Arminia gegen Dortmund II 2:2 – Wollen, können, motivieren

Arminia gegen Dortmund II – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Es ist Samstag. Gibt es irgendeine besondere Motivation, Arminia gegen Dortmund II zu gucken?

Arminia gegen Dortmund II

Es liegt nicht am architektonisch und gestalterisch recht gelungenen Bau, den wir unser Heimstadion nennen. Es liegt auch nicht daran, dass man viele nette Leute trifft. Es liegt auch nicht am Pizzastand, wo man jetzt endlich herausgefunden hat, dass es das Italiener-Imitat auch in frisch geben kann. Nee, es ist das, was es da sonst noch gibt. Und das hat zuletzt in vier Tagen neun Gegentore gefangen (da der Rundumbeobachter den Auftritt der Blauinnen in Essen miterleben durfte, sogar zwölf Gegentore). Was also motiviert?

Arminia gegen Dortmund II

Na ja, wenn der Rundumbeobachter schon am Samstag aufsteht, kann er auch auf die Alm. Also los…

Arminia gegen Dortmund II

Sebi Wiese motiviert in die Runde: „Lasst uns gemeinsam alles geben!“. Die Blauen auf den Rängen feuern an, die Blauen auf dem Spielfeld agieren in den ersten Minuten ganz okay. Der nächste, der motiviert, ist Wörl, der nach einer Grätsche die Arme in Richtung Südtribüne hochwirft. Oppie ist in der Startelf, was Block 3 zuversichtlich macht. „Oppie macht das schon.“ Woran man mal wieder sieht, dass Optimismus und Verzweiflung nicht unbedingt etwas mit Motivation an sich zu tun haben.

Noch mehr Beispiele dazu gefällig? Bitteschön. Als die U23 des BVB einen Eckball ans Außennetz schießt, sagt Block 3 „Sooo kann’s weitergehen!“. Als eine schwarzweißblaue Klärungsaktion fasst in den eigenen Maschen landet, heißt es „Das ist die Einstellung, die ich brauche“. Ahaaaa!? Als im Mittelfeld Bälle verloren werden, kommentiert Block 3 das mit „Gehört alles zum Matchplan!“. Na dann…

Arminia spielt um einiges entschlossener nach vorne als in den letzten Spielen. So richtiger Fluss ist da unten aber noch nicht drin. Die Flanken kommen zu scharf, zu weich, zu unpräzise, zu weit oder auch mal gar nicht. Wintzheimer köpft eine Flanke so halb aufs Tor. „Typisches Drittligaspiel“, zieht Block 3 ein Zwischenfazit, „Die einen wollen nicht, die anderen können nicht.“. Die, die nicht können, sind natürlich die Blauen…ob die Jungborussen nicht wollen, ist schwer zu beurteilen. Weil sie kaum was tun.

Wenn hier ein Tor fällt, dann entweder a) sehr genial oder b) sehr zufällig. Und es ist Wörl – der mit den hochgeworfenen Armen – der sich für Variante a) entscheidet. Aus 30 Metern jagt er einen Strahl auf den Dortmunder Kasten, dass computergesteuerte Raketen neidisch werden. „Was war DAS denn!?“ fragt Block 3 ebenso ungläubig wie begeistert, als man sich nach dem Torjubel wieder entknäult hat.

Wow! Arminia kann UND will! 1:0! Das wirkt schonmal sehr motivierend. Und als Wintzheimer dann noch einen ans Gestänge donnert, ist die Alm voll da. „Nicht auf die besoffenen Gestalten gucken“, ermahnt Block 3 den Nachwuchs, „guck aufs Spiel!“. Da kämpft der DSC, da schmeißt er sich in jeden Ball, da rennt er nach vorne und das Publikum feiert jede Aktion. So wollen wir Arminia sehen!

Arminia will. Arminia kann aber immer noch kein Abwehrstellungsspiel. Wenn die Führung nur so hat fallen können, dann fällt der Ausgleich halt so, wie er fällt. Die U23 des BVB kann in aller Ruhe einen scharfen flachen Ball von rechts reinbringen, keiner interessiert sich so richtig dafür, der Dortmunder muss nur noch den Puschen reinhalten. „Da hamse halt nicht aufgepasst“, stellt Block 3 fest. Die Phrase haben wir beim zehnten (Rundumbeobachter: dreizehnten) Gegentor der Woche drauf.

Halbzeit. Block 3 und die Fußballwelt. „Beim HSV steht es…ääähhh…“ – „Was guckst Du da? [glotzt auf das Telefon mit dem HSV-Ergebnis]“ – „Zweite Liga.“ – „Und wie steht es bei Viktoria Köln?“ – „…???!??!…“. Als Armine kommt man da schonmal durcheinander.

Anpfiff zur zweiten Halbzeit. Block 3 findet sich nach Erledigung der vielfältigen Pausengeschäfte wieder auf dem Beton ein. „Keine Wechsel?“ – „Nee. Warum auch. Waren ja alle gleich durchschnittlich.“

Arminia verliert den Ball im Mittelfeld. Der BVB spielt es Saarbrücken-style zu Ende und führt mit 2:1. Wenn die Führung für den DSC nur so hat fallen können, dann fällt der Ausgleich halt so, wie er fällt. Und der Rückstand passiert eben auch so, wie er zur Zeit eben passiert. Maaaan, kann das nicht mal umgekehrt sein?

Verzweiflung und Motivation scheinen doch zusammenzuhängen. Der Support wird leiser. Und „Das geht eh 3:2 aus“ von Block 3 klingt auch eher prinzipiell denn überzeugt. So ähnlich wie „der hat schon Gelb“. Ach ja, Gelb. Nein, jetzt kommt nicht der dumme Witz, dass Dortmunder eh schon alle Gelb haben. Nur der Hinweis, dass auch die Jungborussen gern auf dem Rasen liegen. Zuviel dritte Liga oder zuviel Marco Reus geguckt. Am besten macht es der Keeper, der nach einem Körperkontakt mit Fabi erst den Pfiff des SchiRis abwartet und den Körperkontakt dann furchtbarer verkauft als Shawn Michaels zu seinen schlechtesten Zeiten.

Wo kommt Fabi jetzt her? Von der Bank. Der Fußballdings kommt in die Phase, in der Arminia das Kämpfen wieder aufnimmt. Die Truppe geht gut zur Sache, die Stimmung ist auch wieder voll da. Beim BVB wird auch gewechselt. Tattermusch für Pfanne. Boah, zweite Mannschaften, ey… Tattermusch für Pfanne, das klingt wie Tauschflohmarkt am Sonntag Mittag hinter der Katholischen Kita. „Schöne Pfanne! Gut, dass ich das Tattermusch losgeworden bin, hat eh nur Staub angesetzt.“

Arminia kämpft. Und die Alm kämpft. Und Block 3 kämpft. „Jetzt fällt das 2:2!“ heißt es, als sich Lannert den Ball zur Ecke zurecht legt. Und die Ansage klingt schon wesentlich motivierter als „Der hat schon Gelb“. Und das ist bemerkenswert, denn vorher hatte Block 3 schon darüber philosophiert, ob es denn jemals wieder eine gefährliche Ecke von Arminia geben werde. Natürlich wurde auch der Eckenmarathon in Verl angesprochen und Block 3 konnte sich nicht erinnern, ob dabei irgendeine Torgefahr entstand.

Ball rein, FabiiiIIIII! JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA! Befreiter, glücklicher Torjubeeeeel! Weil die Blauen es wollten! Weil sie es konnten! Weil die Ecke gefährlich war! Und natürlich, weil Block 3 es vorher gewusst hat. Klar!

Volle Motivation! Die Jungs wollen, die Jungs versuchen. Flanken, Schüsse, Pässe. Die Alm brüllt, die Alm feuert an. Auch Block 3 ist on fire: „So, los, Arminia, ran!“ Die Jungborussen schaffen es aber immer wieder, dem Regelwerk entsprechende Körperteile zwischen den Arminia-Abschluss und das eigene Tor zu bringen. Die gehen mit mehr blauen Flecken vom Platz als das Sams heute morgen.

Tom Geerkens packt einen Schuss aus, der einen Tunnel durch den Everest hätte sprecngen können. Shawn Michaels im Tor der Borussia hört auch nur noch den Überschall-Knall- leider nur an die Latte. „Zentimeter“, jammert Block 3, „Zentimeter tiefer… „Deutscher Sportclub Alleeeez, Du wirst nie untergeeeehn“ von Block 1. Na, ob das so motivierend ist? Ein Tor fällt jedenfalls nicht mehr. Schade. Wäre die passende Belohnung gewesen. 2:2 geht’s aus.

Wenn Arminia will, kann sie auch können. Es ist noch viel zu tun, aber wat sacht Block 3? „Wir steigern uns.“ Na hoffentlich tun wir das wirklich und legen gegen Mannheim nach. Genau da ansetzen, wo das Spiel gegen Dortmund II aufgehört hat. Motiviert sein!

Fotos zum Spiel

Empfehlung: Die „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ mit jeder Menge schwarzweißblauer Lagerfeuergeschichten. Auch zum Thema „DSC und Derbys“. Das Buch gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?

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