VfL Osnabrück gegen Arminia 0:1 – Daheimgebliebene Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent
Rundumbeobachten wir also von zu Hause 70 Minuten eines Nachbarschaftsduells an der Bremer Brücke. Ja, 70 Minuten. Wir wollen ehrlich sein, die letzten 20 Minuten Lila- Weiß gegen Schwarz- Weiß- Blau haben sich von unseren früheren Kicks in der großen Schulpause doch nur dadurch unterschieden, dass die Herren Fußballprofis in der Schlussphase in Osnabrück athletischer ins Nichts rennen und den Ball doller ins Gebüsch dölmern konnten als wir damals zwischen Mathe und Deutsch.

Und wenn wir weiter ehrlich sein wollen, müssen wir wohl zugeben, dass die ersten sieben Neuntel des Spiels für den neutralen Zuschauenden wohl auch nicht viel besser waren. Stockfehler hier, Nickligkeiten da, Fehlpässe en masse. Für uns Drittliga- Experten im Allgemeinen und Arminia- Experten im Besonderen waren diese 70 Minuten aber durchaus aufschlussreich.
Fangen wir bei den Gastgebern an. Die Aufstellung des VfL Osnabrück war so aufgestellt wie früher auf dem Schulhof, als man per TipTop die Mannschaften gewählt hat und einer immer die Leute wählen musste, die ihn in der Englischarbeit abschreiben ließen. So dauerte die (nicht ganz zu Unrecht) befürchtete Drangphase des VfL zu Beginn des Spiels nur etwa fünf Minuten. Danach hatte Arminia die Gastgeber im Griff und Osnabrück agierte mit etwa soviel Konzept wie der Pausenhofkicker ohne Abschreib- Hilfe in der Englischarbeit.
Und bei Arminia… nun, den Blauen genügte es, einmal im Strafraum wacher zu sein als der VfL und durch Russo in Führung zu gehen. Danach genügte es, den VfL laufen zu lassen, gelegentlich einen Fuß dazwischen zu halten und bei Bedarf das Spielgerät ins Gebüsch oder auf das Dach (falls vorhanden) des Fahrradständers zu dölmern.

Spielverwaltung nach allen Regeln der Kunst. Mit allen Vorteilen wie einer stabilen und abgebrühten Defensive. Mit allen Nachteilen wie einem nervös zuschauenden Rundumbeobachter, der nicht nur einmal „Macht das 2:0 und das Ding ist gefuttert“ durch sein Wohnzimmer brüllte.
Sowieso ist „abgebrüht“ die beste Beschreibung von Arminias Auftritt in Osnabrück und das ist insofern bemerkenswert, als dass das Spiel an der Bremer Brücke die ziemlich exakte Umkehrung des Spiels in Verl war. Arminia belohnt sich in der ersten Viertelstunde, verliert den Faden nicht und bringt den Dreier nach Hause. Und das stimmt zuversichtlich.
Ich habe noch nicht viele Berichte und Kommentare zum Spiel gelesen, aber irgendwo hat doch bestimmt jemand geschrieben, dass sich Verl „wie ewig her“ anfühlt. Das stimmt nicht, das ist gerade mal eine Woche her. Und wie an anderer Stelle schon geschrieben: Ausreden gelten nicht mehr. Nach dem Sieg in Osnabrück, nach dem Sieg gegen Saarbrücken, nach den Wacklern der Konkurrenz erst recht nicht mehr.

Hoffen wir, dass Arminia in zwei Wochen nicht schon wieder eine andere ist. Es sind noch neun Englischarbeiten, bitte möglichst oft einen Dreier, damit am Ende „[für die Zweite Liga] ausreichend“ auf dem Zeugnis steht.
Dritte Liga gibt es auch in der „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“. Muss ja. Obwohl…gab da schon ein paar nette Lagerfeuergeschichten. Das Buch gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?