VfL Osnabrück gegen Arminia 0:4 – Alle Arme, die Ihr habt

Osnabrück gegen Arminia – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

In die Bremer Brücke zu Osnabrück passen etwas über 16.000 Zuschauer. 2.500 Gäste. Die Gäste sind dann im eigenen Bereich. Stehplätze, Sitzplätze.

Osnabrück gegen Arminia

Nun sind beim Nachbarschaftsduell Osnabrück gegen Arminia die Fangruppen aber „traditionell verfeindet“ (aha…) => Risikospiel => 1.200 Karten gehen nach Bielefeld, aus den PLZ-Bereichen DreiDrölf-icks-icks können keine Karten vorbestellt werden => Arminen wohnen auch woanders und helfen sich untereinander => diverse Karten für neutrale Stadionbereiche finden ostwestfälische Abnehmer => irgendwann wird den Verantwortlichen klar, dass ihre Idee den einen oder anderen kleinen Denkfehler enthielt => Man darf als Armine nur „neutral gekleidet“ in den Heimbereich, sonst nicht, Arminen, die als solche auffallen, werden dann in den eh für sie vorgesehenen, aber eigentlich gesperrten Gästesitzbereich verfrachtet => irgendwann wird den Verantwortlichen klar, dass ihre Idee den einen oder anderen kleinen Denkfehler enthielt => Alles eine Frage des Konzepts

Gestern waren 15.500 Zuschauer in der Bremer Brücke zu Osnabrück. 3.000 Gäste im eigenen Bereich. Stehplätze, Sitzplätze plus neutrale Bereiche. Es gab also gestern die „Gefahrenlage“, die es auch bei einem ganz normalen Vorverkauf gegeben hätte. Nur hätte man sich das ganze „=>“-Herumkonzipieren sparen können. Wer auch immer das geplant hat, er sollte zum Schneeschaufler umgeschult werden, wie man hört, gibt’s da Bedarf. Okay, das zu den unschönen Sachen. Ab jetzt wird der Text um einiges schöner (wie man sich denken kann).

Erstmal komme ich, dem unvergleichlichen, fantastischen, one-and-only ASC sei Dank, doch noch zu einer Stehplatzkarte. Einlass in zwei Etappen- „Pass auf, gleich kommen sie mit der Quieklupe an [geiles Wort!], wie auf‘m Flughafen.“. Der überdachte Gästestehplatz ist knallvoll. Die kleine Ecke links daneben ist abgeriegelt. Als immer mehr über den Zaun klettern, wird die Ecke dann irgendwann doch aufgemacht. Wie immer in Osna. Alles eine Frage des Konzepts. Sicht durch den Zaun, über die Banner hinweg.

Das Spiel beginnt mit leichten Annäherungen der Osnabrücker. „Looos!“, lautet die Botschaft an die eigene Truppe. Marc Lorenz, der Dennis Mast ersetzt, nimmt die Botschaft auf, schickt Müller (für UlmUlmUlm in der Startelf) in die Schnittstelle, der netzt ein. Und wir fallen im Gästeblock übereinander her und brüllen die Schlussnummer aus Aida. „Weiter, Jungs, weeeeeeeiter!“. Müller flankt. Fabi kommt angeflogen. Aus der Perspektive zwischen den Zaungittern sieht ein zitterndes Tornetz auf der anderen Seite mal richtig geil aus.

„Spitzenreiter, Spitzenreiter, Hey, Hey!“, jubelt das Knäuel namens Gästeblock. „Hier regiert der DSC!“. Und wieder fliegt eine Lorenzflanke durch die Osnabrücker Defensive (Auch hier: Alles eine Frage des Konzepts). Diesmal sehe ich einen hüpfenden Fabi und das zitternde Netz sieht immer noch geil aus. Rauf auf den Zaun! Jubel! „Das ist so hammerhammerHAMMERgeil!“. „Ohne Arminia wär‘ hier gar nichts los!“. Das stimmt. Man kommt ja kaum dazu, sich eine anzustecken.

Als Osnabrück kurz darauf den ersten Eckball des Spiels zugesprochen bekommt, sehen wir unsere Jungs zum ersten Mal aus der Nähe. Und man sieht es ihnen an: Die sind genauso heiß wie wir. Alle unter Spannung, gegenseitiges Anfeuern. No Limit, genau so, wie wir es gerade singen. Schwolow pariert die erste dicke Chance des VfL. „Hahaaa, nix da!“. Ein Auswärtsspiel kann manchmal so schön sein. „Alle die Armeeeee! Alle Arme die Ihr habt!“. Boah, und was ich für Arme habe! Einen, Zwei, für Arminia auch sieben, wenn es sein muß! Kurz vor der Pause haut Fabi noch einen an die Latte.

In der Halbzeit: Konsum einer wirklich leckeren Bratwurst. Erkenntnis, dass man doch keine sieben Arme hat. Links die Wurst, rechts der Versuch, ein Senftütchen zu öffnen. Geht nicht ohne Ordner, der die Wurst so lange festhalten muss (einer mit Schnäuzer, nicht der herbe tätowierte ZombieBoy-Verschnitt). Zum Dank einmal Abbeißen wollte das Suppensieb nicht. Die Buden sind heftiger vergittert als Stammheim 1976. Alles eine Frage des Konzepts. Tütchen gab’s übrigens genug. Auch Ketchup.

Wiederanpfiff. „Komm, Lorenz, hau drauf, das kannste doch!“ – „Feueeeeer!“. Ja, Lorenz kann das und krönt seine tolle Leistung. Wem sind wir noch nicht um den Hals gefallen im Gästeblock?

Finden wir es heraus! Etwa zwischen der 58. Und 65. Minute zwei kleine Leuchtknaller über der Anzeigetafel gegenüber. Warum auch immer. „Allez Alleeez, Ladihooo-ooo!“. Dann wird der Fabi ausgewechselt. Kurz darauf kommt er am Gästeblock vorbei. „Fabi auf den Zaun!“. Wieder ein Doppelpack des Käptns. Zeit für das nächste Rundumbeobachter-Prädikat, was hatten wir denn noch nicht…

Sturmtanne => *check*

Charline Hartmann => *check*

Betonpfeiler => *check*

Irgendwas mit Babyface => *check*

Dampframme => *check*

Wie wär’s heute mit: „Fliegendes Brecheisen“? Passt, oder?

Im Spiel passiert auf dem Platz nicht mehr viel. Arminia spielt noch einmal den Ball quer vor der Torlinie hin und her. Osnabrück bemüht sich um Schadensbegrenzung und spielt das Derby anständig zu Ende. Im Gästebereich haben wir eh schon lange die Parallelparty aufgemacht. „Steht auf, wenn Ihr Arminen seid“ – Sind eine ganze Menge in den neutralen Bereichen. Nach dem Schlusspfiff soll dann nicht nur der Fabi auf den Zaun, sondern alle. Und sie kommen auch alle auf den Zaun. Das sind die Momente…in denen meiner Kamera, wie immer sehr spontan, einfällt, dass sie neue Batterien will.

Bilanz nach zwei Dritteln der zur „Woche der Wahrheit“ hochgejubelten englische Woche: Zwei Spiele, sechs Punkte, 8:2 Tore. Läuft! Auf dem Weg zum Bahnhof kommt jemand aus einer Kneipe raus: „Heute hat doch der VfL gespielt, oder? Oder!? Derby, oder??? Wie is‘ ausgegangen, komm, sag‘ an.“. Natürlich, sehr gern. Deeeeeer Blick….

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