Arminia gegen 1860 München 2:0 – Glücklich nach Hause gehen

Arminia gegen 1860 München 2:0 – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Hier ist unsere Hymnäääää!

Zugegeben, die Aufnahme ist nicht auf der vor dem Spiel rundumbeobachteten Winterfete der schwarzweißblauen Eiskunstläufer gemacht worden (dazu im Verlauf der nächsten Tage mehr), sondern auf deren Weihnachtsshow im letzten Jahr. Ist aber trotzdem schön. Arminias begabte Schlittschuh-Kids haben einen netten Effekt: Man geht komplett glücklich von wirklich jeder ihrer Veranstaltungen nach Hause. Was man nun wirklich nicht von allen Abteilungen des DSC behaupten kann.

Arminia gegen 1860 München

Arminia gegen 1860 München zum Beispiel findet als Drittligapartie statt, gesehen habe ich sie schon in den beiden Spielklassen drüber. Das impliziert, dass es einige Unglücksmomente in den Chroniken der beteiligten Fußball- Mannschaften gegeben haben muss. Etwa (vermeintliche) Fehlgriffe von Stefan Ortega.

Arminia gegen 1860 München

Wenn wir gerade von den beiden Spielklassen drüber reden – gegen deren (vermeintlichen) Club-Verband wird protestiert.

Arminia gegen 1860 München

Und dazu ein kleiner Exkurs (keine Sorge, danach kommt sofort Biankadis Tor): Leider ist festzustellen, dass über Hintergrund und Inhalte von Investorendeal der DFL und dem Protest der Fanszenen dagegen eher phlegmatisch berichtet, geschweige denn erläutert wird. Der Rundumbeobachter wird das für Euch mal im Verlauf der Winterpause machen, die Geschichte bietet mehr Satire Potenzial als eine fünfstündige Trump Rede.

Hier nur kurz zur wichtigsten Frage in dem Zusammenhang (kam auch während des Schweigeminuten auf Block 3 auf): Was hat das alles mit Arminia zu tun, wir sind doch Drittligist? Nun, mit der Dritten Liga, die nicht zur DFL gehört, hat der Investorendeal tatsächlich nichts zu tun. Einer landläufigen Meinung zufolge, der ich mich gerne anschließe, soll, will (und wird!) Ostwestfalens Gloria aber wieder in den Kreis der Dealer zurückkehren.

Der sich dann vielleicht am Investorenbüffet so fett gefressen hat, dass der DSC kaum mithalten kann – wir erinnern uns, dass die Verteilung der DFL-Gelder Arminia zum Schlauchboot machte. Wenn wir demnächst dann in die „Kalles Grillimbiss Zweite Bundesliga“ aufsteigen sollten, ist nach dem Deal der finanzielle Rückstand noch größer, als er das jetzt eh schon ist.

Ja, ich weiß, diese Verlegenheit ist kein Protestgrund und hätte durch einen Klassenerhalt verhindert werden können, anderes Thema. Viel ernster ist, dass die DFL damit die Tür für Investoren grundsätzlich aufgemacht hat. Die ganze 50+1 Thematik (die in der Abstimmung zum Deal, sagen wir s gaaanz lieb, auch mit Füßen getreten wurde) und die Doktrin, dass Vereine durch ihre Mitglieder bestimmt werden, lassen wir hier mal außen vor.

Keiner kann Investoren ernsthaft wollen. Keiner kann ernsthaft wollen, dass Arminia irgendeinem Finanzgiganten gehört, der mit ihr machen kann, was er will. „Ich finde, Fabi sieht in Grün viel besser aus. Ich ändere mal die Farben von schwarzweißblau in grüngrüngrün. Und wo ich schonmal dabei bin, ändere ich den Namen von ‚Arminia‘ in ‚Ingeborg‘, nach meinem Grundschulschwarm. Weil ich das will. Und weil ich es kann. Gehört ja mir.“ Ja ich weiß, dass bedeutet der DFL-Deal nicht grundsätzlich. Aber die Tür zu sowas ist auf und mit der „Grillimbiss- Liga“ wird es losgehen. Wie gesagt, in der Winterpause mehr an anderer Stelle. Exkurs Ende.

Jedenfalls herrschen die ersten zwölf Spielminuten Stille. Und wie könnte man die Stimmung danach besser ankurbeln als durch ein Tor? Eben! Und was ein Schönes! Es beginnt an der eigenen Eckfahne, mit zwei wunderbar öffnenden Pässe ist Wintzheimer im Strafraum frei, legt quer auf Merv Biankadi, und ZACK! und JAAAAAAAAAAAAA!

Das ist diese hoch gelobte Bielefelder Offensive. Ja, ist sie wirklich! Auf Block 3 heißte aus nicht einer, nicht zwei, nein, drei unterschiedlichen Richtungen „Wasn geiles Tor!“. Was macht die tief gescholtene Bielefelder Defensive? Erstmal nicht viel falsch. Die lustigste Einlage liefert Torschütze Merv, als er einen Ball elegant vor dem Seitenaus retten will und ihn über die Torauslinie bolzt. Kurz nach der folgenden Ecke kann Kersken nicht so ganz zupacken. die Sechzger machen aber den Mario Gomez und setzen den Abpraller aus zwei Metern übers Tor. „Das haben die so traniiiiert.“, kommentiert Block 3 souverän. Also, als er wieder Luft kriegt.

Nach vorne spielt Arminia wieder Fußball. Wieder kommt ein langer Ball nach vorne. 1860 legt Fabi die Kirsche in den Lauf und die Statue macht Chip und Schnipp und JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA! Ein Drittel rum und 2:0! „Das wird guuuut heute!“, frohlockt Block 3, „Ich hatte schon so’n Gefühl.“ Der Rundumbeobachter übrigens auch. Schon als in der Stadtbahnhaltestelle Hauptbahnhof drei Linien 4 nebeneinander standen, auf jedem Gleis eine, da wusste ich: Das wird guuuut heute! Man muss die Zeichen zu deuten wissen.

Arminia spielt weiter gut nach vorne. Und Block 3, glaubt es oder nicht, ist glücklich. Ungelogen, es gibt sogar zufriedene Schmatzlaute zu hören. Ohne dass Bierbecher beteiligt sind. Block 3 lässt sich sogar zu einem „Oppie hat das alles im Griff“ hinreißen. Und meckert auch nicht über sieben Minuten Nachspielzeit vor der Pause.

Halbzeit. Nachdem Lothar ja nun nicht mehr da ist (*seufz*), musste man ernsthafte Sorgen um die Musikauswahl auf der Alm haben. Heute glückliches Entzücken, als ein Klassiker aus meiner Früh- bis Mittelpubertät zum Pausentee über die Ränge schallt:

Funky Cold Medina! Daa-dab, Dabba daaa-dab…

Die zweite Hälfte setzt erstmal fort mit den Blauen im Ballbesitz und mit dem Glücksgefühl auf der Alm. Block 3 ist satt, zufrieden und happy, nebendran auf der Treppe von Block J tragen sie, die Chants mitsingend, die Plastikhumpen hinauf. Man könnte fast meinen, dass bald Weihnachten ist.

München blau schießt, der Ball saust, Kersken ist irgendwie dazwischen, KLATSCH! Pfosten! „Oooouh!“… ja, vor lauter Vorweihnachtsstimmung haben wir kaum gemerkt, dass Arminia einen leichten Rückzug angetreten hat und 1860 immer mehr ins Spiel kommt. Das Warten aufs Christkind bekommt eine leichte Schieflage ins „Das geht noch 2:2 aus, wartet’s ab.“ Aber erstmal joggt Block 3 noch lässig die Klassiker runter: „Auswechselspiiiieler, Ihr seid nur Auswechselspiiiieler…“ und „Der hat schon Geeelb!“.

…gelb? Nein, Rot. Da isser, der Defensiv- Klops. Ein schlimmer Rückpass, ein Stockfehler von Max Großer, ein dummer Griff von Max Großer, letzter Mann, Ex und Hopp. Block 3 ist sich in der Bewertung uneins. „So dumm, so dumm“ versus „Endlich mal was los hier!“

„Das werden anstrengende 35 Minuten“, fatalisiert Block 3 und nimmt auch gleich mal prophetisch die acht Minuten Nachspielzeit vorweg. Jetzt machen die Blauen aus Bayern Dampf. Aber die Blauen aus Ostwestfalen kämpfen, beißen, werfen sich in alles, was nach 1860 aussieht (heute: Wie Pfefferminzbonbons). Kersken greift zu, packt zu, wird mit jeder Minute stärker. Entlastung gibt es kaum, 1860- Torwart Richter kann in seinem Strafraum Gurken anbauen.

Kämpfen, Arminia! Und die tief gescholtene Defensive hält dicht, weil einer für den anderen kämpft und aufpasst. Oppie hat alles im Griff dadurch, dass die Pässe in seinem Rücken jedes Mal von einem BackUp weg geklärt werden. 1860 wechselt Glück ein (Machen die wirklich. Michael Glück. Kam 2018 von Wacker Burghausen). Aber das Glück ist manchmal sogar dann mit den Tüchtigen, wenn die Tüchtigen Arminia sind.

Und das ist zu fühlen. Auch, als Kersken kurz vor Beginn der epischen Nachspielzeit einen Freistoß an den Pfosten kitzelt. „Wenn die nicht wollen…“, meint Block 3. Nun, was 1860 will, wissen wir nicht genau. Aber alles, was Arminia Bielefeld heißt, will gewinnen. Und zeigt das auch. Und schafft das auch! Wir gehen so glücklich nach Hause als kämen wir vom Eiskunstlauf. ARMINIA!

Das war also die Hinrunde der Spielzeit 2023/2024. 25 Punkte, jenseits von Gut und Böse. Mit aufsteigender Tendenz kurz vor dem Gastspiel des Tabellenzweiten aus Dresden. Wat sacht Block 3? „Ich glaub‘, dat wird wat“

Fotos zum Spiel

Empfehlung: Die „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ mit jeder Menge schwarzweißblauer Lagerfeuergeschichten. Das Buch gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?

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