Arminia gegen Essen 1:1 – So halb veredelt

Arminia gegen Essen – Rundumbeobachtungen von Jan-Hendrik Grotevent

Es ist Spieltag und es wird nicht schlimmer werden. Was für eine, rund um den schwarzweißblauen Herzensclub so untypische Aussage! Es ist Spieltag und es wird nicht schlimmer werden. Nach den bisherigen Drittliga- Ergebnissen des Wochenendes wird es bei mindestens fünf Punkten Vorsprung auf die Klippe nach Rödinghausen bleiben. Ob Arminia gegen Essen das ganze auf acht Punkte veredeln kann…?

Arminia gegen Essen

Nun, sie „kann“ ja eigentlich schon und hat es diese Saison auch schon getan. Mit dem Wiederholen lassen sich die Blauen heute aber erstmal Zeit. Es geht ein Stück nach vorne, es geht ein Stück quer, dann ein Stück zurück, dann wieder ein Stück quer. Im Verlauf der Saison hat sich der Rundumbeobachter einige Formulierungen dafür ausgedacht und hat es nun gründlich satt, diese zu wiederholen. „Spielkontrolle“ ist es jedenfalls nicht, das war sarkastisch konnotiert. Ich glaube es ist eins der wesentlichen Indizien für die Fortschritte des DSC in den letzten Spielen, dass der Ballbesitz nicht mehr negativ ausgelegt wird. Wie etwa heute von Block 3: „[unironisch] Komm, spiel‘ hinten rum! Zaubern!“

Sowieso, die Laune ist gut auf der Alm. Südtribüne und angrenzende Regionen sind laut, auch der Gästeblock macht tüchtig Alarm.

„Da wäre eine Querpass die beste Option gewesen“, kommentiert Block 3 einen Vorstoß des DSC etwa nach 20 Minuten. So ein Statement sagt normalerweise einiges über die Qualität des Spiels aus. Aber so mau ist der Kick gar nicht. Arminia betreibt eine Art Rasterfahndung nach der Essener Kiste – da könnte die Richtung sein, da lang ginge auch, lass mal ausprobieren, irgendwo dazwischen – und schafft es mit der Ballbesitz- Taktik, die eigentlich ja recht angriffslustigen Gäste von der Hafenstraße einzulullen. RWE hat über das gesamte Spiel weniger Torchancen als der Rundumbeobachter Griffel an der Flosse. Leider… doch dazu später.

Interessant: Das Versorgungsverhalten auf Block 3, was sich der rasterfahndenden Arminia anpasst. „Geh mal…“ – „Ich gehe ja schon.“. Es geht um Bier holen, genauso, wie es sich die Spieler bei einem Pass in die Tiefe zurufen. „Is‘ das’n Bahnhof hier!?“ als es auf den Betonstufen mal wieder hin und her geht… oder es auf dem Platz dann doch zu viele Essener für den Pass in die Tiefe sind.

Aber Block 3 wäre nicht Block 3, wenn man nicht einen passenden Vorschlag für das balltretende Personal hätte. „Spielt es doch mal zu Ende“, heißt die Forderung nach etwa 30 Spielminuten. Und die Blauen spielen es zu Ende. Ein paar Stationen und der Ball ist durch’s Mittelfeld, Momuluh setzt sich links durch, haut den Ball scharf in die Mitte, Putaro lässt ihn rein eiern. JAAAAAAAAAAAAAAAA!

Block 3 wäre nicht Block 3, wenn man nicht sofort eine kritische Stimme parat hätte. Kaum kommt nach dem Essener Wiederanstoß der erste Armine an den Ball heißt es „Maaaan, sie spielen jetzt schon wieder auf Zeit!“. Tun sie nicht, sie lassen laufen. Die Zeit bis zur Pause geht aber trotzdem rum.

Halbzeit. 29 Jahre ist es her, seitdem Rotweiß Essen das letzte Mal zu einem Ligaspiel auf die Alm kam. Verkündete Arminia in den Ankündigungen. Ohne 1995 genauer zu erwähnen. Diesen sensationellen Nachmittag. Wer mit Armin Eck, Jörg Bode, Thomas von Heesen und Ayan Tumani jetzt nix anfangen kann, soll in den Zirkus gehen, Ziegen streicheln und die (auf ostwestfälisch) „Eahlich Brassas“ gucken, jawolle!

Bevor es weitergeht, klärt Block 3 noch ein paar kleine Dinge. „Ist das Suppe?“ – „Gerstensuppe.“. Doch keine Rundfleischbrühe. Dann AAAAAARGH! „Den hat er nicht…den hat er nicht…“ Nein, Schneider hat ihn nicht reingemacht, diesen Abstauber aus ein paar Metern. „Leicht daneben… leicht…“. Ja, so leicht. Aaaargh!

Der Unparteiische am heutigen Nachmittag macht übrigens einen ruhigen, unaufgeregten Job. So ruhig und unaufgeregt, dass Block 3 nur das Pflichtprogramm abspielen muss. „Zeig endlich mal Gelb!“, „Das’ne Kaaate!“. Nee, „Der hat schon Gelb!“ kommt heute tatsächlich nicht. Dafür kommt „Der pfeift doch nicht gegen Essen, der ist Schalker!“… Hm. Hat sich vielleicht nicht rumgesprochen aber… Schalke und Essen… Kennt Ihr die Geschichte, in der sich Feuer und Wasser total sympathisch sind? Nun, Schalke und Essen kennen die auch nicht. Lasst uns darüber reden, dann merken wir nicht, wie das Spiel allmählich Richtung Rotweiß kippt…

Mehr und mehr übernehmen die Gäste die Spielkontrolle. Arminia verteidigt recht ordentlich, aber Essen bekommt mehr und mehr Spaß an der Offensive. In der jüngeren Vergangenheit haben wir viele Punkte kleingeredet mit der Begründung, dass der Gegner viel zu wenig angeboten habe. Das mag sein, aber erstens ist es in Arminias Situation völlig peng, wie die Punkte aufs Konto kommen und zweitens ist es so, dass die Blauen selbst genug zum Punkte verlieren angeboten haben. So wie jetzt, als Essen über links spazieren kann und einnetzt. „Eine verdammte Chance…“, hadert Block 3, „eine verdammte Chance haben die…“

Ja, und die reicht leider. Es ist natürlich brutal ärgerlich, wenn der Ausgleich in der letzten Aktion der Nachspielzeit fällt. Einen Vorteil hat es allerdings: Man hat danach keine Gelegenheit mehr, ins Schwimmen zu geraten und auch noch den einen Punkt zu verlieren. Fällt der Ausgleich in der 61. Minute, ist das was anderes. Und so ist Zittern angesagt…

…und die Alm tut alles, um die Blauen aufzubauen, die tatsächlich trudeln. „Immer dabei“, „ Deutscher Sportclub Allez“ singen die Ränge, während Essen einen Angriff nach dem anderen Richtung Kersken starten. Schwarzweißblaue Offensive? Kaum. „Jungejunge, was’n Gebolze“, analysiert Block 3. Wie den Rest überstehen? „Hat der Trainer’ne Idee?“, fragt Block 3, „Ich hab‘ keine…“

Am Ende rafft sich Arminia doch nochmal auf. Die Angriffe werden wieder mutiger. Und die Alm wird noch ein paar Phon lauter. Donnerndes Pfeifkonzert bei einer falschen Einwurfentscheidung. Röhrendes „BIE-LE-FELD! BIE-LE-FELD!“ bei jedem Abspiel in die Spitze. Wird aber nix mehr mit dem Dreier.

Wat sacht Block 3? „Essen ist Siebter, da kann man schonmal 1:1 spielen.“. Korrekt. Arminia hat den Abstand auf die Klippe nach Gütersloh so halb auf sechs Punkte veredelt. „So halb veredelt“ – was für eine, rund um den schwarzweißblauen Herzensclub so typische Aussage!

Fotos zum Spiel

Empfehlung: Die „Fußballfibel DSC Arminia Bielefeld“ mit jeder Menge schwarzweißblauer Lagerfeuergeschichten. Das Buch gibt es bei Thalia. Oder bei amazon. Oder im Fanladen. „90 Minuten Arminia“ habt Ihr schon…?

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