muss die Begründung wohl „Körperflächenverkleinerung durch wuchtigen Zusammenprall“ sein. Wie bei Tom und Jerry.

Apropos kleiner Körper – der wird FSV-Torfrau Rolle in der 41. Minute zum Verhängnis. Lisa Lösch kommt außerhalb des Sechzehners an den Ball, nimmt Maß und jagt die Kirsche über Rolle hinweg ins Netz. Booooah, watn Gammastrahl! 1:0 für die Blauinnen, wichtige Ergebnisvergrößerung kurz vor der Pause.

Halbzeit. Also, mit der unwiderstehlichen Mantaplatte vergrößere ich meine Körperfläche auf jeden Fall. Kriege ich dafür auch gelb?

Jetzt ist endgültig Pokalfight angesagt. Die Gegnerinnen schenken sich nichts in den Zweikämpfen. Mittelfeld gegen Mittelfeld, Mann gegen M…äääh…Frau gegen Frau. Körperflächenvergrößerung zur Körperflächenverkleinerung des Gegenübers. Wuckel fasst die Devise zusammen: „Fass!“. Yeeeah! Pfeif auf „Sitz!“ und „Platz!“. „Fass!“ is the word! Und „Gib Laut!“. Und „Schwalbe!“, das meint zumindest die Gützel-Gruppe, wenn Maxi Birker oder Bella (Wuckel: „Anna“) Jäger mal wieder Körperflächenvergrößerungsbenachteiligte sind.

In der Gützel-Gruppe sitzt übrigens der typische Fußballpapa: „Geh ran! Das hast Du doch geübt…jaaaa, sehr gut!“. Wenn sich jetzt ein Bielefelder Fußballpapa danebensetzt, muss ich meinen Standort verlagern. Direkt hinter die beiden. Und einfach mitschreiben. Ist aber nicht. Möh.

Gütersloh wechselt offensiv, Arminia stellt auf Fünferkette um – Vergrößerung der Defensivstabilität. Der FSV mit Ballbesitzvergrößerung, die Blauinnen mit Konterchancevergrößerung. Spannend! Pokalfiiiight! Blauinnen on fire-Wuckel onfire-Ersatzbank steht-LATTE!-Ersatzbank setzt sich wieder-Konter-Ersatzbank steht-“Du hast die Haare schön!“-Häh?-Ausgewechselte Maxi tigert an der Seitenlin…Könnt Ihr noch folgen? Spannungsvergrößerung!

…und dann ist es geschafft!

Jubelvergrößerung!

Vivi „Sparrenburg“ Brandt: „Ich dreh gleich durch!“.

Pokalvergrößerung. Im Achtelfinale kommt Bundesligaaufsteiger Bayer Leverkusen nach Bielefeld. „Wir haben es mehr gewollt“, sagt Wuckel nachher, „Wer mit so einer Leidenschaft spielt, kommt eine Runde weiter!“.

Das Bielefelder Glückshormon hat sein erstes Derby gewonnen und fühlt sich vergrößert.

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