1.FC Köln U23 gegen Arminia 3:2 – In die andere Richtung

1.FC Köln U23 gegen Arminia 3:2 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Zum ersten Mal am Geißbockheim. Das Trainingsgelände des 1.FC Köln, um das sich so viele Legenden ranken (allerdings… welchem Ort in Köln wird das nicht nachgesagt?) liegt im Wald und döst friedlich im Novemberhimmel.

Köln U23 gegen Arminia
Köln U23 gegen Arminia
Köln U23 gegen Arminia

Irgendwelche Ex-Paderborner haben ihren eigenen Parkplatz.

Rund um den Gebäudekomplex liegen eine Menge Trainingsplätze- wir haben Glück, dass die Blauinnen nahe am Heim und damit am Parkplatz spielen. Trainingsanlagen strahlen ja meistens etwas eher funktionales aus. Hier Schuppen, dort Kopfballpendel, hier eingezäunte Plätze, dort große Rasenmäher. Aber diese Anlage, Köln hin und her, strahlt etwas echt Gemütliches aus. Zum echten Highlight mehr in der Halbzeitpause.

Der Kunstrasenplatz, auf dem 1.FC Köln U23 gegen Arminia stattfindet, liegt, wie gesagt, nah am Geißbockheim. An der Geraden haben die Gastgeber vom EffZeh einen Lautsprecher nebst Soundanlage aufgebaut, aus dem so etwas Ähnliches wie Musik… na ja, schrebbelt. „Klingen“ ist nicht nur angesichts der dargebotenen musikalischen Meisterleistungen (eine Mischung aus kölschen Ballermannhits und kölschen Karnevalshits, bei bekannt fließenden inhaltlichen Grenzen) zu viel gesagt.

Jede Kirmestechno-Nummer klingt so, als würde sie durch eine ganze Palette leerer Pilshülsen durchgescheppert. Der mitgereiste Postheide-Sprecher Schöni nimmt die Musikanlage in Augenschein und stellt die technische Diagnose (irgendwas mit Bluetooth, fragt mich keine Details, ich bin für den Inhalt zuständig), die angesichts der Fähigkeiten des bedienenden Personals wohl nicht zu therapieren sei.

Sei’s drum, wir wollen nicht zu negativ sein. Denn die Leute sind nett, Ambiente und Atmosphäre sind wirklich gemütlich und angenehm. Noch schnell die Gerade garniert und los mit dem Spiel.

Gleich zu Beginn hat die Partie die Chance, eine positive Richtung für die Blauinnen zu nehmen. Um genau zu sein hat Emmy Klingen die Chance. Sie geht allein auf die Torfrau zu und scheitert an eben dieser. Arminia dominiert die Startphase, kurz nach Emmys Chance kommen die nächsten beiden gefährlichen Abschlüsse. Leider landet keiner im Netz…

…und so beginnt das Spiel, allmählich die Richtung zu ändern. Während sich die erste Mannschaft des EffZeh auf dem Nebenplatz auf die Bundesligapartie gegen Hoffenheim vorbereitet, startet die zweite Mannschaft ihre ersten Angriffe in Richtung Tor-Charly. Oder heute: Tor- „Karly“, da der Schrebbel-Lautsprecher-Bediener sie mit „Karlotta Schneider“ in der Mannschaftsaufstellung vorstellt.

Die Blauinnen bemühen sich, nur die dicken Chancen sind nicht mehr dabei. Nach Spielanteilen ist Arminia überlegen, aber es schleichen sich nun doch einige Fehler im Aufbauspiel ein. In Richtung Kölner Strafraum läuft wenig zusammen Richtung Kölner. Der durch und durch ostwestfälische Spielfeldrand sieht das mit gemischten Gefühlen. „Irgendwann fahren die Kölnerinnen einen erfolgreichen Angriff und dann sieht es böse aus…“. Diese Richtung haben wir bei den Blauinnen ja schon erlebt…

Wie immer mangelt es nicht an Einsatz bei den Blauinnen. Aber die Fehlpässe häufen sich. Die umständlichen Dribblings häufen sich. Die Ideen zum Spiel nach vorne… was ist das Gegenteil von „häufen sich?“

„Ruuuhig, Arminia!“, wird gebrüllt. Besser is‘ das. Denn jetzt fangen die Blauinnen auch hinten an, leicht zu schwimmen. Die vom Spielfeldrand befürchteten Kölner Angriffe kommen nun mehr und mehr. Tor- Charly (Karly?) streckt sich und fischt einen Schuss aus dem Winkel, die folgende Ecke wird freistehend knapp vorbei geköpft.

Puuuh, die Richtung dieses Spiels kriegt mehr und mehr abschüssiges Gefälle. Und selbst bewährte Voodoo-Tricks am Spielfeldrand (abseitig Rauchen gehen, dann verpasst man immer ein Tor für die Blauinnen) klappen nicht. Gut für die schwarzweißblauen Akteurinnen, dass Halbzeit ist.

Halbzeit. Nun, wie angekündigt, das absolute Highlight des Geländes: Die Bude neben dem Platz. Eine Mischung aus Vereinsheim und Gaststätte. Verziert mit vielen Vereinswimpeln, Bildern der aktuellen Nachwuchsmannschaften des EffZeh und netten selbstgemalten Bildern an der Wand. Rustikale Tische im Schankraum, mit einer sehr netten Bedienung.

Und mit den zartesten Frikadellen, die der Rundumbeobachter jemals auf einem Sportgelände kredenzt bekommen hat. Keine Übertreibung, ich habe schon eine Menge Amateurplatz-Culinaria weltweit überprüft, ich urteile qualifiziert, jawoll! Die Frikadellen machen das Trainingsgelände des 1.FC Köln endgültig zu einer Besuchsempfehlung. Müssen die Blauinnen jetzt nur noch ihren Teil zum gelungenen Ambiente beitragen.

Leider ändert sich die Richtung im Spiel nicht. Im Gegenteil, die Richtung geht mehr und mehr in Richtung Arminia- Strafraum. Den halten die schwarzweißblauen Mädels mit vereinten Kräften sauber, die Gegenangriffe enden aber mehr und mehr im Seitenaus oder bei der Gegnerin. Der Spielfeldrand hat diese Richtung wirklich schonmal gesehen. „Wie in Essen. Stark begonnen, das Tor nicht gemacht, dann den Faden verloren und das Gegentor kassiert.“.

Anders als in Essen kassieren die Blauinnen kein Gegentor. Nein, sie kassieren gleich zwei. Beim 1:0 Kriegen sie den Ball nicht geklärt. Eine Kölnerin kann rechts im Strafraum maß nehmen und ins lange Eck vollstrecken. Beim 2:0 wird aus der Distanz maßgenommen, Tor-Charly hat keine Chance. Zack und Zack, das Spiel nimmt eine eindeutige Richtung. Die andere. Richtung Köln.

Und in Köln gibt es die unvermeidliche Torhymne mit der Deutschen Locke und dem (was sonst?) aus dem Karneval adaptierten „Trömmelsche“-Lied der Kapelle „Die Räuber“. Dazu ein kleiner Exkurs: Der Rundumbeobachter hat mal einen EffZeh-Fan gefragt, warum denn denn die Deutsche Locke am Anfang gespielt werde. Die Antwort konnte kölscher nicht sein: „Dat is ejal, am Ende weed Kölle Alaaf jesonge.“.

Der Musikanlagenbediener jedenfalls nutzt die Gelegenheit, einen auf Müngersdorf-Sprecher zu machen und brüllt die Torschützinnen durch die Anlage, als hätte Helmut Rahn gerade aus dem Hintergrund geschossen. Das gefällt der scheppernden Technik weniger- die Ansagen klingen, als würde die ganze Weißblech-Abteilung eines Schrottplatzes mit vibrieren. Alaaf!

Mal etwas positives bei den Blauinnen: Marie Bärenwaldt gibt ihr Regionalliga- Debüt. Welche Richtung nimmt Arminias Spiel? Keine wesentlich andere als zuvor. Fehlpässe, keine Ideen. Lisa Lösch rennt zwar über den ganzen Platz, kann das Kreative aber nicht im Alleingang retten. Man merkt das Fehlen von Jocy Hampel. Oder das Fehlen der Übersicht von Sammy Kühne auf dem Flügel.

Allmählich schleicht der Frust auf den Platz. Neben den Platz auch, aber da mehr aus dem Grund, dass die himmlische Frikadellenschmiede zugemacht hat. Mit dem Ergebnis hat der Spielfeldrand abgefunden. Auf dem Platz zeigt sich der Frust in den immer nickliger werdenden Zweikämpfen der Blauinnen. Schließlich grätscht Celine in bekannter Preußscher Konsequenz im Strafraum eine Kölnerin weg. Elfmeter…

…dat Trömmelsche und das blecherne Torgebrüll erspare ich den geneigten Lesenden. Richtung des Spiel ist jetzt jedenfalls klar.

Obwohl…direkt im Gegenangriff gibt es Ecke für die Blauinnen, Rike Tolkmitt stochert den Ball ins Netz. Nur noch 3:1. Noch zwanzig Minuten. Heldentat? Was meint der Spielfeldrand? „Hoffnung stirbt zuletzt, aber nach Aufholjagd sieht es nicht wirklich aus.“. Leider sieht es danach auch fünf Minuten später nicht aus. Die U23 des 1.FC Köln hat Arminia sicher im Griff. Der Spielfeldrand diskutiert kurz die Möglichkeit, ob man gegen die Wertung Protest einlegen könne, da es allmählich recht dunkel und das Platzlicht nicht eingeschaltet sei. Was sich dann auch erledigt, als das Licht eingeschaltet wird.

Dann gibt es noch aus irgendwelchen Gründen Geld für Kölns Torfrau. Dann gibt es aus irgendwelchen Gründen noch Strafstoß für Arminia. Lisa Lösch…

…und was man am Ende hört, ist der erste Teil vom Schlusspfiff. Es geht ohne Punkte Richtung Heimat.

Und in welche Richtung geht es für die Blauinnen? Mal in die, mal in die, wie schon die ganze Saison. Heute war es die andere Richtung. Was genau ist die eine Richtung? Die andere Richtung von der anderen Richtung. Verstanden? Nein? Ich auch nicht. Die Blauinnen auch nicht. Ja, und das ist es eben…

Mehr Fotos zum Spiel

Für zeitloses Lesevergnügen ist die „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ empfohlen. Da stehen viele Lagerfeuergeschichten drin, auch über die Blauinnen. Die Fibel gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?

Teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Reddit
Telegram
WhatsApp
Email

Auch cool:

Cookie Consent mit Real Cookie Banner