Countdown von Jan-Hendrik Grotevent
„Schnee ist kalt und nass!“. Wie…“Ach was…“? Da sagen wir „Ach was“, aber „Die Formstärke wird entscheidend sein“ ist eine gehaltvolle Aussage? Fußball ist echt das einzige Sprachgenre, wo solche heiße Luft (oder solch kalter Schnee) nicht mit einem „Ach was…“ abgetan wird.
Wenn es bei Arminia um Phrasen geht, ist, gängigen Klischees zufolge, Frank Kramer nicht weit. Und tatsächlich wies der DSC-Coach in der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen die fränkischen Kleeblätter auf die Formstärke des Gegners hin. Die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Die Fädder holten in der Fremde Null (Nada, Niente, нуль) Punkte und schossen im Schnitt 0,66 Tore. Nun wissen wir am Teutoburger Wald aber spätestens seit dem Spiel gegen Hoffenheim, dass „Formstärke“ nicht gleich „Erfolg“ ist. 0,88 Tore machten die Blauen pro Heimspiel und holten genauso viele Durchschnittspunkte.
Jetzt ist es natürlich nicht so, dass die Formstärke irrelevant ist – die Aussage „Schnee ist kalt und nass!“ ist ja inhaltlich auch richtig. Und es wird gegen Fürth auch auf sie ankommen, zumal die Spielvereinigung immer ein fieser Gegner war. Es sei erinnert an die inflationären 2:2 der letzten Jahre, bei dem Arminia das wenig ruhmreiche 2:3 von 2018/2019 unterschlug…
…oder Spiel #1 nach der Inthronisierung des Bündnisses Ostwestfalen vor ziemlich exakt vier Jahren, als die Blauen und die Franken einer frierenden Alm „Profifußball par excellence.” (Block 3) präsentierten. Bei Arminia wurden damals Brandy, Putaro und Nöthe eingewechselt – mehr muss man über das Match nicht rekapitulieren. Wie formstarke Arminen vor 20 Jahren ein Spitzenspiel gewannen, erzählt der DSC hier. Vor gut acht Jahren retteten Schönfeld, Lorenz, Jerat und Rahn die Karriere von Stefan Krämer in die Winterpause.
2016 haben sie den Kleeblättern wieder vier Tore reingefiedelt. Fabi Klos stand auf dem Zaun der Süd und verkündete als erster den Klassenerhalt in der Zweiten Liga und stiehlt Sebi Wiese damit die Show. Jener wiederum erklärt das Heimspiel gegen Fürth eine Saison später zum „wichtigsten Spiel der Saison“. Und Arminia zeigt die Formstärke wie typischerweise immer in wichtigsten Spielen der Saison: Vogis glückliche Führung gleicht Dursun in der Nachspielzeit aus. Scorerpunkt: Daniel Davarí. Übrigens war das wichtigste Spiel der Saison dann das nächste Heimspiel. Gegen Braunschweig. Kennen wir, die Geschichte.
Faseln wir das zusammen: Wenn der Trainer so ähnlich wie Krämer heißt, das wichtigste Spiel des Jahres das nächste Heimspiel ist, Davarí nicht unter der Latte steht und Putaro, Brandy und Nöthe nicht eingewechselt werden, gewinnt Arminia das. Wenn es darum geht, die Klasse zu halten, auch. Wenn Fürth so unangenehm für uns ist wie offenbar eh und je, dann…vielleicht. Geil wäre es natürlich, wenn Arminia abgeht wie das Space Shuttle und sich richtig befreit. Typisch Arminia wäre es natürlich, wenn man den Fäddern tatsächlich die ersten Auswärtspunkte der Saison beschert und die Chance, mindestens auf den Reli-Platz vorzurücken, grandios verpimmelt, nicht wahr?
Alles in allem rechne ich mit einem Spiel, dass tatsächlich arithmetisch ausgeht, mit 0:88 zu 0:66 Toren, also: 1:0 für Arminia und von einer Qualität, die so angenehm zu schauen sein wird wie diese Fische beim Schuppenputzen.
Hauptsache die Formstärke der letzten drei Spiele bestätigen, dann ist der Schnee auch wieder nass und kalt.
Ach was.