Arminia gegen Karlsruhe 2:2 – Herbstmeister arminiastyle

Arminia gegen Karlsruhe 2:2 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Ostwestfälisches Wetter. Trotzdem Hektik überall. Adventszeit in Bielefeld. Da ist der Rundumbeobachter echt froh, dass er nicht mehr aus Münster rübertuckern muss. Und ganz viele sind froh, dass sie den Nikolausabend auf der Alm bei Arminia gegen Karlsruhe verbringen dürfen. „Hat der gerade Vierhundertsechsundzwanzigtausend gesagt? Hat er nicht, oder? Das ist das viele Bier, oder?“. Lustig, lustig, trallerallala.

Arminia gegen Karlsruhe

„Steht aaaauf, wenn Ihr Arminen seid!“ kommt in der Startphase des Spiels gut laut. Auch der Wechselgesang dröhnt ordentlich. Und unten auf dem Platz lässt Arminia das Bällchen laufen. Klar, man muss ja gucken, wie das Passspiel auf nassem Hybrid so funktioniert. Die Blauen gucken intensiv und ordentlich und spielen hin und her und oben und unten und wieder zurück. Ums Tore schießen kümmern wir uns später. „Arminiahaaa!“ – „Bielefeheeeeld“.

Kopfball KSC, Tego löffelt die Kirsche über den Balken. Oooouh! „Die Latte ist schwer zu decken“, kommentiert Block 3 fachkundig, und die Fachkunde ist hoffentlich Fußball. Die nächsten Minuten verbringt Arminia damit, reihenweise gute Chancen herauszuspielen und diese ebenso reihenweise zu verdödeln. „Und…ZACK!“ (Hartel). Links vorbei. „Maaaann, wieder links vorbei.“ (nochmal Hartel). „Haut den doch reeein!“ (diesmal Vogi. Diesmal rechts vorbei.). „Ooouooouooo, Forza De-De-Es-Ceeeeh!“ wird lauter.

Unser sonst so effektiver DSC hat doch jetzt wohl sein Fehlschusskonto voll, oder? Block 3 ist jedenfalls davon überzeugt. „Wenn HSV und Stuttgart so weiter machen, sind wir am 24.Spieltag aufgestiegen. Hier liegt ja die Führung in der Luft.“ Spricht’s, und es steht 0:1. Marc Lllllorenz, wie der Zwetz früher immer sagte. „Das hatte sich abgezeichnet!“ Na ja. „Ach, was Du wieder gesehen haben willst.“ – „Wieso, DU hast doch die freie Sicht!“ – „Benimm Dich da!“. Um das einmal zusammenzufassen: Arminia ist im Rückstand.

„Kommt, Leute, eine Trauersekunde, weiter geht’s!“. Der KSC hält jetzt dagegen um ein paar Mal gefährlich Richtung Tego. „Auf geht’s, Arminia, schießt ein Tor!“, singt die Süd. Klingt nach einem brauchbaren Plan. Aber erstmal gibt es ein Eckenfestival. Lustig zu begucken: vor jeder Ecke flippert der Ball fröhlich zwischen Bande, Tribünengitter, dickem Fotografen, Eckfahne und Marcel Hartel herum. Das arme Ballmädchen muss in fangen. Die Szenen hätte sich Nintendo nicht besser ausdenken können. Die Alm feiert jede Ecke und auch die Mannschaft zur Pause. Stell Dir vor, es ist Halbzeitrückstand und keinen juckt es so wirklich…

Halbzeit. Nach zwei Minuten Pause hatte ich den „Halbzeit.“-Scherz für heute schon vor mir. „Norway-Schal“ im Fanshop, ein „Arminia Schal“ hätte es auch getan undsoweiter. Doch dann veranstaltet der Premium Partner ein Pausenspielchen. FanCam ins Publikum. Die Gruppe, die auf der Anzeigetafel am meisten ausrastet, gewinnt einen Jahresvorrat Gerstenkaltschale. Und hier mein tiefster Respekt und eine noch tiefere Liebeserklärung an meine Heimatregion, vor allem an die unfreiwillig exponierten Mitarminen. Nichts lässt ein nerviges Halbzeitspiel besser scheitern als die Kombination aus ostwestfälischem Wetter, ostwestfälischem Publikum und ostwestfälischem 0:1 mit der Vorgabe „Ausrasten“. Übrigens: 120 Liter sind für einen Jahresvorrat auch reichlich optimistisch. Der Rundumbeobachter kennt genug Leute, die damit nicht mal bis zum Siggi kommen.

Für die zweiten FünfundvierzigplusNachspielzeit gibt Block 3 die Route vor: „Jetzt gibt’s noch zwei Tore, und alles ist gut“. Aber: Ist nicht. Es passiert erstmal gar nichts. Ballbesitz, TickiTackaTuckerbahn. Aber keine Torchancen. Die Süd ist tapfer. Über mehrere Minuten. „Allez, Alleeez, Deutscher Sportclub Alleeeez!“.

Mangels fußballerischer Highlights auf dem Feld macht Block 3 das, was Block 3 dann immer macht, nämlich: Andere Sachen regeln. Ein Ordner späht angestrengt durch die Menge. Mit diesem Blick ein Drittel Professionalität-ein Drittel Aufmerksamkeit-ein Drittel Verzweiflung, Ihr kennt den Blick. „Was los, Ordner, ey?“ – „Draußen beschweren sich Leute, dass sie für einen Platz bezahlt haben und jetzt nicht reinkommen“. Ostwestfalen, Ostwestfalen, hey, hey! Ach ja, das Spiel…„0:0 ist doch Scheiße…“ Also, was das betrifft, gibt’s eine gute und eine schlechte Nachricht für Dich…

„Du wirst nie untergeeeehn“, singen die Fans des Zweitligaspitzenreiters. Und dann den Gänsehautentzündungs-Choral. Immer dabei. „Haut einen raus jetzt!“, fordert Block 3. Und irgendein Karlsruher scheint genau das gemacht zu haben. Jedenfalls gibt es Elfer. Die Gleichung geht so: Fabi plus Strafstoß ist gleich Fabi plus Tor. JAAAAAAAAAAAAAA! KLOOOOOOOS! (an dieser Stelle gehen Grüße an Peter S. raus). Jetzt baut ihm die Stadt doch ein Denkmal, oder? Am besten direkt neben dem „Gibt’s nicht“-Gedenkstein. Zur geballten Würdigung angemessener Verdienste für die LeineweberUniversitätsParksundGrünKunsthallenTheaterStartUpStadt. Mensch, sind das tolle Zeiten. Wisst Ihr noch, wie es war, als wir noch ein Denkmal für Artur Wichniarek fordern mussten? Wer war nochmal Hannes Scholz? Rudolf Stapenhorst?

Drei Minuten Nachspielzeit. „Kommt, den einen Angriff habt Ihr nooooch!“, hofft Block 3. Und dann der arme Herr Nilsson, der bis dahin ein starkes Spiel gemacht hat. Jedenfalls rast die gesamte Karlsruher Bank jubelnd aufs Feld. Und irgendwo hinten verabschiedet sich jemand laut motzend von Block 3. „Dat kannsnich sein, 1:1 hätte ich unterschrieben, aber so…“ Anstoß. Ball nach vorne. Ball wieder zurück. Wieder nach vorne in den Strafraum. Eddi nimmt Maß…der Rest ist Massenjubel auf Block 3. Ist die Bielefelder Bank da eigentlich auch aufs Spielfeld gerannt? Ich weiß es nicht, ich lag in Menschenmassen.

Weil der HSV patzt, ist Arminia Hinrundenerster. Die Meinungen nach dem Spiel sind irgendwo zwischen „Boah, dieser Verein, ey…“ und „Hab mich noch nie so übern Punkt gefreut“ – Herbstmeister arminiastyle. Uns allen einen schönen herbstmeisterlichen zweiten Advent, der Rundumbeobachter wird ihn damit verbringen, sich durch das Keksangebot der Blauinnen zu fressen. Auf Wertmarke. See ya!

VAR (Visuell aufmerksamer Rundumbeobachter):

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