Arminia gegen Osna 1:2

Rundumbeobachtungen DSC14/15-2: Arminia gegen Osna

Rundumbeobachter von 2022: Dem wenig rühmlichen 1:5 gegen Halle folgte ein 0:0 in Chemnitz. Es rumorte im Gebälk, wir sahen uns natürlich schon in der Regionalliga. Und bei Arminia gegen Osna wurde es erstmal auch nicht besser…

Arminia, ein Schiff im Nebel. Keiner weiß genau, wo es langgeht, sämtliche Navigationsgeräte wurden schon vor Jahrzehnten in die Fluten geschmissen und keiner sieht die Hand vor Augen. Und so schlingerte Arminia durch die Startphase der Saison. Gerade mal so die Klippen in Mainz umschifft, gegen Halle den Kahn voll auf Sand gesetzt und ein halbwegs respektables Manöver in Chemnitz hingelegt.

Doof daran: Alles davon kann nochmal passieren. Der für-die-erste-Wache-zu-Leichtmatrose Testroet hat die akute Herausforderung am Freitag sehr treffend in der NW auf den Punkt gebracht: „Leidenschaft und Fitness schlagen Erfahrung und Talent“. Die Blauen müssen noch lernen, das alles zu vereinen, dann ist die Fregatte auf Kurs. Aber das krieg‘ im Nebel mal mit.

Arminia gegen Osna

Auf solche Gedanken kommt man, wenn man vor dem Eingang Süd im Gewühl steht und das Hirn irgendwie so gar nichts zu tun hat. Schnell das mitgebrachte Buch abgeben. Verständnisloser Blick. „Ein Buuuuuch???“. Japp. Papier und so. „Lesestoff für An- und Abreise.“. Wieso muss man – und zwar in jeder Abgabestelle in jedem Stadion dieses unseren Planeten – immer erklären, was ein Buch ist und wieso man es dabei hat?

Da fällt mir ein, kennt Ihr den? Treffen sich drei Fußballfans, sagt einer: „Beim nächsten Spiel schmuggle ich 20 Bengalos ins Stadion und einen Schwedenkrimi!“. Fragt der Zweite: „Wieso denn einen Schwedenkrimi?“. Der Erste wendet sich zum Dritten und sagt: „Siehste, man fragt nur nach dem Buch.“.

Egal, wird Zeit, dass die heimischen Gewässer wieder zum sicheren Fahrwasser werden. Der letzte Heimsieg war im März, da hatten wir noch Winterjacken an. Vielleicht ist es ein gutes Omen, dass der Gegner von heute wieder lila-weiß ist. 16.524 Interessierte sind auf der Alm, davon 2.000 bis 2.500 Osnabrücker. 10.000 weniger als beim letzten Mal, was deutlich macht, dass es damals nicht nur um ein spannendes Derby ging. Testroet ist in die erste Wache befördert worden (Gibt es eigentlich „Schwermatrosen“?). Brinkmann ersetzt den ampelgesperrten Kluge.

Arminia gegen Osna

Das Spiel beginnt intensiv und schnell. Schwolow entschärft kurz hintereinander zwei Osnabrücker Angriffe. Fabi senst im Mittelfeld einen Gegenspieler weg und kassiert die Gelbe. „Guuut erwischt! Seehr gut erwischt!“, lobt eine Stimme auf Block 3, als hätte Käptn Klos gerade ein Stöckchen apportiert, „Feeein gemacht! Sooo ist brav!“. Arminia spielt auf das Tor vor der Südtribüne und kommt ihm zwischen der 15. und 20. Minute näher.

VfL-Keeper Lehmann holt einen Freistoß aus dem Eck, kurz darauf wirft sich ein lila-weißer Abwehrspieler in einen Distanzschuss von Dennis Mast. Zackiges Defensivverhalten! Apropos – Im Vergleich zum Halle-Spiel zeigt sich die blaue Defensive verbessert. Also im Vergleich zu „nichts“. Also können wir schon froh sein, wenn sie beim Betreten des Platzes nicht der Länge nach aufs Gesicht fallen. Gerade als Arminia ein bisschen Oberwasser hat, fühlt sich keiner der blauen Hintermänner für Stanislav Iljutcenko (meiner Meinung nach bester Osnabrücker) zuständig, der die Chance mit einem cleveren Heber zum 1:0 für den VfL nutzt.

„Torwart? Torwaaart!!…Neeeein….“. Von der Süd wirkte Schwolow wirklich etwas ungeschickt, die Fernsehbilder entlasten ihn aber. War die Abstimmung. Arminia ist im Folgenden, im wahrsten Doppelsinne, stets bemüht, oder in den Worten von Block 3: „JajajaJAJA….Nö.“. Es gibt Parallelen zum Halle-Spiel, vor allem die, dass es dem Gegner reicht, seinen Stiefel runter zu spielen, um gegen die Blauen zu treffen. Erneut ist keiner so richtig für Iljutcenko zuständig, erneut nutzt er das spektakulär.

Auch spektakulär: Unmittelbar danach liegt der Ball vor dem leeren VfL-Tor, Klos und Testroet stochern gegenseitig auf das Spielgerät ein, das sich fürs Über-die-Torauslinie-Kullern entscheidet. Christian Müller kommt für Brinkmann. Und jetzt ist Kampf da, auch auf den Rängen. Das Publikum sorgt für die lauteste Phase des Spiels. Die Osnabrücker feiern. Kurz vor dem Pausenpfiff stochert Paco Testroet wieder, diesmal erfolgreich.

Halbzeit. Auf welchem Kurs sind wir nun? Lichtet sich der Nebel? An der Wurstbude: „Willst Du’ne Wurst?“ – „Nee, muss morgen arbeiten“. Auf dem Platz: Nach vorne bemüht, aber harmlos. Lücken in der Defensive, durch die ein Flugzeugträger ungesehen durchfahren kann. Käptn Klos hat unter der Woche klargestellt, dass der Verein ja gar nicht vom Wiederaufstieg spreche, das seien die Medien und das Umfeld gewesen. Eine bemerkenswerte Aussage von jemandem, der seinen eigenen Verbleib an einen „Kader mit Perspektive“ geknüpft hatte.

Das Umfeld hat jedenfalls beschlossen, nicht vom Aufstieg zu reden. Wir reden nur noch davon, dass wir nicht vom Aufstieg reden. Schmitti Milse hat seinen Vertrag nicht verlängert. Abgelöst hat ihn Sebastian Wiese (Radio Bielefeld), der zur Inauguration seine blaue Schniepelhülle präsentiert und Gäste mit „Hallo, ich bin der Sebi“ begrüßt. Sonst: Sympathischere Stimme als Schmitti.

„Jetzt müssen die ein Zeichen setzen“, heißt es zum Wiederanpfiff. Hachja, gute, alte Phrase. Jeder Osnabrücker Einwurf vor der Süd wird kritisiert, nachdem der Linienrichter in der ersten Halbzeit einen Dick-Einwurf moniert hatte. Klos grätscht eine Hereingabe über das leere Tor. Arminia ist die ganze zweite Halbzeit feldüberlegen, aber es fehlt der letzte Biss und auch die guten Ideen. Immer, wenn sich jemand auf den Flügeln durchsetzt, stehen Mitspieler am langen Pfosten in guten Position, jedoch wird lieber der direkte Abschluss gesucht (Müller, Klos, Testroet). Vielleicht sollten sie ab jetzt mit Positionslichtern auf dem Kopf spielen.

Für Erheiterung sorgt ein Mitglied des Osnabrücker Betreuerstabs mit erheblichem Körperfettanteil, der irgendwann vor der Süd entlang walzt. „Bist Du der Ersatztorwart?“. Nein. Der Ersatztorwart heißt Heuer Fernandes und kommt in der 73. Minute für den offensichtlich schwerer verletzten Lehmann in die lila-weiße Kiste. Gute Besserung! Arminia hat das Heft in der Hand, dabei kommt…nix rum. Hektik in der Schlussphase. Erst fliegt Müller, dann fliegen Bierbecher, dann fliegt Osnabrücks Salem, dann wieder Bierbecher, „Jetzt werden sie nochmal wach“. Nein.

Auf welchem Kurs sind wir nun? Lichtet sich der Nebel? Irgendwie nicht. Schauen wir doch noch mal auf Fabis Statement: Wenn er nicht vom Aufstieg redet, aber in einem Kader mit Perspektive spielt, dann ist die Perspektive…Nebel. Und sie haben nicht mal mit dem Nebelhorn gehupt. Matrose Testroet hat immer noch recht.

Im übrigen bin ich der Meinung, dass Schiffsstier Lohmann eine eigene Hymne bekommen sollte! HUUUUUUUUUUUUP!

Alle Texte 2014/2015

Weiter geht’s am Samstag!

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