Arminia gegen Paderborn 2:0 – Wie man Geburtstagsparties feiert

Arminia gegen Paderborn 2:0 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Für eine gute Geburtstagsparty braucht man zunächst den passenden Termin. Freitag Abend bietet sich schon mal an, da die Partygäste dann zwei Tage am Stück ausnüchtern können. Partygäste sind auch gleich der nächste Punkt: Je mehr davon, desto rauschender das Fest. 26.300 klingt nach’ner guten Anzahl. Unverzichtbar sind der Rahmen und die dazugehörigen Accessoires. Mit der richtigen Wahl kommt so etwas Tolles dabei raus:

Fehlt noch das Geburtstagskind. Das ist Arminia Bielefeld, der Sportclub der Ostwestfalen, Ostwestfalens Gloria. Wir sind Arminia, wir sind Ostwestfalen und daher haben wir auch alle Geburtstag. Und natürlich freuen wir uns alle auf die Geschenke, die wir zum Wiegenfest kriegen. Ist doch wahr. Auf was denn sonst? Älter werden?

Arminia gegen Paderborn

Sogar die Nachbarschaft haben wir zur Party eingeladen und die zeigt von Beginn an, dass sie gute Laune und Spaß an der Arbeit hat. Zumindest gehört Paderborn der erste Torabschluss, ein Geschenk für Tego. Der SCP07 ist spielerisch besser, Arminia hält dagegen und zeigt sich in den Zweikämpfen erstaunlich robust. Zu einer zünftigen Party gehört Biergenuss in rauen Mengen. Block 3 schafft es, Bestellungen in der Runde einzusammeln und an Beerman durchzufunken. Komplett nonverbal, nur durch Herumgewinke. Und Beerman weiß sofort, was Phase ist. Falles es irgendwann mal einen Oscar für Hopfen-und-Malz-Dienstleistungen gibt, hat Beerman ihn für die nächsten 20 Jahre sicher.

Auf dem Platz wird es brenzlig. Paderborn steht hoch und stellt geschickt die Anspielstationen zu. Und so fängt Arminia, die heute eigentlich die Geschenke kriegen soll, an, Geschenke zu verteilen. Klos hat im WB erzählt, das sei die neue Spielweise, es sei klar, dass da nicht alles klappt, die Fans sollen sich dran gewöhnen. Okay, diese Geringschätzung der Gegentorgefahr spricht für die Mentalität der Blauen, aber wenn das jetzt Regel wird, wünsche ich mir von Arminia eine Zwei-Liter-Flasche Doppelherz zu meinem Geburtstag. Und der Rest von Block 3, der sich genauso über das Fehlpass-Festival aufregt, auch.

Apropos Aufregen- Mitte der ersten Halbzeit trägt der Winkemann vor der Westtribüne zum Doppelherz-Bedarf bei. Block 3 hat ihn schnell im Verdacht, seinerseits Gastgeschenke in Form von Einwürfen zu verteilen. Oder Abseits zu übersehen. Gemischte Gefühle. Erst Einwurf, dann Abseits, nicht, das sich das Unparteiischen-Gespann noch bis zum Handelfmeter hocharbeitet. Insgesamt aber macht Dr. Felix Brych seinen Job sehr ordentlich. Dr. Brych wäre übrigens ein geiler Name für einen Orthopäden.

Wir sind auf einer Party und da ist selbst Block 3 mal nachgiebig. „Fooooul, Mann, SchiRiiii….“ – „Hab ich nicht gesehen, war nicht nah genug dran.“ Mit einer enormen Zweikampfstärke hat Arminia inzwischen das Spielgeschehen wieder ins Mittelfeld gewuchtet. Da geht es hin und her- Die PaBos versuchen, ihr erfolgreiches Kombinationsspiel aufzuziehen. Die Blauen gehen drauf, werfen sich rein, rennen nieder. Sie haben das Messer zwischen den Zähnen. Und das ist das,was die Partygäste sehen wollen. „Wir sind immer dabei, ob nah oder weit, bis in die Ewigkeit!“ brüllt es von den Betonstufen. Die Nachbarn singen, dass sie Paderborner Jungs sind. „Immer dabei“ hätte denen eh keiner geglaubt (Der musste sein. Tatsächlich war der Support der Paderborner ordentlich).

Und nun halten wir kurz inne mit dem Blödsinn erzählen und auch mit der Party-Allegorie. Eine Gehirnerschütterung und eine Schultergelenksprengung ist dafür zu ernst. Das ganze Stadion ist geschockt, als Cedric Brunner in die Bande kracht, nicht mehr aufsteht und einige angesichts der Traube aus Spielern, Betreuern und Sanitätern rund um unsere Nummer 27 schon eine Reanimation gesehen haben wollen. Das die sofortige Fortsetzung des Spiels etwas ungeschickt ist – Brunner muss deswegen direkt an der Süd vorbei abtransportiert werden – soll auch keine Rolle spielen. Cedi, werde schnell und vor allem komplett wieder gesund.

Tego haut den Ball nach vorne. Kennt Ihr das, wenn kurz vor einem Tor, die Wahrnehmung aussetzt? Wir sehen Klos rennen und gegenüber das Tornetz wackeln- wir brüllen, fallen uns in die Arme, jubeln, klatschen ab, schmeißen Bier und Kugelschreiber durch die Gegend (hat den wer gefunden?). Fabi hat mal wieder genetzt. Quasi aus dem Nichts das erste fette Geburtstagsgeschenk ausgepackt. Unser Sturm-Commander! Ich würde ihn ja mit einer Tanne, einem Panzer oder Charline Hartmann vergleichen, aber das ist so 2014…1:0 zur Pause.

Halbzeit. Die erste Mannschaft der DSC Arminia Bielefeld Frauen- und Mädchenabteilung – kurz: Blauinnen – ist in die Zweite Bundesliga aufgestiegen. Viele von Euch Lesern haben mitgefeiert und virtuell gratuliert, und das ist sehr geil! Ich erwähne es trotzdem nochmal, da es gestern nur indirekt, bei einem Interview mit Präsi Laufer zur Sprache kam. Und der Fanramsch des Tages will ja auch vermeldet werden, ist auch wichtig, ist klar. Na ja, es sind ja auch noch zwei Spiele, bei Männlein und Weiblein. Ich schätze mal, beim letzten Herren-Heimspiel kriegen die Mädels mit Meisterin-Pokal ihre Ehrenrunde auf der Alm, oder?

Kurz nach dem Wiederanpfiff will Paderborn ein Stück vom Geburtstagskuchen. Tego sagt „Nö“ und hält den Fuß dazwischen. Das passiert zu einem Zeitpunkt, als auf den Tribünen noch das typische Halbzeit-Gemurmel zu hören ist. Nicht auf Block 3, der ist sofort wieder auf der Party. „Jetzt das 2:0, und dann ein bisschen zurücklehnen!“, verkündet jemand, als Arminia eine Ecke von links kriegt. Prophetisch. Der Ball fliegt rein, Vogi verlängert, Fabi steht am langen Pfosten und macht WUMM! Und wir machen den Party-Pogo und das Party-Geschrei. Bei der Wahl der Geburtstagsgeschenke beweist Arminia Geschmack.

Zur guten Party gehören Knabbersachen. Und Fabi hat zwei Kisten serviert, an denen Paderborn ordentlich zu knabbern hat. Entgegen der Ankündigung lehnt sich die Süd keinesfalls zurück. Block 1 stimmt einen an, Block J steigt ein. Block J stimmt einen an, Block 1 steigt ein. Der kürzliche Austausch innerhalb der Fanszene trägt hier erste konstruktive Früchte, gut so! Und Block 3 hat zwischendurch noch Zeit, die Party und die Geschenke zu genießen: „Zwei Tore hat der Neuner. Jetzt will Vogi bestimmt auch noch mal nachlegen“.

Erstmal legt der freigiebige Neuner selber nach und will ein elegantes Lupfer-Geschenk bereiten. Wird leider zum Irrläufer. Auch Börner, Weihrauch und eben Vogi wollen spenden. Der Geburtstagstanz der Blauen ist nicht von schlechten Eltern. Wie sagt Block 3 so schön: „Die haben gemerkt, dass Paderborn auch nichts kann.“ Wie sagt Steffen Baumgart nach dem Spiel so schön: „Von meiner Mannschaft bin ich allerdings nicht enttäuscht, da ich gesehen habe, dass sie wollte.“. Wollen und nicht Können – Das spricht bei der eigentlichen Offensivstärke des SCP doch sehr für die Qualitäten der schwarzweißblauen Party-Gastgeber.

Was für’ne Party! Selbst das „Es ist noch nicht vorbei“- Gejaule bleibt heute bei Arminia gegen Paderborn aus, obwohl Paderborn in der Schlussphase nochmal das Kommando übernimmt. Yabo hat noch eine dicke Chance. Und der gefürchtete Philipp Klement will, konnte aber nicht. Aus drei Metern an der leeren Kiste vorbei.

Arminia gegen Paderborn

Die Alm schunkelt zum Sieg.

Die ganze Band wird zur Party auf den Zaun gebeten. Zur richtigen Party wird erstmal die richtige Infrastruktur geschaffen. Die Jungs zieren sich ein bisschen (süß!), Fabi braucht das Mikro. In die erwartungsvolle Stille hinein säuselt ein Statement der verbliebenen Paderborner: „Kühe, Schweine, Bielefeld!“. Von Leuten, deren Torhymne „Die Heide, Heide brennt!“ verkündet und die in einem Fansong die Schützenfeste im Hochstift abfeiern. Na ja, ein jeder feiert so, wie er es am besten kennt. Wir singen ja auch: „Es kann nicht jedes Arschloch ein Bielefelder sein!“. Beim „Allez Ladihooo“ brechen dann alle Dämme. Rauschender Ausklang einer berauschenden Geburtstagsparty.

Jetzt, wo wir das mit dem Geburtstag geklärt haben, kommen wir abschließend zu den anscheinend sehr entscheidenden Fragen. Frage #1: War das jetzt ein Derby? Das Thema ist dermaßen kurios geworden, dass ich da was extra drüber machen werde. Kommt dann die Tage. Frage #2: Wer ist die Nummer Eins in OWL? Das hat Peter vom Fanclub Lebenslänglich Schwarz-Weiß-Blau perfekt zusammengefasst: „Arminia hat Gütersloh überlebt, Arminia wird auch Paderborn überleben.“ Mal schauen, ob und wann Verl, Rödinghausen oder Wiedenbrück mal das Mäulchen aufmachen.

Das Bielefelder Glückshormon baut sich einen eigenen Lichtschrein…spooooooky…

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