Relativ – Arminia gegen den KSC 1:2

Arminia gegen den KSC – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Am Spieltach vor dem Anpfiff von Arminia gegen den KSC ist die Laune ungefähr…ich darf das mal aufmalen:

Arminia gegen den KSC

Nach Düsseldorf sind die leidgeprüften Ostwestfalen ziemlich angeknabbert von ihrer Gloria. „Leidgeprüft“ ist übrigens nicht zu verwechseln mit „leidgewohnt“, das sind wir nicht. Sonst hätten wir in Reaktion auf das gespenstische Herumgestolper unserer Blauen in der Landeshauptstadt einfach mit den Schultern gezuckt. Es ist eine „Leidprüfung“ und heute gehen wir in die nächste Runde, was Block 3 wie immer perfekt auf den Punkt bringt: „Optimistisch?“ – „Nein, Du?“ -“Nö“.

Arminia gegen den KSC

Aufräumen, umräumen haben wir unter der Woche gefordert und das madht Scherning auch. Gleich sechs Neue in der Startelf, die es besser machen sollen als die vorwöchigen Standstreifenkicker. Unter anderem ist Jormaine Cronsbruch vom Anstoß an dabei, dessen Optik Block 3 gleich mal witzeln lässt: „Wir ham Cronsbruch, scheiß auf Erling Haaland“. Aber wir waren beim besser machen. „Besser“ ist relativ. Und relativ zum Düsseldorf-Spiel hätte es gereicht, wenn die DSC-Ballbeförderer beim Einlaufen nicht der Länge nach auf die Fratze fallen. Das tun sie nicht, also waren sie besser.

Arminia gegen den KSC

Juhu. Besser spielen tut die neue Startelf aber auch nicht. „Trab‘, Du Galopper!“, brüllt Block 3 allgemein in Richtung Spielfeld geschehen. Schreite, Du Traber! Geh, Du Läufer! Wie auch immer man das Galopper-Wortspiel allegorisieren will, Arminia macht es nicht. „Offensiv“ muss im Duden nachgeschlagen werden. Defensiv ist Hühnerhaufen angesagt, wobei auch der Vergleich nicht passt. Hühner laufen immer zu der Person, bei der sie Futter vermuten. Und nicht kreuz und quer durch Strafraum und Umgebung. Ich darf das mal aufmalen:

Arminia gegen den KSC

„Der KSC hat heute richtig hässliche Trikots.“, stellt Block 3 stilbewusst fest. Nun ja, die Jersey der Badener sind weiß und werden nicht dreckig. Warum auch? Die Gäste gucken sich das Treiben in der schwarzweißblauen Defensive an, kombinieren sich gelegentlich mal durch die blauen Strichmännchen und treffen den Innenpfosten. Der Zeugwart der Karlsruher kann sich freuen- er muss heute noch nicht mal Schweiß aus der Spielkleidung waschen.

Arminia gegen den KSC

Die Alm ist tapfer, obwohl nach dem sicher über den Daumen gepeilt ins Seitenaus gespielten Fehlpass schon ein paar Pfiffe zu hören sind und das „Deutscher Sportclub allez“ einen leicht genervten Unterton hat. Nun, uns soll keiner Arbeitsverweigerung vorwerfen. Uns soll man nachher waschen müssen!

Arminia gegen den KSC

Kurz vor der Pause macht der Karlsruher SC dann ernst und erzielt das 1:0, wobei ihn Arminias Defensive herlich wenig interessiert- und diese sich auch nicht als interessant aufdrängt. „Geht doch.“, ätzt Block 3, um gleich darauf anzumerken: „Man kann doch mal fragen was diese Spieler machen sollen.“ Ja, kann und sollte man. Jetzt wäre ein Zeitpunkt. Oder letzte Woche. Oder in der Sommerpause. Oder 1905.

Halbzeit. Nach zehn Jahren Rundumbeobachtungen fällt mir endlich ein, woran mich das viertelstündliche Gewusel rund um Block, Fressen, Saufen und Klo immer erinnert. Ich darf das mal aufmalen:

Zur zweiten Halbzeit nimmt man sich vor, ein anderes Gesicht zu zeigen, sagt Scherning nach dem Spiel. Ein anderes Gesicht ist schon mal- Block 3: „Waaas!? Belloooo!?“. Und der sorgt nach Wiederanpfiff in fünf Minuten für mehr Alarm als die ganze Mannschaft in drei Halbzeiten zuvor. Wie schon ausgeführt, „besser“ ist relativ. Block 3 fühlt das. „Jetzt kommt TikiTaka!“. Oder was wir dafür halten.

Arminia gegen den KSC

Das 1:1 – JAAAAAAAAAAAAAAA! – ist für sich genommen auch ein sehenswertes Tor. „Eins Eeeeeins!“, sabbert Block 3 in Erwartung von TikiTaka. Spontane Erinnerung des Rundumbeobachters an einen Block 5-Kommentar beim Match gegen die Stuttgarter Kickers 1998/1999: „Da trifft der blinde Reina schonmal und trotzdem verlieren die 1:2.“. Heute trifft Serra…

Arminia gegen den KSC

…und wir liegen postwendend wieder zurück. Und es hat sich mit TikiTaka. „Besser“ ist relativ. Wenn man nur zwei von drei Bällen verliert, ist das besser als wenn man alle verliert. Wenn man zehn Minuten Gas gibt, ist das besser, als wenn man gar kein Gas gibt. Es ist übrigens auch besser, wenn vom Gerüst fällt und mit dem Auge an einem Nagel hängen bleibt (Gruß an Otto Waalkes!).

Arminia gegen den KSC

Es ist noch eine halbe Stunde zu gehen und wer die sich angetan hat, weiß, was „gehen“ heißt. Oder auch nicht, denn es geht nichts beim DSC. Karlsruhe spielt das so routiniert runter wie die Zwergfledermaus über dem Spielfeld ihr Jagdrevier abflattert. Die Stimmung ist eine Mischung aus Tapferkeit, Verzweiflung und gewaltigem Verdruss.

Arminia hat das Spiel verloren, mehr noch, als der KSC es gewonnen hat. Denn die Gäste mussten sich nicht im mindestens anstrengen, um die Blauen zu besiegen. Viel wollten sie besser machen. Aber zwischen „wollen“ und „tatsächlich tun“ ist auch wieder ein Unterschied und der scheint gewaltig komplex. Das zeigt auch das Interview mit Serra nach dem Spiel. Man will ihm den Willen gar nicht mal absprechen. Aber auf die Frage, warum das tatsächliche Tun ausbleibt, hat er trotz ehrlichen Bemühens keine Antwort. Das lässt sich auf Mannschaft und Trainer übertragen. Und das ist ein Riesenproblem. Ich darf das mal aufmalen:

Der Abschied fällt kurz aus, kein Hüs oder Schern oder sonst irgendein -ing vor der Süd. Was sollen sie seit Düsseldorf auch Neues erzählen?

Applaus gibt es für den Rundumbeobachter. Der hat sturhartnäckigkämpferisch seine Balkontür repariert. Mehr Arminia wird es nicht mehr dies Wochenende (zumindest bis die Blauinnen spielen).

Fotos zum Spiel

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