Ketchup statt Aufstieg (1995)

Ketchup statt Aufstieg? Viktoria Köln kommt auf die Alm und ich stelle fest, dass ich kaum Berührungspunkte mit dem Kölner Club habe (außer einem Sofakommentar zum Hinspiel). Bis mir einfiel, dass Viktoria ja erst Viktoria und dann was anderes und dann wieder Viktoria und bevor es nochmal Viktoria Wurde, BSC Preußen Köln war. Und da gab es in den Neunzigern was mit Ketchup…

Leseprobe aus „90 Minuten Arminia“

Ketchup statt Aufstieg

Vieles hat man in Köln unternommen, um Viktoria wieder in das Fußballleben zurückzubringen. In der Saison 1994/95 ist es eine Fusion des SC Brück mit dem finanziell arg geplagten SC Viktoria zum SCB Preußen Köln. Sportlich geht das Experiment schief: Der Fusionsklub steigt zum Ende der Saison ab. Zudem hat er ein Akzeptanzproblem. In der rheinischen Metropole interessiert sich kaum jemand für den Drittligisten.

ketchup

So sind die meisten der 5.000 Zuschauer, die ins Flughafenstadion kommen, Anhänger der Gastmannschaft aus Bielefeld, die sich auf dem Weg zurück in die 2. Bundesliga befindet. Und der Rest der Zuschauer? „Die kommen nur, um Fritz Walter und Thomas von Heesen spielen zu sehen“, stellt der Grillmeister einer unweit der Spielstätte gelegenen Dönerbude vor der Partie fest.

Wie schon im Hinspiel (3:3) setzt der spätere Absteiger dem späteren Meister gehörig zu. Markus Petersen bringt den SCB in der 33. Minute in Führung. Thomas von Heesen kann zwar schon im Gegenzug ausgleichen, doch es vergehen keine zwei Minuten, als Heinz Rother die Gastgeber erneut in Front bringt. Fünf Minuten nach der Pause gleicht Fritz Walter zum 2:2 aus. Doch Preußen Köln bleibt gefährlich. Regionalliga-Torschützenkönig Jörg Beyel sorgt in der 68. Minute für die dritte Führung der Hausherren. Doch auch die währt nicht lange. Schon zwei Minuten später sorgt der eingewechselte Stefan Studtrucker für den 3:3-Endstand.

Zumindest die vom erwähnten Dönermann genannten neutralen Zuschauer sind bis dahin durchaus auf ihre Kosten gekommen. Thomas von Heesen spielt und hat getroffen. Der lange verletzte Fritz Walter ist auch auf dem Platz und hat ein Tor erzielt. Für die Bielefelder Schlachtenbummler ist das dennoch zu wenig. Denn sollte Arminia in Köln gewinnen und der schärfste Konkurrent aus Essen zeitgleich in Salmrohr verlieren, könnte der Aufstieg schon heute gefeiert werden. Nach Studtis Tor wird jedoch schnell klar: Sechs Tore sind genug für dieses Spiel. Beide Mannschaften spielen auf Sicherheit. Gute Gelegenheit für die Gästefans, sich anderweitig zu amüsieren.

Auf dem weitläufigen Stadiongelände – Arminia hat eine Gerade sowie eine Kurve zur Verfügung, hinter denen sich großzügige Rasenflächen befinden – sind Gartengrills, Bierbänke und Tapetentische zur kulinarischen Versorgung aufgebaut. Klassischer Amateurfußball. Und einer der „Caterer“, der auf Höhe der Mittellinie steht, macht in der 76. Minute den Fehler, seine Zehn-Liter-Eimer mit Ketchup unbeaufsichtigt zu lassen. Die Eimer sind schnell beiseitegeschafft, und ihr Inhalt wird quer über die Betonstufen der Gerade geschleudert. Unter begeistertem Gejohle liefert sich ein Dutzend Arminia-Fans eine Ketchup-Schlacht, die die Stehertrasse binnen Kurzem wie die Kulisse eines Freddy-Krueger-Films aussehen lässt – und die DSC-Fans wie Statisten.

Später wird noch das Spielfeld geentert und das 2:4 der Essener im Salmtal bejubelt. Bis zur schwarzweißblauen Aufstiegsfeier soll es jedoch noch eine weitere Woche dauern.

(Auszug aus „90 Minuten Arminia“. Gibt’s auch im Fanladen)

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