Arminia gegen Rostock 0:1 – Erfolgreich nicht auffallen

Arminia gegen Rostock 0:1 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Arminia gegen Rostock. Arminia Bielefeld. Die Blauen von der Alm. Bei denen man sich bang fragt: „Schaffen sie es, die positiven Ansätze aus einem guten Spiel in das nächste Match mitzunehmen?“. Was Arminia Bielefeld zur Zeit auszeichnet, ist: Man weiß nie, ob man bekommt, was drauf steht. Das ist übrigens auch das, was den DSC von einer Buttercremetorte unterscheidet.

Arminia gegen Rostock

Freitag Abend, Flutlicht, Zweiundzwanzigtausendirgendwas Zuschauer. Block 3 ist versammelt und spult die Standardsituationen ab. Nach 27 Spielsekunden: „Maaann, Bello!“ – „Das war Lasme…“ – „Maaann, Lasme!“. Stimmung ist gut, Süd und West lassen „ Olééé Deutscher Sportclub!“ ein paar Minuten lang erschallen.

Arminia gegen Rostock

Das Spiel…sagen wir mal, es findet statt. Zumindest laufen 22 Leute einem runden Bolzgerät hinterher. Ohne dabei sonderlich für Auffälligkeiten zu sorgen. Außer vielleicht der Rostocker Einwerfer, der gefühlt bis zu den Arminis auf der Westtribüne Anlauf nimmt, um dann kurz einzuwerfen. Auch fallen ein paar schwarzweißblaue Stockfehler auf. Aber die sind nichts Neues. Selbst das dazu gehörige „Ouuuh…“ des Publikums hat schon eine gewisse Routine.

Arminia gegen Rostock

Der erste Armine im Mittelpunkt des Interesses ist Martin Fraisl, der zweimal kurz hintereinander klasse pariert. Sonst hält die ostwestfälische Defensive den FCH fern. Der nähert sich auch eher halbherzig. Und unsere Jungs so? Wat sachste, Block 3? Nach 22:21 Spielminuten: „Maaann, Lasme!“ – „Das war Bello…“ – „Maaann, Bello!“. Na ja, Block 3 hat ja seine eigene Logik. Auffälliges Beispiel gewünscht? Bitteschön. „Wenn ich jedes Mal Wegbier zahle, muss ich ja 100 Bier trinken.“. Gib das einem Computer zur logischen Analyse und er fliegt Dir um die Ohren.

Arminia gegen Rostock

Apropos Bello. Der macht einen auf Fatmir Vata und schindet eine Menge Freistöße. Auch dann, wenn er freien Raum vor sich hat und Durchlaufen die bessere Option als Fallenlassen gewesen wäre. Was er nicht macht, ist als Außenspieler brennende Flanken in den Hansa-Sechzehner donnern.

Arminia gegen Rostock

Das meine ich übrigens nicht als Vorwurf an Bello, der immerhin diese Freistöße holt. Andere Standards gibt es nämlich nicht, der FCH führt das Eckballverhältnis zwischenzeitlich mit 5:0 und 9:2 an. Und mit den nicht gefeuerten Flanken unterscheidet sich Bello nicht von seinen Mannschaftskameraden.

Arminia gegen Rostock

Wie zum Beispiel Klünter. Aber der hat die einzige richtig fette Arminia-Chance, als der DSC sich endlich mal durchspielt. „Aaaaaargh!“ auf Block 3. Mehr fällt dann in Hälfte Eins nicht auf. „NeeNeeNee“ auf Block 3. Fassen wir das bisher Geschehene zusammen: Arminia lebendig ohne große Auffälligkeiten, einmal „Aaaaaargh!“, zweimal „puuuuuuh!“ (bei Fraisls Paraden), ein paar Mal „NeeNeeNee“, ein paar Mal „Ouuuuh!“.

Arminia gegen Rostock

Halbzeit. Unter der Süd: „Wo geht es lang?…Moment…Wo wollte ich überhaupt hin?“. Arminia 2022/2023. Auch neben dem Platz.

Arminia gegen Rostock

Arminia ist also so halb okay unterwegs. Hansa Rostock ebenfalls. „Was ein tolles Stück Fußball“, kommentiert Block 3 für die neutralen Zuschauer, die noch nicht mit Grauen in den Eingeweiden auf Wintersport umgeschaltet haben. Was fehlt dem tollen Stück Fußball noch zur Krönung? Richtig, das dämliche Gegentor. Fällt für Hansa. Ausgerechnet Andrade…der bis dahin zusammen mit Nebenmann Ramos positiv auffiel…

Arminia gegen Rostock

Es sind noch etwa 40 Minuten runter zu joggen. Und nun erleben wir, wie schon öfter, die Sanduhr der Hoffnung. Die funktioniert so: Die Hoffnung ist da, rieselt aber mehr und mehr ins Leere. Nach den ersten schwarzweißblauen Angriffsbemühungen in Folge des Gegentors meint Block 3: „Komm, sie versuchen es…“. Das ist so, wie wenn man auf dem Weg von der Stadtbahnhaltestelle zur Alm sagt: „In zehn Minuten sind wir aufm Block!“. Man befürchtet – eigentlich weiß man es auch -, dass das nie im Leben klappen wird. Aber man hofft. Jedes Mal aufs Neue.

Arminia gegen Rostock

Um es mal zu betonen: Die erste Halbzeit hat Arminia durchaus lebendig gespielt. Nur der letzte brillante Pass fehlte. In der zweiten Halbzeit fehlt schon der erste brillante Pass. Der Ballführende hat potenziell zehn Anspielmöglichkeiten (einen Rückpass auf Fraisl gestehen wir mal zu). Wie auch der Mitspieler, der den Ball dann kriegt. Wenn man annimmt, dass es sechs Pässe braucht, um eine stabile Abwehr wie die von Hansa Rostock auszuspielen, ergeben sich zehn hoch sechs Anspielmöglichkeiten. Wenn der erste Pass fehlt, ist das also der Tod von einer Million Torchancen. Ich finde, dass fasst Arminias Performance in Hälfte Zwo ganz gut zusammen.

Arminia gegen Rostock

Klos kommt für Serra. Es ist das erste Mal, dass mir Serra auffällt. Das meine ich übrigens nicht als Vorwurf an Serra. Wenn Du am Ende der Million nicht rausgespielter Chancen stehst, kannst Du nicht auffallen. Auf Block 3 rieselt die Hoffnung weiter ins Nichts: „De Souza, mach’ was. Egal, was Du machst, mach’ es!“.

Arminia gegen Rostock

Was er macht: Unter anderem Hüsing bringen, der sich eine Runde als Mittelstürmer ausprobieren darf. Und als solcher die restliche Spielzeit damit verbringt, über 999.999 nicht auf seine Runkel gespielte Pässe oder Donnerflanken zu sinnieren. Und auch das soll kein Vorwurf an Hüsing sein. Wo Hüsing auffällt: Auf einem Reklamierfoto, dass ich offenbar gemacht habe.

Arminia gegen Rostock

Ihr kennt das. Irgendwann weiß man einfach, dass das nix mehr wird. Die Hoffnung ist durchgerieselt. Auf Block 3 erkennt man das daran, dass die Konversation sich mehr und mehr auf die weitere Abendgestaltung konzentriert: „Ein Glück, dass ich noch Whiskey zu Hause habe.“

Arminia gegen Rostock

Arminias Spielbericht will in der Schlussphase Bewegung vor dem Gästetor gesehen haben. Ist mir so nicht aufgefallen. Und die Suche nach dem Weg nach vorne. Ist mir auch nicht aufgefallen, es sei denn, die „Suche“ ist tief- und doppelsinnig gemeint (falls ja: Chapeau, DSC-Schreiber!). Gefunden haben die Blauen Wege, die noch verworrener waren als die Einbahnstraßenregelungen in Münsters Kreuzviertel. Mit entsprechendem Erfolg.

Arminia gegen Rostock

In irgendeinem der letzten Wochenkalender habe ich satirisch vorgeschlagen, den Klassenerhalt durch Nicht-Auffallen zu erreichen. Hat Arminia das jetzt wirklich vor? Was bei Arminia gegen Rostock auffiel: Ein bisschen Potenzial. Was nicht auffiel: Der Plan oder Wille, das Potenzial umsetzen zu können, wollen, dürfen, müssen. Was auffiel: In Regensburg ging es. Was auch auffiel: Nur ein Aaaagh, viel Oouuuh, jede Menge zerrieselte Hoffnung, ein Hansa-Einwerfer und ein Stochastik-Scherz. Nein, ernsthaft kann man „Drinbleiben durch Nicht Auffallen“ immer noch nicht vorschlagen. Vor allem, wenn andere Dinge auffallen. Also was ist jetzt?

Applaus gibt es für Block 3: „Lasst uns diese Saison irgendwie drinbleiben und nächste Saison mit einer richtigen Mannschaft wieder anfangen.“ Perfektes Schlusswort!

Fotos zum Spiel

Für schönere Arminia-Erinnerungen ist die „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ empfohlen. Da stehen viele Lagerfeuergeschichten drin, die sich mehr unterhalten als der eben beschriebene dunkelgraue Kick. Gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?

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